EwigLeid
gedacht und dachte es jetzt wieder: Der Fall hatte persönliche Dimensionen angenommen. Darwin war in ihr Revier eingedrungen, in das Revier der Polizeifamilie, als er Lana entführte. Und er glaubte tatsächlich, er würde auch noch Jase bekommen?
Nie im Leben.
„Wir holen sie zurück.“ Es sollte ein Versprechen von Carrie an Simon sein. Doch noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass diese lediglich eine Absicht ausdrückten. Sie konnte nichts versprechen. Wie denn?
„Wohin hat er sie verschleppt?“, fragte Simon.
„Wir wissen es nicht“, antwortete Commander Stevens. „Wir haben sofort ihr Haus überprüft. Sieht unversehrt aus. Allerdings steht ihr Fahrzeug nicht mehr auf seinem Platz.“
„Simon, du musst wissen …“, begann Carrie.
„Was denn?“
„Dieses Mal hat er ein Foto an den Blog angehängt. Er hat angefangen, sie mit dem Messer zu verletzen.“
Simon schloss die Augen und fluchte. „Was will er?“
„Er will mich“, sagte Jase.
„Wie das?“
Alle wandten sich Commander Stevens zu. „Offenbar will er Jase treffen, um eine Art Austausch vorzunehmen.“
„Ich tu’s.“
Carrie fuhr zu Jase herum. „Nein, das ist Wahnsinn. Das kannst du nicht tun.“
„Ich muss. Er hat uns in der Hand, Carrie. Es ist unsere einzige Möglichkeit, Lana zu retten.“
Jase und Simon blickten einander fest an. Simon wirkte grimmig, doch er sagte nichts. Das Gleiche galt für den Commander. Niemand äußerte ein Wort, um Jase sein Vorhaben auszureden? Wenn der Mörder sie, Carrie, im Austausch verlangen würde, wären die anderen nicht so bereitwillig, dass sie sich opferte. Verflucht wollte sie sein, wenn sie zuließ, dass sie Jase opferten.
„Nein, das lasse ich nicht zu.“
Jase trat zu ihr. „Hör zu, Baby …“
Sie stieß seine Hände weg, als er sie bei den Armen packen wollte. Er hatte sie „Baby“ genannt. Zum ersten Mal. Noch dazu vor ihren Kollegen. Als wäre es ihm gleichgültig, dass jemand, der Commander eingeschlossen, von ihrer intimen Beziehung erfuhr. Dass sie mehr waren als nur Kollegen.
Ihr war es ebenfalls gleichgültig. Sie wollte sogar, dass die anderen es wussten.Denn wenn sie es wussten, begriffen sie auch, wie ernst ihr die Sorge um Jases Sicherheit war.
Genauso hastig, wie sie ihn von sich gestoßen hatte, griff sie nun nach seinen Händen. „Du bist nur an der Bearbeitung dieses Falls beteiligt, um mir zu assistieren“, sagte sie mit wohlüberlegter Bestimmtheit. „Ich leite die Ermittlungen. Ich trage die Risiken.“
„Aber dich will er nicht“, wandte Jase mit sanfter Stimme ein. „Aus irgendeinem Grunde will er mich.“
Sie fühlte sich so hilflos, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Nur mit Mühe konnte Carrie sie unterdrücken. „Er will dich aus dem gleichen Grund, aus dem alle andere dich auch wollen, verdammt noch mal! Weil du schön bist. Du bist perfekt.“
Er zog Carrie in seine Arme, und sie barg das Gesicht an seinem Hals, schmiegte sich fest an Jase und wollte ihn nie wieder loslassen.
Er lachte unsicher und wiegte sie in seinen Armen. „Herrgott, weißt du, wie lange ich darauf gewartet habe, diese Worte von dir zu hören?“ Er versuchte tatsächlich noch zu scherzen. Doch Carrie wusste, dass er es ernst meinte. Dass sie ihm mehr bedeutete, als sie je geahnt hatte. Und dass er sie selbst jetzt beschützen und beruhigen wollte, obwohl er einen Vorschlag machte, der alles zunichtemachen würde. Denn es wäre ihr Ende. Wenn Jase etwas zustieß, wenn sie ihn verlor, würde ihre Welt nie wieder dieselbe sein.
Sie liebte ihn, das gestand sie sich nun endlich ein. Sie hatte solche Angst gehabt, Jase an sich heranzulassen, sich ihm anzuvertrauen, weil sie von Anfang an gewusst hatte, dass es ihr Tod sein würde, ihn zu verlieren. Und jetzt war sie gezwungen, in dem Moment, da ihre schlimmsten Ängste wahr zu werden drohten, ihre Gefühle für ihn einzugestehen.
„Du darfst es nicht“, flüsterte sie, schüttelte den Kopf und presste ihre Stirn an seine Brust, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. „Du darfst es nicht tun.“ Jetzt, da ich es weiß, darfst du mich nicht verlassen. Ich weiß, dass ich dich liebe. Du hast mich dazu gebracht, dich zu lieben, verdammt.
Sie löste sich von ihm und legte die Hände um seine Wangen. „Du bist doch derjenige, der ständig von naturgegebenen Gefahren der Polizeiarbeit redet. Dass wir, wenn wir unsere Arbeit tun, wissentlich Risiken eingehen, um anderen zu helfen. Um andere
Weitere Kostenlose Bücher