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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der Seine«, sagte Auger und zeigte darauf. »Der Pont Neuf. Notre Dame und die Île de la Cité. Siehst du es jetzt?«
    »Ja«, sagte Floyd mit einer Traurigkeit, die ihr das Herz zerriss. »Ja, jetzt sehe ich es.«
    »Bitte hasse uns nicht zu sehr für das, was wir getan haben. Wir haben uns alle Mühe gegeben.«
    Über ihnen wellten sich die Wolken und brodelten mit einer fremdartigen, gleichgültigen Intelligenz. Das Schiff neigte sich, gierte und sank tiefer. »Darf ich stören und dich nach dem Landeplatz fragen?«, sagte Cassandra.
    »Bleib auf der Südseite des Flusses«, sagte Auger. »Siehst du dort das Rechteck aus Eis?«
    »Ja.«
    »Das ist der Champ de Mars, das Marsfeld. Geh darüber in Position und bring uns auf dreihundert Meter Höhe.«
    Sie spürte, wie das Schiff bereits reagierte, als sie noch gar nicht zu Ende gesprochen hatte. Die Servomotoren knirschten und mahlten unter ihren Füßen, während die Oberfläche des Schiffes angepasst wurde.
    »Gibt es in diesem Bereich etwas Besonderes?«, fragte Cassandra.
    »Ja.«
    Ein Blitz wählte genau diesen Moment, um aus den Wolken zu schießen. Er landete in unmittelbarer Nähe des Stumpfes des abrasierten Eiffelturms am Rande des Marsfeldes.
    »Das ist unser Ziel«, sagte Auger.
    »Diese Metallkonstruktion?«
    »Ja. Setz uns auf der obersten Ebene ab, so gut es geht.«
    »Das Ding steht schief. Ich bin mir nicht sicher, ob das Metall halten wird.«
    »Es wird halten«, sagte Auger. »Das hier sind siebentausend Tonnen solides viktorianisches Gusseisen. Wenn es zweihundert Jahre unter dem Eis überstanden hat, wird es auch unser Gewicht tragen.«
    Zwei Jahrhunderte lang war das untere Drittel des dreihundert Meter hohen Turms von Eis umschlossen gewesen. Durch eine vergessene, von niemandem beobachtete Katastrophe waren die oberen fünfundsiebzig Meter fortgerissen worden. Die Trümmer hatten keine Spuren in der ausgegrabenen Senke von Paris hinterlassen. Die beiden unteren Aussichtsplattformen waren noch vorhanden, ebenso der größte Teil der wesentlich kleineren dritten. Sie kauerte an der Spitze eines schiefen, verdrehten Auslegers aus verbogenem Metall, das sich weit über die zugefrorene Seine neigte.
    »Ich erkenne ein gelandetes Raumfahrzeug auf der dritten Plattform«, sagte Cassandra. »Das Triebwerk ist noch warm. Die Werte entsprechen dem Shuttletyp, den Caliskan benutzt hat.«
    »Das ist unser Treffpunkt. Wenn er nett ist, hat er uns genug Platz zum Landen übrig gelassen.«
    »Es könnte knapp werden«, sagte die Slasherin.
    »Tu dein Bestes. Notfalls musst du nur einen Moment warten, bis wir ausgestiegen sind oder Caliskan an Bord genommen haben.«
    »Und Mister de Maupassant?«
    »Er wird nicht dabei sein. Er ist schon seit fast vierhundert Jahren tot.«
    »Dann muss ich gestehen …«
    »Das ist Caliskans Art von Humor«, sagte Auger. »Er wusste, dass ich es verstehen würde. De Maupassant hat diesen Turm verabscheut. Er hat ihn so sehr gehasst, dass er darauf bestand, hier jeden Tag zu Mittag zu essen. Weil es der einzige Ort in Paris war, wo er ihm nicht den Ausblick verschandelte.«
    Unter ihnen ragte der Turm auf. Nun war die extreme Neigung der Spitze noch deutlicher zu erkennen, als sie genau über der dritten Plattform schwebten. Aus dieser Perspektive bog sich das Metallgeflecht nach innen, wie eine unterspülte Böschung, während es auf der Rückseite so stark gekrümmt war, dass sich die Struktur wie das Nackenfell eines Hundes gekräuselt hatte.
    Wieder schlug in der Nähe ein Blitz ein. Im Spiel aus Licht und Schatten schien die gesamte Konstruktion wie Gelee zu wackeln.
    »Bring uns ran, Cassandra«, sagte Auger. »Je schneller wir unten sind, desto glücklicher bin ich.«
    Die Aussichtsplattform war eine rechteckige Ebene aus Metall, die um fünf oder sechs Grad von der Horizontalen abwich. Sie wurde von abgerissenen senkrechten Streben und den Schächten durchstoßen, die einst die Aufzugkabinen zur Spitze des Turms geführt hatten. Die Metallgeländer am Rand der Plattform waren verbogen, aber noch fast vollständig erhalten. Caliskans pfeilförmiges Shuttle stand in einer Ecke, sodass das Heck über die Fläche hinausragte.
    »Das ist sein Schiff«, sagte Auger. »Kannst du landen?«
    »Ich kann es versuchen.« Cassandra betätigte mehrere Schalter. »Die Landekufen sind ausgefahren und arretiert. Im VTOL werden wir viel Treibstoff verbrennen, aber dagegen kann ich nichts machen.«
    Das Schiff schwankte schwebend hin

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