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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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kurz inne. »Oder wie Zeitbomben.«
    Das Bild veränderte sich, um erneut eine der blaugrauen AGS-Kugeln aus der Nähe zu zeigen. Die Ansicht wirkte sparsam und schematisch. Die kugelförmige Oberfläche verblasste und ließ nur eine sehr dünne Außenschicht zurück.
    »Das ist der Querschnitt«, erklärte Peter. »Die Slasher haben den Innenraum mittels Neutrinotomographie vermessen. Sie haben einen Fünfzig-Kilowatt-Neutrinolaser in ein Schiff gepackt und es an einer Seite der AGS positioniert. Ein weiteres Schiff war mit dem dazugehörigen Neutrinodetektor ausgestattet – eine Anordnung ultrastarrer Saphirkristalle, die darauf kalibriert sind, beim Eintreffen eines einzelnen Neutrinos eine Gittervibration abzugeben. Das Sendeschiff variiert also den Weg des Strahls durch die AGS, während das Empfängerschiff der vorausberechneten Strahlbahn folgt und den Anstieg und Abfall im Neutrinofluss misst, der entsteht, wenn der Strahl die AGS in verschiedenen Winkeln durchquert. Die Ergebnisse ließen auf eine harte, etwa einen Kilometer dünne Schale unbekannter Zusammensetzung schließen. Außerdem entdeckten sie eine signifikante Massenkonzentration im Zentrum, die eine Kugel mit ein paar tausend Kilometern Radius bildet. Anders ausgedrückt, ein planetengroßes Objekt, und zwar mit genau dem Dichteprofil, das man von einem typischen erdähnlichen Planeten wie der Venus oder der Erde erwarten kann. Der Rest des Innenraums scheint aus Vakuum zu bestehen, soweit sich das mit Neutrinowellen feststellen lässt.«
    Auger drehte sich zu Ringsted und Molinella um. »Das ist zweifellos erstaunlich. Es macht mir allein schon Angst, dass ich es erfahre. Aber ich begreife immer noch nicht, was all das mit mir und meinem Disziplinarverfahren zu tun hat.«
    »Sie werden schon sehen«, erwiderte Ringsted.
    Peter redete ungeachtet ihrer Unterbrechung weiter. »Auf Grundlage dieser Anhaltspunkte sind die Slasher zu dem Schluss gelangt, dass die AGS-Objekte physische Hüllen für Planeten sind. Manche der Planeten scheinen sogar zusammen mit ihren Monden enthalten zu sein. Das deutet auf eine extrem fortgeschrittene Technologie hin – durchaus vergleichbar mit dem Hypernetz selbst. Aber warum sollte jemand so etwas machen! Warum sollte man eine ganze Welt in eine dunkle Kugel sperren und vom Rest des Universums abschneiden? Vielleicht sind die Kugeln innen gar nicht dunkel. Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Und vielleicht sehen sie nur von außen wie Gefängnisse aus. Der Zustand der Materie im Innern könnte tatsächlich ziemlich sonderbar sein. Handelt es sich um Planeten, die aufgrund eines entsetzlichen Verbrechens oder einer biologischen Katastrophe unter Quarantäne stehen? Sind es Antimateriewelten, die es irgendwie in unsere Galaxis verschlagen hat und die auf ihrem Weg von jeglichem Außenkontakt abgeschirmt werden müssen? Handelt es sich um etwas noch Schlimmeres? Unseren Daten zufolge haben die Slasher trotz all ihrer Untersuchungen nicht die geringste Ahnung. Sie können nur raten.«
    Peter blickte mit glänzenden Augen in die Kamera und erlaubte sich ein winziges selbstzufriedenes Lächeln, nicht mehr als die Andeutung gehobener Mundwinkel.
    »Nun, wir glauben, dass wir es wissen. Wir haben nämlich einen Weg in eine der Kugeln gefunden, von dem die Slasher keine Kenntnis haben. Und du, Verity, wirst eine kleine Reise ins Innere machen.«

 
Sieben
     
     
    Das Telefon riss Floyd kurz nach acht Uhr morgens aus dem Schlaf. Es hatte nicht zu regnen aufgehört, seit er aus Montparnasse zurückgekehrt war. Die Tropfen schlugen in diagonalen Linien gegen das Fenster, und der Wind drückte gegen das Glas, das nur locker in den Metallrahmen eingepasst war. Irgendwo in der Wohnung hörte er Custine fröhlich pfeifen, während er mit dem Abwasch herumklapperte. Floyd verzog das Gesicht. Es gab zwei Dinge, die er frühmorgens hasste: Telefonanrufe und übertrieben fröhliche Menschen.
    Immer noch halb angezogen von der vergangenen Nacht stolperte er aus dem Bett und nahm den Telefonhörer ab. »Floyd«, sagte er. Seine Stimme war belegt vom wenigen Schlaf, den er sich gönnen konnte. »Und wie geht es Ihnen, Monsieur Blanchard?«
    Das schien den Anrufer zu beeindrucken. »Woher wussten Sie, dass ich es bin?«
    »Sagen wir, es war so etwas wie eine Ahnung.«
    »Es ist nicht zu früh für Sie?«
    Floyd rieb sich den Schlaf aus den Augenwinkeln. »Überhaupt nicht, Monsieur. Bin schon seit Stunden wach und arbeite am

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