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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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glaube, tiefer möchte ich mit diesem Schiff nicht gehen. Die Partikeldichte ist für meinen Geschmack schon recht hoch.«
    »Können wir jetzt das Shuttle der Twentieth ausschleusen?«
    »Jetzt wäre vielleicht der günstigste Zeitpunkt«, sagte Cassandra. »Folgt mir.«
     
    Sie flogen heulend durch Wolken, die so dick wie Kohlenstaub waren, in denen es brüllend donnerte und Blitze in rosafarbenen Entladungen flackerten.
    »Hast du Caliskan immer noch im Visier?«, fragte Auger.
    »Mit einigen Schwierigkeiten«, sagte Cassandra und wandte sich für einen Moment von der antiken Kontrollkonsole ab. »Hattest du etwas mehr Erfolg bei der Beantwortung der Frage, wer dieser Guy de Maupassant sein könnte, den Caliskan erwähnte?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich glaube, ich weiß ganz genau, was er gemeint hat. Es wäre kein Problem, wenn wir ihn aus der Ortung verlieren, weil wir trotzdem zum Treffpunkt kommen werden.«
    »Hätte er nicht einfach sagen können, wo wir landen sollen?«, fragte Floyd.
    »Caliskan mag solche kleinen Spielchen«, sagte Auger mit einem dünnen Lächeln. Die Hülle des Shuttles ächzte und knirschte wie ein sehr alter Stuhl.
    »Die Wolkendichte wird geringer«, meldete Cassandra. »Ich glaube, gleich haben wir das Schlimmste überstanden.«
    Durch die Kabinenfenster war zu sehen, wie sich das konturlose Grau in strömende Fetzen auflöste und den Eindruck hoher Geschwindigkeit erweckte. Das Schiff durchschlug zwei oder drei letzte Schleier aus verdünnten Wolken, bevor sie freie Sicht auf die Stadt hatten. Es war eine wahre Pariser Nacht, in der es nur dann dunkler wurde, wenn es am Boden einen fatalen Energieausfall gab. Die einzigen Lichtquellen waren die künstliche Beleuchtung, die das Antiquitätenministerium angebracht hatte, auf Gebäuden und Türmen oder an schwebenden Luftschiffen und Drohnenplattformen. Gelegentlich schimmerten Blitze über den Wolken durch die schaltkreisartigen Muster, mit denen die Wolken kommunizierten, und warfen ein negatives Phantombild auf die vereisten Straßen und Gebäude, die sich unter ihnen ausbreiteten.
    Sie befanden in etwa fünf Kilometern Höhe – hoch genug für einen Panoramablick über die gesamte Stadt, bis zum künstlichen Burggraben des Périphérique-Verteidigungsrin-ges.
    »Ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird«, sagte Auger zu Floyd, »aber willkommen in Paris. Hier bist du noch nie zuvor gewesen.«
    Floyd blickte durch die kleinen Fenster hinunter, die in den unteren Teil der Kabine eingelassen waren. »Ich schätze, das bedeutet wohl, dass du mir die ganze Zeit die Wahrheit erzählt hast«, sagte er, während er sich bemühte, die Ungeheuerlichkeit dieser Szene zu erfassen.
    »Hattest du immer noch Zweifel?«
    »Ich hatte immer noch Hoffnung.«
    Sie lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Rand der Stadt, wo die Leuchttürme des Verteidigungsringes abwechselnd grün und rot leuchteten. »Das ist die Périphérique«, sagte sie, »ein Straßenring, der ganz um Paris herumführt. In deiner Version dieser Stadt hat er nie existiert.«
    »Was ist das für eine Mauer?«
    »Der Eisrand. Er ist mit Metall und Beton gepanzert und mit Sensoren und Waffen bestückt, um die größeren Furien abzuhalten – die groß genug sind, um sie sehen zu können. Die meiste Zeit funktioniert das mehr oder weniger. Aber sie dringen trotzdem immer wieder durch, und wenn es geschieht, kommen sie sehr schnell.«
    Das war das Problem mit Paris. Durch das Spinnennetz der Métro und die Straßentunnel gab es zahlreiche einfache Zugangswege von außen. Es spielte keine Rolle, dass die Hälfte der Tunnel nach Einstürzen blockiert war. Die feindseligen Maschinen fanden ständig alternative Routen durch die älteren Systeme der Wasserversorgung oder der Kanalisation. Die kleinsten konnten durch Telefonkabel, Glasfaserleitungen und Gasrohre schlüpfen. Und wenn gar nichts mehr ging, konnten sie sich sogar neue Wege bohren. Sie ließen sich aufhalten und sogar zerstören, aber das war meistens mit untragbaren Schäden an der Stadt verbunden, die die Forscher bewahren und untersuchen wollten.
    »Ich erkenne nicht allzu viel wieder«, sagte Floyd.
    »Du siehst eine Stadt, die mehr als ein Jahrhundert nach deiner Zeit erfroren ist«, sagte Auger. »Trotzdem müsste es immer noch ein paar markante Punkte geben, die dir vertraut sind. Es kommt darauf an, sie unter all dem Eis zu erkennen.«
    »Es ist wie das Gesicht eines Freundes unter einem Leichentuch.«
    »Da ist die Schleife

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