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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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in Ordnung gewesen. Das musste doch etwas zu bedeuten haben, oder?
    „Sonst gibt es keine Verbindungen zwischen den Opfern?“, fragte Jase.
    „Altersmäßig liegen sie zwischen Ende zwanzig und Anfang fünfzig. Sie haben nichts gemeinsam außer dem Beruf und der Haarfarbe. Braun.“
    „Eines von beiden ist dann sicherlich bedeutsam. Vielleicht wählt er Opfer aus, die ihn an jemanden erinnern. An eine seiner Lehrerinnen.“
    „Das denke ich auch. Oder an seine Mutter. Eine Freundin. Doch wo sucht er sie? In Schulen? Meinst du nicht, ein Fremder, der auf dem Schulgelände herumlungert, müsste auffallen?“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe. „Vielleicht ist er kein Fremder. Vielleicht hat er durch seinen Beruf Zugang zu vielen Schulen. Vielleicht liefert er Schulbedarf, wobei das Alter der Empfänger keine Rolle spielt. Papier und Stifte braucht schließlich jeder, nicht wahr?“
    Jase nickte. „Genau diese Denkweise wird zur Aufklärung des Falls führen. Du schürfst tief nach den Mikrodetails. Trotzdem darfst du die Gesamtansicht nicht vergessen. Warum tötet er seine Opfer auf diese Weise?“
    Carrie beugte sich vor und verzog das Gesicht, als der Schmerz durch ihr verletztes Bein zuckte. Automatisch begann sie, es zu massieren. „Zwei Dinge sind offenbar von Bedeutung. Er konserviert sie und fotografiert sie. Und er schneidet ihnen die Augenlider ab, was nicht zur Prozedur des Konservierens gehört. Die Augenlider sind wahrscheinlich eine Art Trophäe. Etwas, was er für sich behält, so wie die Fotos, um mit ihrer Hilfe die Morde im Geiste Revue passieren zu lassen. Doch wir müssen auch davon ausgehen, dass sie symbolische Bedeutung haben könnten, oder?“
    Jase war völlig darauf konzentriert, wie sie ihr Bein massierte. Als sie aufhörte zu reden, sah er sie wieder an. „Vielleicht auch nicht. Schneidet er seinen Opfern die Augenlider bei lebendigem Leib ab oder wenn sie tot sind?“
    „Lass mich nachsehen.“ Sie nahm den Autopsiebericht des Opfers Steward vom Tisch und überflog ihn. „Hier heißt es, sie war schon tot, als er ihr die Augenlider abtrennte.“ Sie prüfte den Autopsiebericht des Opfers Johnson. „Das Gleiche gilt für sein erstes Opfer.“
    „Hätte er ihnen bei lebendigem Leib die Lider abgeschnitten, hätte ich eine Bedeutung hineingelesen. Zum Beispiel, dass die Opfer Augenprobleme hatten. Oder dass er ihren Blick fixieren will. Aber was für Probleme? Vielleicht solltest du überprüfen, ob die Opfer Brillenträgerinnen waren.“
    „Hab’s notiert.“ Sie begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Und nun zur Konservierung. Er führt sie durch, wenn die Opfer noch leben, und an einem gewissen Punkt während der Prozedur sterben sie. Er gibt acht auf jedes noch so winzige Detail. Zuerst konserviert er den Körper, dann fotografiert er ihn. Doch er zwingt ihm keine Pose auf. Wahrscheinlich ist für ihn die Konservierung das Wichtigste, nicht das Aussehen auf den Fotos.“
    Jase lehnte sich auf dem Sofa zurück, streckte die Beine von sich und breitete die Arme auf der Lehne aus. Er schien sich behaglich zu fühlen. Wie zu Hause. Und irgendwie fühlte es sich, trotz des grausigen Gesprächsthemas, gut und richtig für Carrie an, ihn in ihrer Wohnung zu haben.
    „Und dann verbrennt er sie“, fuhr er fort. „Warum?“
    „Die Konservierung ist symbolisch. Oder eine Arbeit, die er zu seiner eigenen Befriedigung ausführen muss. Vielleicht soll die Verbrennung andeuten, dass eine Konservierung nicht verdient ist.“
    „Nicht verdient? Oder abgelehnt?“
    „Genau.“ Sie schloss die Augen, setzte die Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. Nicht nur ihre Muskeln schmerzten, besonders die in ihrem verletzten Bein, sie hatte auch an diesem Tag so lange an dem Fall gearbeitet, dass sie sich allmählich wie benebelt fühlte.
    „Zur Arbeit trägst du keine Brille“, bemerkte Jase, und seine Stimme war unvermutet nahe.
    Carrie hob den Blick. Jase stand ein paar Schritte von ihr entfernt und sah sie eindringlich an. „Nein, da trage ich Kontaktlinsen.“
    „Ich hätte erwartet, dass du die Brille trägst. Um dein professionelles, abweisendes Image zu unterstreichen. Aber ich verstehe, warum du das nicht tust. Es würde eine Schwäche betonen, nicht wahr? Eine Schwäche, die du verbergen willst. So, wie du jetzt zu verbergen suchst, dass dein Bein dir Probleme macht.“
    „Und du bemühst dich viel zu sehr, mich einer Psychoanalyse zu unterziehen, Jase.“
    „Mag sein, aber habe

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