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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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erst getan hatte, nachdem sein Schuss ihr zuvorgekommen war? Oder weil sein Schuss dem einer Frau zuvorgekommen war? Es war so offensichtlich, wie streng Carrie die beiden Teile, die sie ausmachten – die Frau und die Polizistin –, voneinander trennte, dass Jase mit seiner Vermutung bestimmt richtig lag. Womöglich war das auch der wahre Grund dafür, dass sie sich so vehement gegen ihn wehrte. Weil er ihr im Berufsleben das Gefühl gab, eine Frau zu sein, und damit konnte sie überhaupt nicht umgehen.
    Als er aus dem Bad kam, stand Carrie mit dem Rücken zu ihm in der Küche. Eine Sekunde lang erfreute er sich einfach nur an ihrem Anblick. In ihrem weiten T-Shirt und der Jogginghose wirkte sie so lässig, wie er sie noch nie gesehen hatte. Ihr feuchtes Haar ringelte sich offen um ihr Gesicht. Sie war barfuß.
    Unter dem Saum ihrer Jogginghose lugten ihre Fersen nur knapp hervor, doch allein diese wenigen Zentimeter heller, glatter, nackter Haut weckten seinen Appetit. Er wollte ihr die Kleider abstreifen und Carrie von Kopf bis Fuß mit Küssen bedecken, doch ihm war klar, dass er es nicht tun durfte. Er hatte ihr seine Hilfe angeboten, und genau die sollte sie bekommen. An diesem Abend würde er nichts anderes tun als den Fall mit ihr besprechen. Er würde nicht mit ihr flirten. Würde nicht noch einmal versuchen, sie zu küssen. Und würde sich bestimmt nicht in ihr Schlafzimmer schmeicheln und ihr beweisen, dass sie, ganz gleich, welchen Beruf sie ausübte und wie heftig sie es leugnete, doch in erster Linie eine schöne, begehrenswerte Frau war.
    Es war ihm einerlei. Er freute sich auf ein paar Stunden Fachsimpelei mit ihr, viel mehr, als er sich seit wer weiß wie lange auf eine Verabredung oder ein Betthäschen gefreut hatte.
    Er räusperte sich, und Carrie drehte sich zu ihm um.
    Sie trug eine Brille. Eine sexy Schmetterlingsbrille im Marilyn-Monroe-Stil, die ihn an eine seiner Lieblingsfantasien erinnerte.
    „Hattest du schon Gelegenheit, dir die Akten anzuschauen?“, fragte sie.
    Jase dachte an das Foto- und das Sammelalbum. Wollte seiner Bewunderung Ausdruck geben. Wollte Carrie über ihr Leben ausfragen. Über all die Dinge, die er nicht von ihr wusste. Stattdessen sagte er jedoch: „Klar doch. Mit diesem Fall hast dusicher alle Hände voll zu tun, Carrie.“ Und vielleicht weil es ihn so sehr in Anspruch nahm, seine Sehnsucht nach ihr zu ignorieren, sagte er dann das denkbar Schlimmste. „Jetzt wundert es mich mehr denn je, dass Mac und der Commander dir die Leitung der Ermittlungen übertragen haben.“
    Carrie sah, dass Jase seine Worte, kaum waren sie ihm über die Lippen gekommen, bereits bereute. Er schloss die Augen, schüttelte den Kopf und sagte: „Nur weiter so, Jase.“
    Nur deswegen bezähmte Carrie ihren spontanen Drang, ihm die Augen auszukratzen.
    Wie um sich zu ergeben, hob Jase die Hände. „Hör zu. Das war falsch ausgedrückt. Du bist eine gute Polizistin, Carrie, dieser Fall sieht komplizierter aus, als Serienmorde ohnehin schon sind. Und wir wissen beide, dass du noch nie in einem Serienmordfall ermittelt hast. Mehr wollte ich damit nicht sagen.“
    „Einmal ist immer das erste Mal“, sagte sie sanft.
    „Klar, aber muss es ausgerechnet dieser Fall sein? Mit einem dermaßen organisierten Mörder, der dermaßen methodisch vorgeht?“
    „So verhält es sich mit den meisten Serienmördern. Deshalb kommen sie ja mit mehrfachem Mord davon, bis sie endlich gefasst werden. Und wenn ich auch noch keinen konkreten Fall bearbeitet habe, habe ich doch immerhin Fortgeschrittenenkurse zu dem Thema belegt. Und in vielen Fällen assistiert. Ich weiß, wie Serienmörder vorgehen. Ich kann ihn stellen.“
    „Wenn du gesundheitlich in Höchstform wärst, hätte ich da keine Bedenken. Aber das ist hier nicht der Fall. Du hast einen Monat lang nicht gearbeitet. Meinst du nicht auch, du solltest dich erst langsam wieder eingewöhnen?“
    Carrie verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte durch die Nase. „Mich eingewöhnen und dir den Fall überlassen? Vergiss es. Und wenn du fertig bist, kannst du jetzt gehen.“
    Statt sich zu verabschieden, lehnte Jase sich an die Wand und kreuzte die Beine. „Warum? Weil ich dich infrage stelle? Soll das deine Arbeitsweise sein? Fragen vermeiden? Ich bin nicht der Einzige, der deine Betrauung mit diesem Fall hinterfragt.“
    „Weil ich eine Frau bin.“
    „Nein. Weil du noch Erfahrungen sammeln musst und dein Gemütszustand labil

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