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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Wenn Dr. Bowers mit einer Eigenschaft im Übermaß gesegnet war, dann war es sein Stolz. Er hielt sich für so verdammt überlegen. So klug.
    Trotzdem hatte Brad binnen Minuten sämtliche Puzzleteile richtig zusammengefügt.
    Bowers war jahrelang sein Arzt gewesen. Seine einzige Aufgabe: Er sollte Bradvon dem Feuermal befreien, das ihn sein Leben lang gequält hatte. Der verdammte Arzt glaubte doch tatsächlich, er hätte Erfolg gehabt, doch Brad wusste es besser. Brad hatte lange geglaubt, er wäre verrückt, weil er eine Entstellung sah, wo keine mehr war. Doch dann hörte er in McGill’s Bar jemanden reden. Über den Serienmörder, der seinen Opfern die Augenlider abtrennte. Einen Verrückten.
    Brad kamen auf Anhieb Dr. Odell Bowers und die verschiedenen Horrorfilme in den Sinn, über die sie in all den Jahren diskutiert hatten. Bowers’ Lieblingsfilm handelte von einem Mörder, der seinen Opfern die Augenlider abschnitt. Dieses Detail war zu einzigartig, um es zu ignorieren.
    Natürlich hätte es auch ein merkwürdiger Zufall sein können. Es war sicherlich kein Beweis dafür, dass Bowers ein Mörder war. Nicht für sich allein genommen. Doch dann belauschte Brad zwei weitere Einzelheiten. Dass der Mörder hinterher eine Art Verschönerungsprozedur an seinen Opfern vornahm. Und dass der Mörder seine Umtriebe in Fresno begonnen hatte, bevor er nach San Francisco umzog.
    Bowers hatte seine Praxis von Fresno nach San Francisco verlagert.
    Und Bowers war ein Arzt, der seinen Patienten half, ihr Aussehen zu verbessern. So hätte es zumindest sein sollen.
    Brad war sicher nicht mit Schönheit bedacht, doch er war nicht dumm. Er konnte zwei und zwei zusammenzählen, und in diesem Fall war zwei plus zwei gleich Bowers.
    Bowers war der Verrückte, nicht Brad.
    Bowers, der sah, dass die Narbe verschwunden war, was nicht stimmte.
    Und letztendlich würde Bowers, obwohl er seine Arbeit nicht anständig gemacht hatte, doch derjenige sein, der Brad von seiner Entstellung erlösen konnte. Denn schließlich hatte Bowers Brad motiviert, sich Kelly Sorenson zu nähern. Und sie dann umzubringen.
    Jetzt war Brad im Besitz aller benötigten Informationen und der entsprechenden Macht. Damit konnte er nicht nur alles bekommen, was er sich je gewünscht hatte, er konnte sogar mehr bekommen, als er jemals für möglich gehalten hätte.
    Und ganz gleich, welche Art von Vergeltung er Bowers zuteilwerden ließ, eines war klar:
    Dieser falsche verlogene Arzt würde anerkennen müssen, dass er, Brad, jetzt der Mächtigste war. Dann würde Brad sich sein nächstes Opfer suchen.
    Nein, nicht das nächste Opfer, dachte er. Den nächsten Spender.
    Der Begriff Opfer implizierte, dass Brad sich etwas nahm, worauf er keinen Anspruch hatte. Das war nicht der Fall. Machte der Löwe die Gazelle zum Opfer?
    Nein, die Gazelle hatte ihren Platz in der Welt. Ihre Aufgabe war es, den Löwen zu ernähren.
    Genauso hatten Brads Spender ihren Platz in der Welt.
    Ihre Aufgabe war es, Brad die Macht und die Schönheit zu geben, die sie aufgrund ihrer Schwachheit nicht für sich behalten konnten.
    Ihm die Mittel zu geben, Nora zu bekommen.

15. KAPITEL
    Als Jase am Morgen aufwachte, wunderte es ihn nicht, dass er allein in seinem großen Bett lag. Ihm war auch klar, dass es zwecklos war, nach Carrie zu rufen. Sie war nicht in seinem Haus. Wahrscheinlich hatte sie schon vor einer Weile die Flucht ergriffen und würde alles, was zwischen ihnen gewesen war, vor sich selbst leugnen.
    Blieb die Frage, ob er es zulassen würde.
    Wenn er ehrlich sein wollte, war er nach ihrer explosiven gemeinsamen Nacht soverwirrt, dass ein gewisses Maß an Leugnung auch für ihn durchaus in Betacht kam. Mit Carrie zu schlafen war praktisch ein weltbewegendes Ereignis gewesen, noch dazu von unschätzbarer Tragweite. Wieder einmal bedrängten ihn Gedanken an eine Zukunft mit ihr, und das allein reichte, um ihm eine Heidenangst einzujagen.
    Zwar war er nicht der Aufreißer, für den ihn alle, Carrie eingeschlossen, hielten, doch er schätzte seine Freiheit und hatte es immer genossen, mit vielen Frauen zusammen zu sein und zu schlafen. Außerdem war er weiß Gott dankbar für die Vorzüge eines einfachen Lebens außerhalb des Jobs. Sicher, die letzten paar mit Carrie verbrachten Tage hatten ihm gefallen, einschließlich der Art, wie sie umeinanderschlichen und sich Rededuelle lieferten. Aber wer weiß, vielleicht ging ihm Carries kämpferische Art im Lauf der Zeit auf den Geist.
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