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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Sie war eine sehr fleißige Frau, unsere Mademoiselle White.«
    »Hmm.« Blanchard musterte die beiden mit leicht zusammengekniffenen Augen. »So viel habe ich bereits auf Grundlage meiner eigenen Beobachtungen geschlussfolgert, Monsieur Floyd. Ich suche nach neuen Erkenntnissen, nicht nach Dingen, auf die ich längst von selbst gekommen bin.«
    Floyd entfernte sich vom Radio. »Apropos, ich muss Ihnen noch eine Frage stellen. Haben Sie Mademoiselle White hier oben jemals zusammen mit jemandem gesehen?«
    »Ich habe sie nie mit irgendjemandem zusammen gesehen, seit ich sie kenne.«
    »Niemals?«, fragte Floyd.
    »Nicht einmal, als ich ihr zur Métro-Station gefolgt bin, habe ich den eigentlichen Austausch beobachten können.«
    Floyd erinnerte sich, dass Blanchard ihnen erzählt hatte, wie er Susan White beschattet hatte, während sie einen schweren Koffer zur Station schleppte. Floyd hatte bis jetzt gar nicht mehr an dieses Detail gedacht. Es stand in seinem Notizbuch, aber nicht mehr im Vordergrund seines Bewusstseins. Nachdem er den Verdacht hegte, dass sie die Verbindung zu Agentenkollegen gehalten hatte (sofern sie das Radio nicht zum Abhören anderer Sendungen benutzt hatte, wie Custine meinte), entwickelte er nun eine ungefähre Vorstellung, wie sie vorgegangen war. Sie war eine ausländische Agentin in einer unvertrauten Stadt, und die meiste Zeit hatte sie allein agiert. Vielleicht empfing sie Befehle und Informationen über das umgebaute Radio. Aber sie konnte in Paris nicht ganz allein gewesen sein, sonst hätte die Übergabe in der Métro-Station nicht stattfinden können. Also musste es hier noch weitere Agenten geben, die auf derselben Seite wie sie standen – ein kleines, locker organisiertes Netz, das über Paris ausgebreitet war und über verschlüsselte Radiosendungen Verbindung hielt. Und falls die Sendungen nicht von sehr weit entfernten Sendern kamen, musste es jemanden in der Region geben, der die Befehle gab.
    Floyd verspürte ein unheimliches Schwindelgefühl, eine Kombination aus Furcht und Aufregung, der er, wie er genau wusste, nicht widerstehen konnte. Sie würde ihn immer tiefer hineinziehen, und sie würde etwas mit ihm anstellen, ob es ihm nun gefiel oder nicht.
    »Sie glauben doch, dass sie ermordet wurde, nicht wahr?«, fragte Blanchard ihn.
    »Diese Möglichkeit kommt mir immer wahrscheinlicher vor, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob wir jemals herausfinden werden, wer es getan hat.«
    »Sind Sie schon mit den Dokumenten weitergekommen?«, hakte Blanchard nach.
    Floyd hatte in der Nacht eine Nachricht für Greta hinterlassen, in der es hieß, dass er sie im Verlauf des Tages besuchen würde. »Sie könnten interessante Informationen enthalten«, sagte er. »Aber hören Sie, Monsieur Blanchard, wenn sie Ihnen diese Papiere zur Verwahrung anvertraut hat, muss sie geahnt haben, dass ihr Leben in Gefahr war.«
    »Genau das habe ich die ganze Zeit gesagt!«
    »Die Sache ist die: Wenn der Mord vorsätzlich geplant war, dürfte er auch recht sorgfältig durchgeführt worden sein. Keine losen Enden, nichts, was auf den Mörder hindeutet. Glauben Sie nicht, was in den Heftchenkrimis steht, dass der Mörder immer einen Fehler macht.«
    »Wenn Sie wirklich davon überzeugt sind, können Sie Ihren Auftrag genauso gut jetzt beenden.«
    »Dazu ist es zu früh«, erwiderte Floyd. »Ich sage nur, dass wir an einen Punkt gelangen könnten, wo wir aufgeben müssen.«
    »Aufgeben oder sich vor der Gefahr zurückziehen?«
    Custine hustete, bevor Floyd etwas sagen konnte, das er anschließend vielleicht bereute. »Wir sollten Ihre kostbare Zeit an diesem Morgen wirklich nicht länger beanspruchen, Monsieur«, sagte er geschickt. »Wir haben noch sehr viel Arbeit in diesem Zimmer zu erledigen, ganz zu schweigen von den Spuren, die wir parallel zu diesen Ermittlungen verfolgen sollten.«
    Blanchard dachte darüber nach und nickte höflich. »Wie Sie meinen. Monsieur Floyd, zumindest Ihr Partner scheint diesen Fall noch für lösbar zu halten.« Für einen kurzen Moment schien seine Aufmerksamkeit vom verschobenen Teppich vor dem Radio in Anspruch genommen zu werden, und ein Anflug von Verständnis huschte über sein Gesicht. Dann drehte er sich um und ließ sie allein.
    »Ich weiß nicht, irgendwie mag ich den alten Trottel«, sagte Floyd. »Aber es wäre mir lieber, wenn er uns nicht ständig im Nacken sitzen würde.«
    »Es geht schließlich um sein Geld. Er möchte sich nur vergewissern, dass er es

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