Ewigkeit
Schiff durch das Sonnensystem auf das Sedna-Portal zuraste. Floyd durchstreifte das riesige Zimmer und erkundete die Grenzen wie ein Hamster im Labor. Es war sehr komfortabel eingerichtet, und überall zeigte sich, dass seine Gastgeber sich viel Mühe gegeben hatten, ihm das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein. Doch er hatte den bohrenden Verdacht, dass er mit der nackten Realität des Schiffes, wie es sich den üblichen Insassen präsentierte, viel glücklicher gewesen wäre. Aus der Nähe betrachtet machte das Dekor und das Mobiliar den gleichen skizzenhaften Eindruck wie im Salon. Es war, als würde man durch den vagen Tagtraum einer anderen Person spazieren. Es entspannte ihn nicht, sondern machte ihn noch nervöser.
Neben dem Schreibtisch stand ein großer alter Radioschrank. In das Holz um die Lautsprecherabdeckung war das Motiv eines Sonnenaufgangs eingeritzt. Er schaltete den Apparat ein und drehte am Abstimmknopf. Auf der gesamten Bandbreite gab es nur einen einzigen Sender. Auf diesem Kanal verkündete ein Mann die Neuigkeiten aus dem Sonnensystem, insbesondere die Ereignisse im und um das Portal, zu dem sie unterwegs waren. Der Ansager sprach im Tempo eines Sportreporters und unterstrich seinen Monolog mit kurzem Glockengeläut, Pfiffen und Xylophonmelodien. Es war keine echte Nachrichtensendung – das war Floyd schon nach sehr kurzer Zeit klar. Der Stil hätte schon 1939 veraltet und falsch geklungen. Es war eine Zusammenfassung der realen Situation, auf eine Weise verpackt, die ihn trösten und beruhigen sollte.
Er hörte noch etwa eine Stunde lang Radio, bis er es nicht mehr ertrug. Niagaras Schiff hatte das Portal erreicht und die Penetration erfolgreich hinter sich gebracht. Befürchtungen, die Aggressoren könnten versuchen, das Portal anschließend zum Kollaps zu bringen, erwiesen sich als unbegründet – zumindest vorläufig. Eine Theorie ging davon aus, dass sich das zurückgebliebene technische Personal geweigert hatte, den Befehl zur Schließung der Mündung auszuführen. Nach einer anderen sollte der Kollaps so lange hinausgezögert werden, bis die Moderaten kurz davor standen, das Portal wieder in ihre Gewalt zu bringen, damit die Kollapswelle es nicht mehr schaffte, Niagaras Schiff einzuholen und zu beschädigen. Eine dritte Möglichkeit war, dass die Aggressoren entschieden hatten, das Portal trotz der Gefahr einer Verfolgung offen zu lassen. Wenn sie es geschlossen hätten, wäre ihnen in Zukunft der Zugang zur AGS verwehrt, was ihren gesamten Plan sinnlos gemacht hätte. Sie wollten E2 sterilisieren und dann jeden davon überzeugen, dass dieses Vorgehen absolut richtig gewesen war. Und dann würden sie vermutlich über Grundstückspreise reden.
Floyd schaltete das Radio aus und dachte wieder über Auger nach. Es war erst eine knappe Woche her, seit sie ihm über den Weg gelaufen war. Trotzdem konnte er sich nicht mehr vorstellen, auch nur einen Augenblick seines künftigen Lebens ohne sie zu verbringen. Jede andere Sorge erschien ihm blass und banal, wenn er sie neben die Notwendigkeit hielt, dass sie überleben musste.
Schließlich stattete Tunguska ihm einen weiteren Besuch ab. »Es gibt gute Neuigkeiten, Floyd – Auger macht Fortschritte.«
»Haben Sie einen neuen Wirt gefunden?«
»Nein, noch nicht. Cassandras Maschinen scheinen es darauf abgesehen zu haben, sich zu verschanzen, zumindest vorläufig. Es könnte sein, dass sie beschlossen haben, in Auger zu bleiben, bis die Krise vorbei ist.«
Floyd stand auf. »Kann ich sie sehen?«
»Ich sagte, sie macht Fortschritte.« Tunguska sah ihn mit einem mitfühlenden Lächeln an. »Ich habe nicht gesagt, dass sie wieder ansprechbar ist.«
»Wie lange dauert es noch, bis sie wieder richtig bei Bewusstsein ist?«, fragte er, während er sich aufs Bett zurückfallen ließ.
»Wir werden bereits innerhalb des Portals sein, wenn sie wieder Besucher empfangen kann.« Tunguska hielt eine Kiste in der Hand, die mit etwas voll gepackt war, das Floyd auf den ersten Blick für Papiere hielt. »Bis dahin muss ich Sie bitten, sich zu gedulden.«
Floyd nahm diese Information so würdevoll wie möglich entgegen. »Also gut. Ich schätze, es hat ohnehin keinen Sinn, sich mit Ihnen streiten zu wollen.«
»Ich fürchte, Sie haben Recht. Natürlich liegt uns nur Augers Wohlergehen am Herzen, aber genauso sorgen wir uns um Cassandra.« Er trat ans Bett, auf dem Floyd saß, und stellte die Kiste vor ihm auf den Boden. »Ich dachte mir, dass ich
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