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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wollen wir«, stimmte Auger ihm übertrieben liebenswürdig zu. »Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum ich all das gerade jetzt erfahren muss.«
    »Der Grund dafür ist«, erklärte Molinella geduldig, »dass sich ab dem morgigen Tag nur noch eine einzige Person in diesem Schiff befinden wird, die etwas über den Inhalt dieses Briefings weiß. Aber das heißt nicht, dass Agentin Ringsted und ich von hier verschwinden.« Er steckte die Spritze zurück in den Behälter und in die Tasche und klopfte leicht dagegen. »Wenn Sie uns nach diesem Briefing außerhalb dieses Zimmers antreffen, behandeln Sie uns wie jeden anderen Passagier. Uns weitere Fragen zu stellen, wäre absolut sinnlos. Wir werden uns buchstäblich nicht an Sie erinnern.«
    »Wir fangen mit dem Wichtigsten an«, sagte Ringsted. »Bitte das Licht, Agent Molinella.«
    Molinella erhob sich und dämpfte das Licht in der Kajüte.
    »Jetzt wird es gemütlich«, setzte Auger an, aber sie hatte kaum den Mund geöffnet, als Lichtmuster auf einer freien Kajütenwand erschienen. Die Strahlen ließen sich zu einem Rubinring an Molinellas Hand zurückverfolgen.
    Das Lichtmuster verdichtete sich zu etwas, das vermutlich das Emblem des Kontingenzministeriums war, begleitet von der Warnung, dass die folgenden Informationen unter eine schauderhaft hohe Sicherheitsstufe fielen. Auger hatte nicht gewusst, dass es so eine Stufe überhaupt gab.
    »Hätte ich inzwischen nicht irgendetwas unterschreiben sollen?«, erkundigte sie sich.
    Ringsted und Molinella wechselten einen Blick und lachten. »Schauen Sie einfach zu«, sagte Ringsted, »und heben Sie sich Ihre Fragen für später auf.«
    Das Sicherheitsabzeichen verschwand und wurde von einer Darstellung ersetzt, die für Auger wie die Milchstraße von oben aussah.
    Dann erschien ein Mann, dessen Bild die Galaxis überlagerte. Er trug einen grauen Anzug mit roten Manschetten und wirkte ausgesprochen athletisch, mit Muskeln, die die Nähte des Anzugstoffs beanspruchten. Er sah sehr attraktiv aus und wirkte selbstsicher, und mit einem plötzlichen Schock erkannte Auger ihn.
    Es war Peter.
    »Hallo, Verity«, sagte er und spreizte die Finger in einer entschuldigenden und etwas peinlich berührten Geste. »Ich schätze, das kommt für dich ein bisschen überraschend. Ich kann mich nur für all die Heimlichtuerei entschuldigen und hoffen, dass du mir – beziehungsweise uns allen – die unvermeidlichen Täuschungen vergibst.«
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Peter hob die Hand und ließ ein wissendes Lächeln aufblitzen. »Nein, sag nichts. Du wirst dir einfach anhören müssen, was ich zu erzählen habe, und die Lücken selber ausfüllen. Ich werde mir Mühe geben, nichts von entscheidender Bedeutung auszulassen.«
    »Peter«, sagte sie, unfähig, sich zurückzuhalten. »Was sind …?«
    Die Aufnahme lief unbeirrt weiter. »Haken wir erst mal das Offensichtliche ab, in Ordnung? Alles, was du über mich zu wissen glaubst, trifft zu. Ich bin im diplomatischen Dienst, und ich bin gerade von einer ausgedehnten Reise durch die Kommunitäten zurückgekehrt, mit einem Abstecher ins Hypernetz zum Abschluss. Das ist die offizielle Geschichte, und sie ist wahr. Aber es steckt noch mehr dahinter. Ich habe auch als verdeckter Ermittler fungiert und Informationen gesammelt, während ich die Rolle des süßholzraspelnden Diplomaten-Hohlkopfs gespielt habe.« Er lächelte erneut – offensichtlich stellte er sich vor, wie seine Exfrau auf diese Nachricht reagieren würde. »Was, wie ich wohl hinzufügen sollte, ein beachtliches Risiko für mich und meine Freunde bei den Slashern war. Im Moment wird die Lage da draußen ziemlich ernst, und Spione werden nicht besonders gern gesehen. Wie die Dinge liegen, bin ich wahrscheinlich nicht mehr von Nutzen. Ein Jammer, eigentlich hat es mir als Gespenst ganz gut gefallen.« Peters wohlbemessene Schauspielerstimme schien irgendwo aus der Kajüte zu kommen, nicht aus dem Projektionsring.
    »Aber ich sollte wohl besser auf den Punkt kommen. Und der Punkt ist, wie kaum anders zu erwarten war, das Hypernetz.« Peter wandte sich um und bewegte eine Hand wie ein Bauer, der Saatgut ausstreut, über das Antlitz der Milchstraße. Ein helles Liniengeflecht erschien auf der Spirale, dann drehte sich die Ansicht und ließ eine dreidimensionale Struktur zum Vorschein kommen. »Wir vermuten, dass dies die Ausdehnung des Hypernetzes ist, soweit es von Slasher-Forschern vermessen wurde«,

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