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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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musste er behutsam vorgehen, nicht nur um seiner selbst willen, sondern auch wegen Carrie.
    Carrie hatte ihn zwar nicht vollständig hinter ihre emotionalen Barrikaden schauen lassen und ihm weiß Gott nicht ihrer ewige Liebe versichert oder irgendeine Art von Bindung gefordert, doch dass sie mit ihm geschlafen hatte, durfte er dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Himmel, dass er seit sechs Jahren ihr erster Liebhaber war, wollte schon etwas bedeuten,aber angesichts all dessen, was er von ihr wusste – dass sie vergewaltigt worden war, dass sie Probleme damit hatte, Männern zu vertrauen, die sie trotz ihrer Stärke attraktiv fanden –, war ihm klar, dass sie mehr als sexuelles Interesse an ihm hatte. Zu seiner größten Verwunderung gefiel ihm diese Vorstellung allerdings. Eigentlich wünschte er sich nichts mehr, als dass sie eine Beziehung mit ihm eingehen würde.
    Nachdenklich rieb er sich das Kinn, stand dann auf und zog sich für die Arbeit an. Auf dem Weg zum Wohnzimmer fand er einen Zettel auf dem Küchentresen. Bin einkaufen und habe heute Vormittag mehrere Termine. Wir sehen uns später. Carrie.
    Nun, das war kurz und bündig. Keine Smileys, keine Herzchen, nicht einmal ein ‚Hdl‘ vor der Unterschrift, was ihn hätte glauben lassen können, dass sie die vergangene Nacht nicht nur als Bedürfnisbefriedigung empfunden hatte. Gut, zunächst einmal würde er mitspielen. Zumindest so lange, bis er selbst sich darüber im Klaren war, was er wollte.
    Er rief Carrie auf ihrem Handy an.
    „Hi, Jase. Was gibt’s?“, fragte sie leise.
    Ihre Stimme klang genauso melodisch und süß wie in der letzten Nacht, als er auf ihr gelegen und sie ihn um mehr angebettelt hatte.
    Jase, bitte. Hör auf. Hör nicht auf. Das ist so schön. Ein wunderbares Gefühl.
    Er schloss die Augen und ließ den Moment noch einmal Revue passieren, in dem er schließlich nachgab und ihre Lust zunächst abschwellen ließ, aber nur, weil er selbst kurz vor dem Höhepunkt stand und wollte, dass Carrie ihn anschaute, wenn es so weit war. Trotz seiner erotischen Gedanken klang seine Stimme gemessen und ruhig, als er jetzt sprach.
    „Hast du etwas Neues über den Brand in deinem Haus gehört?“
    „Die Polizei hat ein paar Verdächtige festgenommen. Sie behaupten, Kevin Porter nicht zu kennen. Doch es ist nachgewiesen, dass sie zur selben Gang gehörten. Es ist wohl klar, dass sie lügen.“
    „Du hast geschrieben, dass du einkaufen musst? Kann ich dir irgendetwas besorgen?“
    „Danke, aber ich brauche nur ein paar Sachen zum Anziehen für die nächsten paar Wochen. Ich habe meine Versicherung angerufen, will mich aber im Moment mit nichts anderem als dem Fall beschäftigen. Ich kann nicht anders.“
    Habe verstanden, dachte Jase. Das war deutlich. „Apropos“, sagte er. „Hat unserebisherige Kleinarbeit schon irgendwelche Ergebnisse gebracht?“
    „Was den Nachweis irgendwelcher Einkäufe von Konservierungszubehör betrifft, nichts. Auch nichts in Bezug auf einen privat genutzten Brennofen oder den gesetzeswidrigen Zugang zu einem Krematorium“, berichtete Carrie. „Aber ich habe herausgefunden, dass es nicht so einfach ist, eine Leiche einzuäschern. Zwar benötigt man für die Prozedur an sich nur ein paar Stunden, aber dazu sind Temperaturen von bis 900 Grad erforderlich. Dazu braucht man eine riesige Menge Gas, der wir über die Energieversorger auf die Spur kommen könnten, doch auch deren Überprüfung hat uns keine Hinweise eingebracht. Hinzu kommt, dass für die Einäscherung einer Leiche durch einen zugelassenen Profi diverse Formulare vorgelegt werden müssen, teilweise unterzeichnet von mehreren Ärzten, die die Todesursache des Opfers bescheinigen und die Erlaubnis zur Einäscherung erteilen.“
    „Wenn es so schwierig ist, eine Leiche einzuäschern, dann lügt er vielleicht in diesem Punkt“, überlegte Jase.
    „Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht ist auch die Konservierung eine Lüge. Dazu liegt uns nichts vor als ein paar Fotos und die Behauptung des Embalmers.“ Carrie zögerte, und Jase wusste auf Anhieb, was sie dachte.
    „Du meinst, die Fotos waren manipuliert?“ Die Möglichkeit bestand durchaus, doch sie durften keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    „Wer weiß, ob die Asche mit der nachprüfbaren DNA der Opfer tatsächlich die Asche der Opfer war. Wir können nicht sicher sein, denn es ist unmöglich, Asche auf DNA zu untersuchen. In Anbetracht all dieser Tatsachen sollten wir uns

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