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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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was bedeutet, dass die Bücher und Zeitschriften nicht so gründlich gescannt werden konnten, wie es wünschenswert gewesen wäre. Aber die Tonaufnahmen? Es war im Grunde eine recht einfache Angelegenheit, die Rillen holografisch zu speichern. Viel einfacher, als ein Papierdokument mit mikroskopischer Genauigkeit zu scannen, um darin nach versteckten Botschaften suchen zu können.«
    Floyd sah sich die Plattenhülle von allen Seiten an. »Aber wenn sich hier eine Botschaft verstecken würde, wäre sie Ihnen doch auch entgangen.«
    »Eine versteckte Botschaft wie die Koordinaten der AGS? Ja. Aber Sie wissen ja bereits, dass nur ein winziger Datensatz nötig wäre, um die Position eindeutig anzugeben. Ein paar Ziffern … die sich mühelos sonstwo verbergen lassen.«
    »Dann ist es völlig aussichtslos.«
    »Ich habe mir nur gedacht, dass die Schallplatten Ihnen helfen könnten, die Zeit totzuschlagen. Wenn ich bedenke, wie viel Ihnen Musik bedeutet …«
    »Ja«, sagte Floyd. »Sehr viel. Und ich bin Ihnen sehr dankbar für diese Geste. Aber ohne etwas, worauf sich diese Platten abspielen lassen …«
    »Ich bitte Sie!«, sagte Tunguska mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen. »Sie glauben doch nicht, dass ich das vergessen hätte, oder?«
    Er blickte auf etwas, das sich hinter Floyd befand, auf dem Nachttisch neben dem Radio. Floyd drehte sich um. Nun stand dort ein komplettes Grammophon, ein gutes Gerät, wo noch vor einer Minute nichts gestanden hatte.
    »Das ist ein verdammt guter Trick, Tunguska«, sagte er lächelnd.
    »Genießen Sie die Musik, Floyd. Ich werde wiederkommen, wenn ich Neuigkeiten für Sie habe.«
    Nachdem er gegangen war, legte Floyd die Schallplatte auf den Teller des Grammophons und setzte die Diamantnadel in die Rille. Zunächst knisterte es, danach wurde es stiller, bis auf ein gelegentliches statisches Knacken. Dann begann die Musik. Armstrongs Trompete füllte mühelos den Raum aus, Lil Hardins Piano klang klar und kühl wie Regen an einem heißen Tag. Floyd lächelte – es war immer gut, Satchmo zu hören, ganz gleich, wo oder wann. Aber trotzdem ließ ihn die Musik keine Ruhe finden. Vielleicht machte er sich zu viele Sorgen um Auger und alles andere, um die Musik auf sich wirken lassen zu können. Aber selbst seine zerkratzte alte Gennett-Pressung hatte eine Lebendigkeit, die dieser Version fehlte. Irgendwo zwischen Paris und Cassandras Raumschiff hatte die Musik etwas Essenzielles verloren. Floyd nahm die Platte vom Teller und schob sie zurück in die Hülle. Er blätterte die Sammlung in der Kiste durch, suchte ein paar andere Jazzaufnahmen heraus und probierte es damit, bevor er es schließlich aufgab. Vielleicht lag es gar nicht an den Aufnahmen, sondern am Plattenspieler oder an der Akustik des Raumes. Auf jeden Fall stimmte etwas nicht. Es war, als würde man jemanden hören, der fast so etwas wie eine Melodie pfiff.
    Netter Versuch, Tunguska, dachte er.
    Floyd streckte sich wieder auf dem Bett aus, die Hände im Nacken verschränkt. Er schaltete noch einmal das Radio ein, aber die Nachrichten waren immer noch genauso fad wie zuvor.
     
    »Sie können jetzt mit ihr sprechen«, sagte Tunguska. »Aber seien Sie bitte vorsichtig. Sie hat in den letzten Tagen eine Menge durchgemacht.«
    »Ich werde sie mit Samthandschuhen anfassen.«
    »Natürlich. Übrigens – wie gefallen Ihnen die Schallplatten?«
    »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie sich so viel Mühe mit mir machen.«
    »Wie in ›Mühe allein genügt nicht‹?«
    »Es tut mir Leid, Tunguska, aber irgendetwas stimmt damit nicht. Vielleicht braucht der Plattenspieler eine neue Nadel. Oder es liegt irgendwie an mir.«
    »Ich wollte nur, dass Sie sich ein wenig wie zu Hause fühlen.«
    »Das weiß ich sehr zu schätzen. Aber machen Sie sich keine Sorgen um mich, okay? Ich komme schon klar.«
    »Sie sehen den Dingen tapfer ins Auge, Floyd. Das bewundere ich an Ihnen.«
    Tunguska führte ihn in den strahlend weißen Erholungsraum.
    »Ich werde Sie mit ihr allein lassen. Die Maschinen werden es mir mitteilen, falls sie Schwierigkeiten bekommt.«
    Er trat durch die weiße Wand nach draußen, die sich wie Pudding nahtlos hinter ihm verschloss.
    Auger schien halbwegs bei Bewusstsein zu sein. Sie saß im Bett, und ein Nebel aus silbernen Maschinen umschwirrte glitzernd ihren Kopf und Oberkörper. Sie sah, wie er auf sie zukam und brachte trotz ihrer offenkundigen Erschöpfung ein Lächeln zustande.
    »Floyd! Ich dachte schon, man

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