Ewigkeit
solche Waffe auf E2 zu finden.«
Auger streckte die Hand zur verführerischen gelben Oberfläche aus. »Kann ich sie berühren?«
»Ja, kein Problem. Sie können Ihre Hand hindurchschieben. Sie werden sowieso mit dem ganzen Körper hindurchgehen müssen. Ihnen droht keine Gefahr.«
Auger drückte ihre Finger gegen die unheimliche Membran. Es dauerte länger, als sie erwartet hatte, bis sie eine Oberfläche spürte. Dann breitete sich ein kribbelndes Gefühl in ihren Fingerspitzen aus. Sie drückte fester dagegen, und die gelbe Oberfläche wurde sichtlich verformt, sie dellte sich an der Kontaktstelle ein. Das erinnerte Auger an die Oberflächenspannung von Wasser, das eine Haut bildete, die leichtem Druck Widerstand leistete. Eine rostbraune Verfärbung bildete sich im Gelb und umgab ihren Finger in einem konzentrischen Muster.
»Und Sie wissen ganz genau, dass es sicher ist?«, fragte sie erneut.
»Wir alle sind schon hundertmal hindurchgegangen«, sagte Skellsgard. »Menschliche Körper sind kein Problem. Der Zensor kann ziemlich gut zwischen komplexen biologischen Systemen und Nanotechnik unterscheiden.«
»Ziemlich gut?«
»Drücken Sie einfach etwas fester dagegen.«
Auger tat es. Dann fühlte es sich wie ein Schnappen an, und plötzlich war ihre ganze Hand vom Gelb umschlossen. Die Oberfläche hatte sich rund um ihr Handgelenk wieder geglättet. Es schmerzte nicht, Auger spürte nur ein kühles Kribbeln. Sie bewegte die Finger. Alle schienen vorhanden und unversehrt zu sein. Sie zog die Hand wieder zurück und überzeugte sich mit eigenen Augen – alles vollzählig.
»Sehen Sie? So einfach ist das«, sagte Skellsgard.
»Trotzdem gefällt es mir nicht.«
»Es muss Ihnen auch nicht gefallen. Ich werde vorausgehen und Ihnen zeigen, wie sicher es ist. Es ist ein Trick dabei, also beobachten Sie mich genau. Wenn ich hindurch bin, können Sie mir Ihren Hut reichen.«
Auger trat zurück. Skellsgard griff nach der horizontalen Geländerstange über dem Zensor. Mit gymnastischer Beweglichkeit zog sie sich hoch, bis sie in der Luft hing, und schwang sich in Richtung der gelben Oberfläche. Als sie genügend Schwung hatte, tauchte sie sie mit einer eleganten Bewegung ein. Die Oberfläche wölbte sich und verschluckte sie mit einem schnappenden Geräusch. Das Letzte, was Auger von ihr sah, war der Hinterkopf, der im Zensor verschwand.
Kurz darauf drang eine Hand hindurch und schnippte mit den Fingern. Auger erkannte die stumpfen Fingernägel wieder. Sie nahm den Hut ab und gab ihn der Hand. Hand und Hut verschwanden im Zensor.
Auger griff nach der Stange und zog sich hoch. Ihre Muskeln protestierten gegen diese ungewohnte Anstrengung. Sie hob die Beine so hoch wie möglich und schwang sich ins Gelb. Es war zweifellos nicht so elegant wie Skellsgards Übung, aber sie tröstete sich damit, dass jeder mal klein anfing.
Der Moment des Durchgangs, die Transition durchs Gelb, war wie ein elektrischer Schlag ohne den Schmerz. Auger spürte, wie jedes Atom ihres Körpers von einem grellen, prüfenden Licht durchflutet wurde. Sie kam sich inspiziert, gründlich durchstöbert und wie ein geschliffener Edelstein von allen Seiten betrachtet vor. Es dauerte zugleich eine ganze Ewigkeit und nur einen Sekundenbruchteil.
Dann war es vorbei, und sie lag hingeworfen am Boden. Der Saum ihres Rocks war bis zur Hüfte verrutscht, und ein Schuh hatte sich vom Fuß gelöst. Jemand hatte dankenswerterweise eine weiche Matte auf der anderen Seite des Zensors bereitgelegt.
»Hier ist Ihr Hut«, sagte Skellsgard. »Willkommen in Paris.«
Auger rappelte sich auf, ordnete ihre Kleidung und setzte den Hut wieder auf. Die Kammer, in der sie sich nun befanden, war wesentlich kleiner als die letzte, aber sie war mit einer ähnlich verwirrenden Ansammlung von Maschinen und Schränken ausgestattet. Doch nichts davon machte einen technisch fortgeschrittenen Eindruck. Soweit Auger beurteilen konnte, musste alles in winzigen Bestandteilen durchgeschleust und dann zusammengebaut worden sein (womit natürlich jedes kompliziertere Element ausgeschlossen war). Wahrscheinlicher war jedoch, dass das meiste aus der Außenwelt von E2 stammte und hier einem neuen Zweck zugeführt worden war. Vieles war elektrisch, klobige brummende Dinger in grauen oder grünen Metallgehäusen, die durch Geflechte aus gummierten Kabeln miteinander verbunden waren, flackernde Monochrom-Bildschirme, auf denen Wellen oszillierten, schwarze Kästen, die wie
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