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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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versuchte, sich zu fassen. „Ich … ich muss Special Agent Tyler sprechen. Wissen Sie, wo ich ihn finde? Er hat gesagt, ich könnte mit ihm über meinen Freund reden … über Tony … Er ist tot.“ Der Junge sackte schluchzend wieder in sich zusammen.
    Noch ein Opfer. Und er war gekommen, um mit Jase zu reden. „Tut mir leid. Er ist nicht hier.“
    Er streckte ihr zwei Visitenkarten entgegen. „Er hat mir seine Karte gegeben. Und die Karte einer Psychologin, falls ich mit einer sprechen wollte. Sie heißt Lana.“
    Dass Jase dem Jungen ihre Karte gegeben hatte, beruhigte Lana ein wenig, und sie kam näher. Sie erkannte ihre und Jases Karte in der Hand des Jungen. Seufzend setzte sie sich neben ihn. Es war ihre Pflicht, ihm zu helfen. In der Hoffnung, Jase Kummer zu ersparen. „Ich bin Dr. Lana Hudson. Dass du deinen Freund verloren hast, tut mir leid. Ich bin Psychiaterin. Wir können gern miteinander reden. Möchtest du?“
    Der Junge sah sie an, sein Engelsgesicht wirkte schmerzverzerrt. „Ja. Bitte.“
    Lana nickte matt. Sie wollte im Grunde nur noch nach Hause. Doch der Schmerz dieses Jungen griff ihr irgendwie ans Herz. Was konnte es schaden, eine Tasse Kaffee mit ihm zu trinken und ihn über seinen Freund reden zu lassen?
    „Wie wär’s, wenn wir uns in das Lokal auf der anderen Straßenseite setzen?“
    Er nickte und stand auf. Einen Moment lang stand er groß und bedrohlich vor ihr, und sie wich instinktiv zurück. Er sah sie nur an. „Stimmt etwas nicht?“
    Sie schüttelte den Kopf, schüttelte ihr Unbehagen ab. Er war ein Junge, derKummer hatte. Und sie befanden sich an einem öffentlichen Ort. Sie würde mit ihm reden. Ihn dann nach Hause schicken. Das war das Mindeste, was sie tun konnte.
    Sie legten den kurzen Weg zu dem Café zurück, wo sie sich etwa eine Stunde lang unterhielten. Irgendwann verlagerte sich das Thema von Tony auf die dysfunktionalen Beziehungen des Jungen selbst. Er erzählte von seinem Pflegevater, einem Drogenabhängigen und früheren Schwerverbrecher, der, wie er sagte, wahrscheinlich in genau diesem Moment bekam, was er verdient hatte. Er erzählte, dass seine Mutter ihn im Stich gelassen hatte, als er noch klein war. Und dass er niemals von irgendjemandem Liebe oder Zuneigung erfahren hatte. Außer von Tony.
    Als sie ausgetrunken hatten, nahm Lana ihm das Versprechen ab, sie anzurufen, wenn er sie brauchte. Doch schon auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug drängte sie die Gedanken an den jungen Mann beiseite. Sie dachte an Johnny. Und an Simon.
    Bei ihrem Fahrzeug angekommen, öffnete sie die Fahrertür und warf ihre Handtasche auf den Beifahrersitz. Plötzlich warf sie ein gewaltiger Stoß über den Sitz, der Schaltknüppel traf sie am Hals. Sie spürte den kalten Druck einer Messerklinge an der Kehle.
    „Is’ was, Doc?“, fragte eine bekannte Männerstimme, und ihr wurde kalt bis in die Knochen.
    Carrie verließ Fishburns Haus und beobachtete, wie die Sanitäter die Leiche in ihr Fahrzeug luden. Jase rannte auf Carrie zu. Er umarmte sie zwar nicht, ließ jedoch den Blick rasch über ihren Körper wandern und vergewisserte sich, dass sie wohlauf war.
    „Herrgott, ich habe deine Nachricht bekommen. Ich war im Fitnessraum und habe trainiert, und dort hatte ich wohl schlechten Empfang. Die Meldung von deinem Anruf habe ich erst entdeckt, als ich bereits auf dem Weg zum Café Steam war, um mit Brad Turner zu reden.“
    Carrie blickte über seine Schulter hinweg, bemüht, die emotionale Distanziertheit aufrechtzuerhalten, die sie sich in den vergangenen paar Stunden zugelegt hatte.
    „Wir haben das Haus durchsucht“, klärte sie Jase auf. „Fishburn ist ein Junkie. Wir haben Fixbesteck gefunden und Bargeld, Crack und Marihuana im Wert von mehr als tausend Dollar. Er besaß sogar ein AK-47-Sturmgewehr, an dem er als Marine vermutlich ausgebildet wurde.“ Sie wies auf Tonys Corvette. „Das ist Tony Higgs’ Fahrzeug. Im Haus haben wir noch mehr Beweismaterial gefunden. Fotos von Kelly Sorenson. Vorher und nachher. Diverse blutige Messer. Sieht aus, als wäre Fishburn der Gesuchte.“
    „Aber?“
    Jetzt sah Carrie ihn an. Wie konnte er so einfach ihre Gedanken lesen? Wieso hatte er so schnell ihre Vorbehalte registriert. „Aber ich glaube nicht, dass er es war. Es war zu einfach. Es stinkt nach einem Hinterhalt.“
    „War das nicht der Zweck der Fernsehsendung? Sie war ein Hinterhalt, um den Mörder aus seinem Versteck zu locken. Und genau das ist passiert. Oder zumindest

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