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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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abwandte, hörte er, wie sie ihre Tür mit mindestens doppelt so vielen Schlössern und Ketten sicherte wie zuvor.
     
    »Von diesem Zeug haben wir nichts selber gebaut«, sagte Skellsgard. »Wir haben es nur geerbt. Das bedeutet leider, dass wir nicht nach unseren eigenen, sondern nach ihren Regeln spielen müssen. Und ihre Regeln lauten, dass nichts Gefährliches nach Paris gelangen darf.«
    Sie standen neben einer zwei Meter hohen kreisrunden Tür, die an Scharnieren in die Wand eingelassen war. Der Rahmen war mit schwarz-gelben Streifen und Warnzeichen markiert, und rundherum waren gepolsterte Geländer angebracht. Was immer sich hinter dieser Tür befinden mochte, die Zeichen ließen keinen Zweifel, dass es wahrscheinlich nicht gut für die Gesundheit war.
    »Nichts Gefährliches?«, fragte Auger. »Sie meinen Waffen, Bomben und solche Dinge?«
    »Ich meine alles, was die Leute auf E2 nicht besitzen sollten. Der Zensor lässt fast nichts hindurch, was wir herstellen können. Nicht nur die offensichtlich gefährlichen Dinge, sondern alles, was die Welt hinter dem Portal durcheinander bringen könnte. Und das trifft für nahezu jedes technische Artefakt von E1 zu.« Skellsgard zog einen Hebel und setzte einen komplizierten Mechanismus in Gang, der die gepanzerte Tür aufschwingen ließ.
    Auger war sich nicht sicher, was sie erwartet hatte – vielleicht eine weitere Kammer. Stattdessen blickte sie auf eine leuchtende Membran in leuchtendem Gelb, die straff über den Durchgang gespannt war. Das Licht, das sie emittierte, wellte sich wie die reflektierende Oberfläche eines Swimmingpools. Es warf ungewöhnliche Schatten und Lichtflecken in den Raum, bei deren Anblick sich Auger leicht seekrank fühlte. Sie konnte nicht hindurchsehen, doch das Gelb vermittelte einen subtilen Eindruck von Tiefe und einer eigenartigen Perspektive.
    »Das ist der Zensor?«, fragte sie nervös.
    »Ja. Und bevor Sie danach fragen: Nein, wir wissen nicht, wie er funktioniert. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass wir nur bestimmte Dinge hindurchkriegen. Andere Dinge werden von ihm … entweder zurückgewiesen oder zerstört, je nachdem, in welcher Laune er sich gerade befindet.«
    Auger musterte den Rahmen, der in den Felsen eingelassen war. Es war offensichtlich, dass diese Konstruktion von Menschen geschaffen worden war, an das angenietet, was sich vorher dort befunden hatte. Das Portal war vermutlich zur gleichen Zeit gebaut worden wie die Hypernetzverbindung, lange bevor Skellsgards Leute es wieder geöffnet hatten.
    »Was liegt auf der anderen Seite?«, fragte sie.
    »Der Rest der Welt. Eine weitere Kammer, um genau zu sein, aber sie hat eine direkte Verbindung mit den Tunneln unter Paris.«
    »Könnten Sie den Zensor nicht einfach umgehen? Wenn Sie sich auf der anderen Seite durch den Fels graben?«
    »Das funktioniert nicht«, sagte Skellsgard. »Ganz gleich, was wir versucht haben, wir kommen nicht aus dieser Kammer heraus. Wir haben es mit allen Mitteln probiert, aber es ist, als wollten wir mit den Zähnen Diamant zerkauen. Die Erbauer müssen diese Kammer aus genau diesem Grund stabilisiert haben, damit jeder dieses Portal benutzen muss.«
    »Aber Sie sind hindurchgekommen. Man kommt am Zensor vorbei.«
    »Wir können es«, sagte Skellsgard. »Sie und ich, aber nicht jemand wie Niagara. Weil sein Körper voller Maschinen ist, würde der Zensor ihn bei lebendigem Leib rösten. Nanotechnik ist eins der großen Tabus. Auch wenn wir sie noch so gut verstecken, der Zensor entdeckt sie immer und vernichtet sie. Immer.«
    »Also kann keine Nanotechwaffe nach Paris gelangen. Das ist doch gut, nicht wahr, wenn es bedeutet, dass die Slasher nicht hindurchkommen?«
    »Ja, aber das Verbot gilt nicht nur für Nanotechnik. Jedes komplexe Produkt wird blockiert, auch wenn seine Funktion noch so harmlos ist. Keine Waffen. Keine Kommunikationsgeräte. Keine Uhren. Keine Kameras, Sensoren oder medizinische Geräte.«
    »Und was lässt er durch?«
    »Nicht viel. Kleidung. Papier. Einfaches Werkzeug wie Spaten oder Schraubenzieher. Im Wesentlichen alles, was der Zensor als sicher betrachtet. Einmal konnten wir ihn tatsächlich überlisten, aber in einer ziemlich banalen Angelegenheit. Er lässt nicht einmal den Nachbau einer Waffe aus dem 20. Jahrhundert hindurch. Aber wir haben eine solche Waffe auseinander genommen und die Einzelteile hindurchschmuggeln können. Das hat funktioniert. Aber was hatten wir damit erreicht? Es ist leichter, eine

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