Ewigkeit
Cassandra. »Eure Gedanken habe ich nicht gelesen. Wir haben keine konkrete Vermutung, wohin das Portal führte oder was ihr am anderen Ende gemacht habt. Wir wissen nicht genau, was Niagara im Schilde führte, außer dass Silberregen eine Rolle bei seinen Plänen gespielt hat. Aber wir haben etwas sehr Verblüffendes über diesen Mann erfahren.«
»Floyd?«
»Du hättest ihn nicht mitbringen dürfen.«
»Verdammt, ich hatte keine Wahl.« Auger versuchte sich im Bett etwas aufrechter zu setzen. Während sie sich bewegte, passte sich das Bett sofort an, um sie zu stützen. Unter dem seidigen weißen Laken trug sie eine Art Krankenhauskittel. Sie berührte die Stelle an ihrer Schulter, wo sie eine Schussverletzung erlitten hatte.
Kein Schmerz, keine Entzündung. Sie schob die Hand unter den Kragen des Kittels und betastete die Haut. Sie war babyglatt. Nur eine leichte Überempfindlichkeit verriet, dass sie frisch verheilt war.
»Wir haben die Kugel herausgeholt«, sagte Cassandra. »Du hast ziemlich viel Glück gehabt.«
»Wo sind wir?«
»An Bord unseres Schiffes – das, mit dem wir deinen Transporter aus der Marsatmosphäre gezogen haben. Wir nennen dieses Schiff …« Ihr Kehlkopf gab eine kleine Melodie von sich, doch Auger nahm die Musik darin nicht wahr. »Ich glaube nicht, dass es Sinn hätte, eine Übersetzung in normale Sprache zu versuchen.«
»Wo ist das Schiff jetzt? Sind wir immer noch in Marsnähe?«
»Nein. Wir sind auf dem Weg zur Erde. Es gibt allerdings Komplikationen.«
»Ich muss mit Caliskan reden.«
»Er erwartet dich. Es war eine Warnung von Caliskan, die uns veranlasst hat, nach dir Ausschau zu halten. Die Sendung wurde vermutlich von einem Schiff in Bewegung ausgestrahlt. Wir versuchen immer noch, den Herkunftsort zu bestimmen. Sobald wir näher dran sind, können wir einen eng gebündelten Kanal öffnen.«
»Kann ich Floyd in der Zwischenzeit sehen?«
Cassandra gab den Maschinen, die über dem Bett schwebten, mit einer präzisen mimischen Geste ein Signal. Mehrere kleinere Einheiten schlossen sich Cassandras Wolke an und wurden Teil des funkelnden Ganzen. Sie atmete ein, und die Wolke zog sich auf etwa die Hälfte der vorherigen Ausdehnung zusammen.
»Ich glaube, es ist dir jetzt erlaubt, dich zu bewegen«, sagte Cassandra, nachdem sie die Informationen verdaut hatte, die die Maschinen ihr übermittelt hatten. »Aber geh es langsam an.«
Auger versuchte sich aus dem Bett zu hieven. Im nächsten Moment tauchten weitere Kolibris und Libellen aus dem Nichts auf und assistierten ihr, übten sanften Druck aus, wo sie ihn benötigte. Ihre Füße berührten kaum den Boden. Nachdem sie das Bett verlassen hatte, schwebte das Laken empor und hüllte sich in Form eines weiten, losen Gewands um sie.
»Hier entlang«, sagte Cassandra.
Die goldenen Fäden in den Wänden verschoben sich und bildeten den Umriss einer Tür, die vage an orientalische Architektur erinnerte. Sie öffnete sich gähnend und gewährte den Zugang zu einem rachenförmigen Korridor ohne erkennbaren Übergang zu Boden oder Decke. Der Korridor führte in einer seitlichen Krümmung hinauf und zu einer blanken Wandfläche, die ihnen den Durchgang gestattete, als sie nahe genug waren, um sie berühren zu können.
Sie traten hindurch. Drinnen befand sich ein kleinerer Erholungsraum als der, in dem Auger aufgewacht war, mit einem Einzelbett, in dem ein Patient lag. Floyd schlief flach auf dem Rücken liegend mit dem Gefunkel von Maschinchen rund um den Kopf. Die Slasher hatten ihm einen ähnlichen Kittel angezogen, wie ihn auch Auger trug. Sein Gesicht war völlig leer und maskenhaft, und von der Kopfverletzung war nichts mehr zu erkennen.
»Er sieht wie tot aus«, sagte Auger.
»Er ist nur bewusstlos. Wir lassen ihn vorläufig in diesem Zustand.«
»Warum?«
»Wir wollten ihn nicht erschrecken.« Cassandras Wolke vermischte sich mit den Maschinen, die sich um Floyd kümmerten, und es fand ein schneller Informationsaustausch statt. »Als wir seine Kopfwunde heilen ließen, haben wir selbstverständlich seine DNS untersucht. Sie erwies sich als ziemlich ungewöhnlich. Er besitzt keine der Chromosomenmarker, die ihn als Abkömmling der Menschen ausweisen würden, die die GM-Exkursionen des frühen 21. Jahrhunderts überlebt haben.«
»Weil er keine hat«, sagte Auger.
»Es wäre eine umfangreiche Reskription nötig, um diese Marker zu entfernen. Warum sollte sich jemand so viel Mühe machen?«
»Weil es niemand getan
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