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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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taktische Zentrale. Es war ein weiterer hell erleuchteter weißer Raum, wo sie gedämpfte augenfreundliche Rottöne erwartet hatte. Statt dramatischer Anzeigen bestanden die Wände aus dem üblichen golddurchwirkten Weiß. In der Mitte erhob sich ein pilzförmiger Tisch scheinbar nahtlos aus dem Boden, darum war ein halbes Dutzend pilzförmiger Sitze angeordnet. Die Stühle machten einen schwammigen, unförmigen Eindruck, wie das Mobiliar eines Pfefferkuchenhauses. Sechs Slasher hatten dort Platz genommen und sahen sich gegenseitig über den ebenso schwammig wirkenden Tisch hinweg an. Keiner von ihnen hatte eine angespannte oder auch nur aufgeregte Haltung. Einer hatte sich mit einem Ellbogen auf dem Tisch abgestützt und das Kinn in die Hand gelegt. Eine Frau (die auch als Kind durchgegangen wäre) hielt sich die zusammengelegten Hände vor die Stirn, als würde sie meditieren. Die anderen vier Slasher hatten die Hände schlaff in den Schoß gelegt, als würden sie darauf warten, dass sie bei einem zähen, langweiligen Gesellschaftsspiel an die Reihe kamen. Niemand sagte etwas, und die Augen hatten sie ganz oder zur Hälfte geschlossen. Doch über dem Tisch schwebte eine dichte Wolke aus glitzernden Maschinen, und die Ausläufer dieser Wolke, die sich ständig veränderte, schlossen alle sechs Personen ein.
    »Tunguska«, sagte Cassandra. »Kannst du uns einen ausreichenden Teil deiner Aufmerksamkeit schenken, um mit uns zu reden?«
    Der Mann mit dem Ellbogen auf dem Tisch drehte den Kopf kaum merklich in ihre Richtung. Er war groß, schwarzhäutig und rundgesichtig, hatte traurige Augen mit schweren Lidern und langes schwarzes Haar mit silbrigen Fäden, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
    »Für dich finde ich immer Zeit, Cassie«, sagte er sehr langsam mit sehr tiefer Stimme.
    »Tunguska ist mein Kampfmanager«, sagte Cassandra. »Er ist außerdem mein Freund und Verbündeter. Tunguska und ich kennen uns schon sehr lange.«
    »Ich wusste gar nicht, dass in den Kommunitäten etwas so Altmodisches wie Freundschaft toleriert wird«, sagte Auger.
    »Dann weißt du noch viel weniger über uns, als du ahnst.« Cassandra nickte Tunguska zu. »Unsere Gäste sind neugierig. Kannst du ihnen den aktuellen Spielstand zeigen?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Tunguska drehte sich zur Wand um und sorgte mit energischen Handbewegungen dafür, dass ein Teil davon auf irgendeine Weise schwarz wurde. Kreise und Kugeln wurden sichtbar – eine Darstellung des Sonnensystem als Aufsicht auf die Ebene der Ekliptik. Das innere System wurde herangezoomt, dann der Mars, als nicht maßstabgetreuer roter Globus, begleitet von einem intakten Mond und dem leuchtenden Fleck, der bis vor kurzem Phobos gewesen war.
    »Der Kollaps des Quasi-Wurmlochs hat alle Streitkräfte im Umkreis von mehreren Kilometern um den Mond in den Untergang gerissen«, sagte Tunguska in langsamem und gemessenem Tonfall, als würde er eine Predigt halten. »Doch damit bleibt immer noch eine große Konzentration von Schiffen in der unmittelbaren Umgebung des Mars zurück. Wir empfangen mindestens zweihundert verschiedene Triebwerkssignaturen.«
    »Zu wem gehören diese Schiffe?«, fragte Auger.
    »Zu allen Parteien, die an der Kontrolle des inneren Systems interessiert sind. Verschiedene Fraktionen der Kommunitäten machen etwa siebzig Prozent der aktiven Kampfeinheiten aus. Zwanzig Prozent sind von den VENS, und der Rest sind nichtalliierte Parteien, lunare Splittergruppen und dergleichen.« Während Tunguska sprach, erschienen Symbole in der Darstellung, die sich zu einem Gewimmel aus Flaggen und Emblemen rund um den Mars formierten. Es war fast unmöglich, den Überblick zu behalten.
    »Konnte jemand lebend von Phobos entkommen?«, fragte Auger.
    »Wir beobachten ein paar langsam fliegende Raumfahrzeuge, die Phobos offenbar kurz vor Beginn des Hauptangriffs verlassen haben.«
    »Warum?«, fragte Cassandra. »Hast du an jemand Bestimmten gedacht?«
    »Ich hatte eine Freundin …«, sagte Auger stockend. »Ich kenne sie eigentlich nicht besonders gut, aber ich wünsche mir, dass sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte.«
    »Ich fürchte, ich kann dir keine Garantien geben«, sagte Cassandra. Doch dann schien sie etwas in ihrem Gesicht zu lesen und fuhr fort: »Allerdings erscheint es zumindest plausibel, dass einige Personen …«
    »Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, dass sie es geschafft hat«, sagte Tunguska.
    »Schon

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