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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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verloren; es ist nur noch eine sinnlose Abfolge von Geräuschen. Manchen bereitet Musik sogar Unbehagen.«
    »Dann ist Auger also … und auch Susan White?«
    »Amusia hat sich sehr schnell durch die ganze Stoker-Gesellschaft ausgebreitet. Als man endlich merkte, was geschah, war es schon viel zu spät, um noch etwas dagegen zu tun. Bis heute zirkulieren mutierte Stämme des Virus. Und es wurde so konstruiert, dass man es, wenn man sich einmal damit infiziert hat, an seine Kinder weitergibt … und an deren Kinder. Das ist die Zukunft, Floyd: eine Welt ohne Musik – zumindest für die meisten.«
    »Die meisten?«
    »Die Waffe hat nicht bei allen funktioniert. Einer von tausend war nicht von den Folgen betroffen, obwohl wir immer noch nicht wissen, warum das so ist. Diese Menschen betrachten sich als Glückskinder. Sie werden gleichermaßen beneidet und gehasst.«
    »Aber wenn man Musik stehlen kann … müsste man sie doch auch wieder zurückbringen können, oder?«
    Tunguska lächelte nachsichtig. »Wir haben es versucht, um Brücken zu reparieren. Aber es gibt nur wenige Freiwillige, weil die Stoker naturgemäß große Bedenken haben, sich einem weiteren neuralen Eingriff auszusetzen. Die meisten von ihnen würden sich nicht einmal wegen eines gebrochenen Beins von uns behandeln lassen, ganz zu schweigen von einer mentalen Veränderung. Und die wenigen, die sich freiwillig gemeldet haben … nun, die Resultate waren nicht gerade sehr erfolgreich. Wenn sie sich erinnern, wie Musik früher für sie gewesen ist, beklagen sie sich, dass sie nun blass und gefühllos klingt. Vielleicht haben sie sogar Recht.«
    »Oder es geht ihnen nur genauso wie uns allen«, sagte Floyd. »Niemand hat mir den Sinn für Musik gestohlen, aber ich schwöre, dass sie nie mehr so gut geklungen hat wie mit zwanzig.«
    »Ich gestehe, dass auch ich diesen Verdacht gehegt habe. Aber in Anbetracht des Schadens, den wir diesen Menschen zugefügt haben, müssen wir die Angelegenheit im Zweifel zu ihren Gunsten betrachten. Vielleicht fehlt ihnen doch etwas.«
    »Wie steht es mit Ihren Leuten? Wenn dieses Virus überall ist, müssten Sie sich inzwischen nicht auch damit angesteckt haben?«
    »Sie vergessen die Maschinen in unseren Körpern, die das Virus in Schach halten.« Tunguska zögerte. »Nachdem wir dieses Thema angeschnitten haben, Floyd, sollte ich Sie warnen, da Sie nicht über solche Maschinen verfügen …«
    »Dass das Virus mich jederzeit befallen könnte?«
    »Im Moment droht Ihnen vermutlich keine Gefahr«, sagte Tunguska. »Sie müssten Kontakt mit mehr als nur einem Träger haben, bevor das Virus die Gelegenheit erhält, wirksam zu werden. Aber wenn Sie im Sonnensystem bleiben – wenn Sie sich frei in der Stoker-Gesellschaft bewegen –, würde das Virus Sie irgendwann erwischen.«
    Floyd betrachtete die Schallplatte, auf der sich sein Gesicht spiegelte. »Dann würde ich die Musik verlieren, genauso wie es mit Auger geschehen ist?«
    »Es sei denn, Sie hätten das Glück, einer von tausend zu sein, der gegen das Virus immun ist … aber realistisch betrachtet würde es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit passieren.«
    »Danke«, sagte Floyd. »Ich bin froh, dass Sie es mir gesagt haben.«
    Tunguska wirkte leicht verblüfft. »Dank war nicht unbedingt die Reaktion, die ich von Ihnen erwartet hatte. Hass und Verdammung vielleicht, aber nicht Dankbarkeit.«
    »Ich würde sagen, dass es für eine Verdammung etwas zu spät ist. Was geschehen ist, ist geschehen. Und ich habe den Eindruck, dass Sie nicht unbedingt stolz auf Ihre Tat sind.«
    »Nein.« Tunguska klang ehrlich erleichtert. »Wir sind auf keinen Fall stolz darauf. Und wenn wir die Sache auf irgendeine Weise wieder gutmachen könnten …«
    »Vielleicht, nachdem Sie dieses kleine Kriegsproblem aus der Welt geschafft haben«, schlug Floyd vor. »Dann können Sie daran denken, ein paar von diesen Brücken wiederaufzubauen. Aber zuerst müssen wir Niagara aufhalten.«
    »In der Fracht war etwas, das er brauchte«, sagte Tunguska. »Er wusste genau, wonach er suchte. Wir nicht. Es wäre schon schwierig genug, es zu finden, wenn wir die Sachen noch hätten – oder wenn Cassandra genug Zeit gehabt hätte, den Inhalt mit höherer Auflösung zu scannen.«
    »Moment«, sagte Floyd und drehte die Schallplatte in den Händen. »Wenn sie nicht genug Zeit hatte, die Fracht in allen Einzelheiten zu untersuchen, woher kommt dann diese Kopie?«
    »Cassandra hat sich nach Kräften bemüht,

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