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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hat.«
    »Das haben wir uns auch gedacht.« Cassandra legte einen Finger an die Unterlippe. »Es sieht fast so aus, als wäre er ein Mensch aus der Vergangenheit, aus der Zeit vor dem 21. Jahrhundert.«
    »Gut geraten. Was habt ihr sonst noch herausgefunden?«
    »Er muss durch das Hypernetz gekommen sein, vom anderen Ende der Verbindung. Was habt ihr dort gefunden, Auger?«
    »Wenn ich es dir nicht sage, werdet ihr es aus meinen Erinnerungen holen, nicht wahr?«
    »Wenn ich die Vermutung hätte, dass du Informationen von großer strategischer Bedeutung zurückhältst, fürchte ich, dass mir keine andere Wahl bleiben würde. Leider befinden wir uns im Krieg.«
     
    Er wachte auf, als er Augers Stimme hörte. Ihr Gesicht erschien, wurde scharf und sah ihn vor einem Hintergrund an, der wie eine makellose weiße Kinoleinwand war.
    »Floyd. Wach auf. Du bist wieder gesund.«
    Sein Geist war so sauber und klar wie der Morgenhimmel. Irgendwo brüskierte ihn diese Tatsache, denn er fand, dass ihm eine Gnadenfrist der Desorientierung und Benommenheit zugestanden hätte. Selbst seine Erinnerungen fühlten sich blitzblank an, als wären sie gründlich geputzt und auf Hochglanz gebracht worden.
    Er fuhr sich mit der Zunge an den Zähnen entlang. Kein einziger fehlte. Sie waren wie die Wasserspeier an einer Kirche nach einer gründlichen Renovierung.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Wir wurden gerettet«, sagte Auger. Sie stand über seinem Bett und trug eine Art Seidentoga. Der Stoff bewegte sich auf seltsame Weise an ihr, floss um sie herum wie diese sehr flachen Fische, die man manchmal am Meeresboden sah. »Wir sind in Sicherheit, wenigstens vorläufig.«
    Er setzte sich auf und berührte seine Kopfhaut. Von der Verletzung war nichts mehr zu spüren, doch man hatte ihm das Haar geschoren, wo der Schnitt gewesen war. »Wo sind wir hier?«
    »An Bord eines Schiffes.«
    »Eines Raumschiffes?«
    »Ja. Ich hoffe, du kommst damit zurecht. Ich meine, nach allem, was wir erlebt haben, müsste ein Raumschiff für dich eigentlich gar nicht mehr so exotisch sein, oder?«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Floyd. »Wem gehört diese Kiste? Sind es die Guten?«
    »Ich kenne die Frau, die hier offenbar das Sagen hat. Sie ist ein gemäßigter Slasher und heißt Cassandra. Auf der Erde hatte ich bereits mit ihr zu tun. Theoretisch ist sie dadurch vertrauenswürdiger als die Aggressoren.«
    »Aber du klingst nicht sehr überzeugt.«
    »Sie haben sich um uns gekümmert. Das bedeutet nicht, dass ich mich automatisch in Dankbarkeit vor ihnen verneige. Dazu muss ich erst genauer wissen, was hier los ist und wohin man uns bringt.«
    »Hat man es dir noch nicht gesagt?«
    »Angeblich fliegen sie zu der Stelle, von der Caliskan irgendeine Nachricht abgeschickt hat. Mehr weiß ich nicht.«
    Floyd rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Sie hatten ihn sogar rasiert. Es war mit Abstand die beste Rasur seines Lebens. »Du findest sie nicht besonders nett, nicht wahr?«
    »Nicht besonders, seit sie …« Doch dann brach sie ab und schüttelte den Kopf. »Wenn sie alles wissen will, soll sie, verdammt nochmal, dafür arbeiten. Die einzige Person, mit der ich reden will, ist Caliskan.«
    Floyd setzte sich aufrecht. Er wollte Auger gerade fragen, ob sie wusste, wo es hier etwas zu trinken gab, doch dann war das trockene Gefühl in seiner Kehle plötzlich verschwunden, als hätte er es sich die ganze Zeit nur eingebildet.
    »Was hast du Cassandra erzählt?«, fragte er.
    »Ich habe ihr alles erzählt. Wenn sie den Verdacht gehabt hätte, dass ich ihr etwas verheimliche, hätte sie sowieso alles in meinen Gedanken nachlesen können.«
    »Wie hat sie … auf mich reagiert?«
    »Ich glaube, sie ist von deinem Hiersein nicht gerade begeistert.«
    »Damit sind wir schon zu zweit«, sagte Floyd. »Aber mir ist klar, dass es wenig Sinn hat, mich darüber zu beklagen.«
    »All das tut mir furchtbar Leid.«
    »Auger, tu mir einen Gefallen und hör auf, dich zu entschuldigen, ja? Es gibt nichts zu bereuen.«
    Sie lächelte. »Ich glaube dir kein einziges Wort. Aber ich bin trotzdem froh, dass du es geschafft hast, Floyd.«
    »Ich bin froh, dass wir beide es geschafft haben. Wie wär’s mit einem Kuss, bevor sie kommen und mich in der Kombüse schuften lassen?«
     
    Anfangs dachte Auger, Cassandra hätte sich irgendwie verirrt und sie in den falschen Teil des Schiffes geführt, vielleicht in eine Art Warte- oder Ruheraum, aber auf keinen Fall in eine

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