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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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beurteilen«, erwiderte Auger.
    »Vermissen Sie die Musik?«
    »Man kann etwas, das man nie gekannt hat, auch nicht vermissen.«
    »Sie haben auch niemals Regen gekannt. Keinen echten Regen, der aus einem echten Himmel fällt.«
    »Das ist etwas anderes«, erwiderte sie gereizt. Es ärgerte sie, dass er so viel über sie wusste. »Darf ich fragen, was das alles soll? Was machen Sie hier, so weit weg vom Antiquitätenministerium? Was bezwecken Sie damit, mich quer durch Tanglewood zu schleifen?«
    »Vorsicht, Verity.«
    »Ich habe das Recht, es zu erfahren.«
    »Sie haben überhaupt kein Recht, irgendetwas zu erfahren. Aber da ich mich heute großzügig fühle … Ich nehme an, man hat Ihnen vom Kontingenzministerium erzählt?«
    »Ja. Und ich weiß auch, dass es nicht existiert.«
    »Es existiert durchaus«, antwortete Caliskan. »Und ich sollte es wissen – schließlich leite ich es.«
    »Nein. Sie leiten Antiquitäten.«
    »Das auch. Aber meine horizontale Beförderung zu Antiquitäten war von Anfang an nur eine Frage der Zweckdienlichkeit. Vor zwei Jahren ist uns etwas in den Schoß gefallen. Ein Fund …« – er hielt inne und korrigierte sich -»… zwei Funde, wenn Sie so wollen – beide von atemberaubendem strategischem Wert. Zwei miteinander verbundene Entdeckungen, die unser Verhältnis zu den Kommunitäten völlig verändern könnten. Entdeckungen, die sogar unser Verhältnis zur Realität verändern könnten.«
    »Ich mag keine Slasher«, sagte Auger. »Insbesondere nach dem, was in Paris passiert ist.«
    »Meinen Sie nicht, dass wir Vergangenes ruhen lassen sollten?«
    »Für Sie ist das leicht gesagt. Sie sind nicht von Amusia berührt worden. Ihnen hat man nichts weggenommen.«
    »Nein«, sagte Caliskan. »Das Amusia- Virus hat mich nicht berührt, genauso wie es einen von tausend anderen nicht angerührt hat. Aber ich habe etwas verloren, das mir weit mehr am Herzen liegt als meine Fähigkeit, Musik wahrzunehmen.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    »Ich habe einen Bruder an die Slasher verloren«, erklärte er. »In der letzten Phase der Phobos-Offensive, als wir versucht haben, den Mond zurückzuerobern. Wenn jemand ein Recht hat, sie zu hassen, dann ich.«
    Auger hatte nicht gewusst, dass Caliskan überhaupt einen Bruder gehabt hatte, ganz zu schweigen davon, dass er im letzten Krieg gestorben war. »Hassen Sie sie?«
    »Nein. Ich behandele sie als das, was sie sind: eine Ware, die man ausbeuten kann, wie und wann es uns beliebt. Aber hassen? Nein.«
    Sie beschloss, dass es vielleicht an der Zeit war, zuzuhören. »Und die Verbindung zum Antiquitätenministerium?«
    »Ist von größter Bedeutung. Als wir die Natur der zweiten Entdeckung erkannten, wurde uns klar, dass wir auf einer grundlegenderen Ebene mit Antiquitäten zusammenarbeiten müssen. Die einfachste Lösung war, DeForrest durch mich zu ersetzen. So habe ich den vollständigen Überblick über alle Aktivitäten auf der Erde.«
    »Ich habe immer gesagt, dass man Sie nur aus politischen Gründen berufen hat.«
    »Aber nicht so, wie Sie dachten.« Seine getönten Brillengläser glänzten im Licht wie zwei winzige Fenster, die einen blauen Himmel spiegelten. »Ich möchte Ihnen jetzt ein paar Fragen über die Stadtpläne stellen.«
    Sie spürte ein Kribbeln im Nacken, als ihr klar wurde, dass man sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Ihr hätte klar sein müssen, dass man sie im Auge behalten würde. »Haben Sie sie mir geschickt? War das eine weitere sinnlose Prüfung, wie die Mahler-Schallplatte?«
    Er schien belustigt. »Man hat mich vor Ihnen gewarnt.«
    »Und was hat man gesagt?«
    »Dass Sie sagen, was Sie denken. Aus persönlicher Erfahrung ist mir ja bereits bekannt, dass Sie kaum Respekt vor Autoritäten haben.« Seine Stimme wurde sanfter. »Man hat mir auch gesagt, dass Sie einen scharfen Blick für Details haben. Also sagen Sie mir, was Sie von den Stadtplänen halten.«
    Eine leise innere Stimme teilte ihr mit, dass von ihrer Antwort mehr abhing, als auf den ersten Blick zu vermuten war. Sie spürte, wie ihre übliche Redegewandtheit sie im Stich ließ, und antwortete mit belegter Stimme: »Ich habe mir nur einen angesehen. Etwas daran hat keinen Sinn ergeben.«
    »Fahren Sie fort«, bat Caliskan.
    »Dem Copyrightvermerk zufolge wurde die Karte mehr als ein Jahrhundert vor dem Nanocaust gedruckt. Trotzdem war sie in einwandfreiem Zustand – genau wie die Mahler-Schallplatte.«
    »Kam Ihnen an der Zeit, aus der der Stadtplan stammt,

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