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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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letzten Schliff verlieh. Sie zupfte noch ein wenig hier und schob noch ein wenig dort herum, bis die unvertraute Kleidung saß. Dann stellte sie sich vor den Spiegel und experimentierte mit dem Hutwinkel, während sie versuchte, ihr Spiegelbild als anonyme Person und nicht als Verity Auger in schriller Verkleidung zu betrachten. Sie stellte sich vor, dass sie sich selbst im Hintergrund eines Fotos aus der Zeit vor dem Leeren Jahrhundert sah, und überlegte, ob sie einen unpassenden Eindruck erweckte.
    Sie konnte es nicht sagen. Sie glaubte, dass sie nicht allzu schlimm aussah, aber sie war sich auch nicht sicher, ob sie sich nahtlos ins allgemeine Bild einfügen würde.
    »Sind Sie fertig?«, rief Skellsgard von draußen.
    Auger zuckte die Achseln und verließ die Kabine. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass sich auch Skellsgard gemäß der Epoche verkleidet hatte. Die Sachen schienen genauso gut zu ihr zu passen wie zu Auger.
    »Nun?«, fragte Auger und drehte sich befangen einmal im Kreis.
    »Das geht so in Ordnung«, sagte Skellsgard und legte den Kopf schief, während sie Augers Outfit musterte. »Die Hauptsache ist, dass Sie sich deswegen nicht allzu viele Sorgen machen. Seien Sie selbstbewusst, als wüssten Sie genau, dass Sie dazugehören. Dann wird niemand Sie eines zweiten Blickes würdigen. Haben Sie Hunger?«
    Während des Herflugs hatten sie ein paar Rationen gegessen, aber die Schwerelosigkeit hatte ihren Appetit nicht gerade gefördert. »Ein bisschen«, stellte sie fest.
    »Barton hat etwas für uns vorbereitet. Während wir essen, können wir über die restlichen Dinge reden, die Sie noch wissen müssen. Davor werden wir Sie allerdings durch den Zensor schleusen.«
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann wir dazu kommen würden.«

 
Elf
     
     
    Als sie mit dem Essen fertig waren, ließ Floyd Greta eine Zigarette rauchen, während er den Kellner überredete, das Telefon benutzen zu dürfen. Er zog sein Notizbuch hervor, wählte Blanchards Nummer und wartete, dass sich der Vermieter meldete.
    »Ich muss mit Monsieur Custine sprechen«, sagte Floyd, nachdem sie ein paar Nettigkeiten ausgetauscht hatten. »Er dürfte meinen Anruf bereits erwarten.«
    Ohne ein weiteres Wort gab Blanchard den Hörer an Custine weiter. »Floyd«, sagte er aufgeregt. »Ich bin froh, dass du anrufst.«
    Floyd steckte sich einen frischen Zahnstocher zwischen die Zähne. »Hast du etwas erreicht?«
    »Möglicherweise.«
    »Schick den Alten raus. Ich möchte nicht, dass er unseren neuesten Spekulationen lauscht.« Floyd stand mit dem Rücken zur Bar, doch ein Spiegel gewährte ihm einen hervorragenden Überblick über die Gäste. Er beobachtete die Menschen, während Custine und Blanchard am anderen Ende der Leitung eine angeregte Diskussion führten. Schließlich hörte er das Klicken, mit dem die Tür geschlossen wurde.
    »Jetzt bin ich allein«, sagte Custine. »Aber er will mir nur eine Minute geben, mehr nicht.«
    »Dann wollen wir sie so gut wie möglich nutzen. Hast du das Radio reparieren können?«
    »Ja, was mich selbst überrascht.«
    »Mich gleichermaßen. Wie hast du das geschafft?«
    »Mit Versuch und Irrtum, Floyd. Zunächst habe ich die herausgerissenen Drähte und die Kontaktstellen ausfindig gemacht. Dann war es nur noch eine Sache behutsamer und systematischer Lötarbeit, wobei ich die verschiedenen Möglichkeiten durchprobierte, bis sich etwas tat. Wir haben Glück, dass der unbekannte Saboteur in großer Eile war. Er hätte auch viel umfangreichere Zerstörungen anrichten können.«
    »Gut«, sagte Floyd. »Ich bin offiziell beeindruckt. Du darfst dich als Anwärter für eine Beförderung betrachten, wenn das nächste Mal eine Stelle frei wird.«
    »Sehr witzig, Floyd, wenn ich bedenke, dass ich dein einziger Angestellter bin. Ich muss gestehen, dass ich ein wenig von mir selbst beeindruckt war, um die Wahrheit zu sagen. Aber das Interessanteste ist, dass das Radio immer noch nicht in der Lage ist, die üblichen Sender zu empfangen.«
    »Also ist es immer noch kaputt?«
    »Nicht ganz. Ich habe es auf die Wellenlänge eingestellt, die du bei unserem ersten Besuch notiert hast und vorsichtig den Regler hin und her gedreht. Irgendwann habe ich ein Signal empfangen. Es war sehr schwach, aber es mag sein, dass das Radio mehr Schaden erlitten hat, als für mich ersichtlich ist. Dann drehte ich den Zeiger über die gesamte Skala, aber das war alles, was ich gefunden habe – nur diesen einen Sender.«
    »Und was

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