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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bin wunschlos glücklich.«
    »Hast du etwas gegessen?«
    »Nicht seit dem Frühstück.«
    Floyd griff in seine Jackentasche. »Ich spendiere dir einen Apfel.«
     
    Floyd stieg die Treppe hinunter bis zum karierten Linoleumfußboden im zweiten Stock. Er klopfte an die Tür neben dem Besenschrank, wartete eine Weile und klopfte dann erneut. Er drückte ein Ohr an die Tür und horchte nach Lebenszeichen, aber aus der Wohnung drang kein Geräusch. Er probierte den Griff, aber die Tür war abgeschlossen. Floyd zuckte die Achseln. Es war mitten am Tag und daher recht wahrscheinlich, dass der Mieter ausgegangen war und einer ehrenhaften Arbeit nachging. Er war der Einzige, der Custine gegenüber das seltsame Kind erwähnt hatte, aber das bedeutete nicht, das kein anderer der Mieter es gesehen hatte. Vielleicht musste man den Leuten nur die richtigen Fragen stellen.
    Floyd schlug eine unbeschriebene Seite seines Notizbuchs auf und klopfte an die Tür der anderen Wohnung im zweiten Stock. Nach einer Weile hörte er das Schlurfen von Pantoffeln, dann klapperte das Schloss und die Kette. Eine ältere Frau mit geblümter Schürze öffnete die Tür, gerade weit genug, um Floyd mit dem Misstrauen zu mustern, das man Hausierern gegenüber an den Tag legte.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Madame«, sagte er. »Mein Name ist Floyd und ich untersuche den Tod der jungen Amerikanerin, die hier vor drei Wochen ums Leben kam. Ich glaube, mein Partner Custine hat bereits mit Ihnen gesprochen.«
    »Ja«, sagte die Frau zurückhaltend.
    »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Es ist nur so, dass ein anderer Mieter dieses Hauses etwas erwähnte, das erst jetzt eine gewisse Bedeutung erlangt hat.«
    Sie würde ihn nicht in die Wohnung einlassen. »Ich habe Ihrem Partner bereits alles erzählt, was ich über die Amerikanerin weiß. Ich habe sie kaum gekannt.«
    Floyd musste die alte Frau nicht nach ihrem Namen fragen, da Custine ihn zweifellos notiert hatte. »Hierbei geht es gar nicht direkt um die Amerikanerin. Aber trotzdem möchte ich Sie fragen, ob Sie jemals mit ihr gesprochen haben.«
    »Kein einziges Wort. Wir sind uns ein paarmal auf der Treppe begegnet. Ich habe zwar nicht versucht, das Gespräch mit ihr zu vermeiden, aber in meinem Alter …« In ihrem Gesichtsausdruck schien sich etwas zu besänftigen, ein kleiner Spalt des Vertrauens, den sie nun öffnete, obwohl sie ihre Wohnungstür weiterhin wie einen Festungsgraben bewachte. »Ich lebe schon seit sehr vielen Jahren in diesem Haus, Monsieur. Es gab einmal eine Zeit, wo ich großen Wert darauf gelegt habe, jeden zu kennen, der hier wohnte. Aber heutzutage kommen und gehen die jungen Leute so schnell, dass es sich kaum lohnt, sich ihre Namen zu merken.«
    »Ich verstehe«, sagte Floyd mitfühlend. »Ich wohne in einem Haus wie diesem, im fünften Stock. Es ist immer dasselbe – die Menschen kommen und gehen.«
    »Trotzdem, ein junger Mann wie Sie … Sie hätten sich ihren Namen wahrscheinlich gemerkt. Sie war sehr hübsch.«
    »Nach dem, was ich gehört habe«, sagte Floyd, »scheint sie wirklich eine sehr nette junge Dame gewesen zu sein. Umso wichtiger ist es, dass wir herausfinden, was mit ihr geschehen ist.«
    »Die Polizei sagt, sie sei gestürzt.«
    »Daran besteht kein Zweifel. Die Frage ist nur, ob jemand nachgeholfen hat.«
    »Es hieß, dass sie nur eine Touristin war. Warum sollte jemand einer Touristin so etwas antun?«
    »Genau das hoffe ich in Erfahrung zu bringen.«
    »Haben Sie mit dem Witwer ein Stockwerk höher gesprochen?«
    »Monsieur Blanchard? Ja, wir haben uns unterhalten. Seine Aussagen waren sehr hilfreich.«
    »Er hat sie besser als jeder andere hier gekannt.« Die Frau beugte sich Floyd ein Stück entgegen und senkte die Stimme. »Wenn Sie mich fragen – da scheint irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sein.«
    »Ich glaube, dass alles seine Richtigkeit hatte«, sagte Floyd. »Das amerikanische Mädchen hat gerne auf Pferde gewettet. Monsieur Blanchard hat ihr geholfen, die Tippscheine auszufüllen.«
    Die Frau schürzte die Lippen und schien nicht von Floyds Verteidigung des Vermieters überzeugt zu sein. »Trotzdem denke ich, dass ein Mann in seinem Alter … aber gut. Wie kann ich mir ein Urteil erlauben? Haben Sie noch weitere Fragen, Monsieur?«
    »Nur noch eine: Leben Kinder in diesem Haus?«
    »Im vierten Stock wohnte ein junges Paar mit einem Baby, aber sie sind letztes Jahr nach Toulouse gezogen.«
    »Und seitdem?«
    »Keine

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