Ewigkeit
ähnliche Dinge.«
»Trotzdem wäre das Risiko einer Entdeckung zu groß. Es wäre sicherer, so etwas wie eine verschlüsselte Einkaufsliste für Radiobauteile und Anweisungen mitzunehmen, wie man sie zusammensetzen muss.«
»Gut.« Custine stand auf und lehnte sich gegen die Wand, während er sich mit einem Finger auf den Schnurrbart tippte. »Hier gibt es mehrere Punkte, die wir nicht verstehen. Aber wir wollen zumindest überlegen, was geschehen sein könnte. Susan White trifft als ausländische Spionin in Paris ein und sucht sich ein Zimmer. Dann muss sie wieder in Verbindung zu ihren Landsleuten treten – auch wenn wir nicht wissen, wer und wo sie sind.«
»Oder es war nötig, dass sie regelmäßig die Signale eines anderen Senders abhörte«, sagte Floyd.
Custine nahm Floyds Einwand mit einem erhobenen Finger zur Kenntnis. »Auch das ist eine Möglichkeit. Auf jeden Fall baut sie diesen Empfänger zusammen, und zwar auf der Grundlage eines einfachen Radios. Sie hat das Gerät vielleicht sogar benutzt, als sie gestört wurde. Der Eindringling tötet sie, indem er sie vom Balkon stürzt, genau, wie Blanchard vermutet hat. Dann bemerkt er das Radio, oder er hat schon vorher gesehen, wie sie es benutzt hat. Offensichtlich wollte man es zerstören, aber man konnte es nicht aus dem Zimmer schaffen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und vielleicht konnte man – der oder die Täter – sich nur für kurze Zeit hier aufhalten. Schließlich lag draußen eine Leiche auf dem Pflaster.«
»Und eine zerschmetterte Schreibmaschine«, fügte Floyd hinzu.
»Ja«, sagte Custine mit weniger Überzeugung. »Ich bin mir nicht sicher, wie dieses Detail ins Bild passt. Vielleicht hat man sie benutzt, um sie zu erschlagen.«
»Gehen wir vorläufig einfach nur davon aus, dass der Mörder in Eile war«, sagte Floyd.
»Der Unbekannte hatte gerade genug Zeit, um das Radio von der Wand wegzuziehen, die Rückseite aufzubrechen und eine Hand hineinzuschieben. Er richtete so viel Schaden wie möglich an, in der Hoffnung, dass das Radio dadurch nicht mehr benutzbar war. Wenn ihm mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte, wäre er sicher gründlicher gewesen, aber wie es scheint, hat er nur ein paar Drähte herausgerissen und es dabei belassen.«
Floyd zog ein Bündel Drähte zur Seite und wünschte sich, er hätte eine Taschenlampe dabei. »Wir müssen dieses Ding wieder zum Funktionieren bringen.«
»Ratsamer wäre es, diese ganze Geschichte an die zuständigen Behörden zu übergeben«, sagte Custine.
»Du glaubst, man wird die Sache endlich ernst nehmen, weil wir nun ein kaputtes Radio vorweisen können? Gib dich keinen Illusionen hin, André. Bisher haben wir nichts außer Indizien.« Vorsichtig löste Floyd einen der herausgerissenen Drähte aus dem Bündel und suchte nach dem Gegenstück. »Wenn wir es reparieren könnten …«
»Wir wissen nicht, ob der Mörder irgendetwas daraus mitgenommen hat.«
»Gehen wir von der Vermutung aus, dass er es viel zu eilig hatte und dass er nichts bei sich haben wollte, das ihn mit diesem Zimmer in Verbindung bringen würde.«
»Es sieht dir gar nicht ähnlich, so optimistisch zu sein.« Custine runzelte die Stirn, ging zur Tür hinüber und legte ein Ohr daran. »Achtung – jemand kommt die Treppe herauf.«
»Lass uns dieses Ding wieder an die Wand schieben. Schnell!«
Floyd hielt die Rückseite an das Gehäuse, während Custine sie mit einer Schraube befestigte. Auf die übrigen mussten sie vorläufig verzichten. Hinter ihnen klapperte die Tür, als jemand am Knauf zog.
»Das ist Blanchard«, zischte Custine.
»Einen Augenblick, Monsieur«, rief Floyd, während sie gemeinsam das klobige Radio zurückstellten. Dabei erhielt der Teppich eine neue Scharte und wurde wieder ein Stück verschoben.
Der Vermieter klopfte laut gegen die Tür. »Öffnen Sie bitte!«
»Einen Augenblick«, wiederholte Floyd.
Custine kehrte zur Tür zurück und entriegelte sie, während Floyd vor dem Radio stand und sich bemühte, mit dem Schuhabsatz den Teppich wieder platt zu drücken. »Wir dachten, es wäre besser, die Tür abzuschließen«, sagte Floyd. »Damit nicht ständig irgendwelche Nachbarn ihre Nase hereinstecken.«
»Und?« Blanchard trat ins Zimmer. »Haben Sie etwas gefunden?«
»Wir sind kaum fünf Minuten hier gewesen.« Floyd deutete mit einer vagen Handbewegung auf den Raum. Er wünschte sich, er hätte nicht so nahe am Radio gestanden. »Hier gibt es noch eine Menge durchzuarbeiten.
Weitere Kostenlose Bücher