EwigLeid
fürchte, es ist zu viel. Ich bin froh, dass Stevens dir Jase an die Seite gestellt hat, aber deine Beziehung zu ihm ist seit jeher ziemlich kontrovers.“
Carrie dachte an all das, was zwischen ihnen vorgefallen war. Im Bett und anderswo. Eigentlich arbeiteten sie fantastisch zusammen, und das bezog sich nicht nur auf Sex. Sie lernte eine Menge von Jase und konnte nicht abstreiten, dass es ein guter Schachzug von Stevens war, sie zu Partnern zu machen.
„Keine Sorge, Lana. Unserer Arbeit wird sich nichts in den Weg stellen, versprochen. Ich bin zuversichtlich. Fühle mich stark. Jase und ich machen Fortschritte in dem schwierigen Fall. Wir kriegen den Kerl.“
„Klar. Der Böse wird geschnappt. Das steht immer an erster Stelle, nicht wahr?“ Die letzten Worte klangen nahezu bitter, und Carrie fragte sich, warum. Flüchtig dachte sie an Simon Granger, den Kollegen und zurzeit kommissarischen Chef, solange Mac Urlaub hatte. Simon und Lana waren eine Zeit lang ein Paar gewesen, nachdem Simon einen Schreibtischjob bei der SFPD angenommen hatte, doch derTag, an dem Simon unerwartet wieder in die SIG einstieg, hatte offenbar das Ende ihrer Beziehung eingeläutet. War Simons mangelnde Bereitschaft, seinen Job als Special Agent aufzugeben, der Grund für ihre Trennung? Der Grund für die Bitterkeit in Lanas Tonfall?
Carrie nahm es an. Sie wusste nicht viel über Lana, wohl aber, dass die Ärztin verwitwet war und dass ihr Mann in der Army gedient hatte. Zwei Jahre nach seinem Tod trug Lana immer noch ihren Ehering. Es wäre durchaus verständlich, wenn Lana nicht noch einmal mit einem Mann zusammen sein wollte, der überdurchschnittlich große Chancen hatte, im Dienst ums Leben zu kommen.
Hatte Lana recht? Kam der Beruf immer an erster Stelle? Für Carrie hatte es immer so ausgesehen. Sie hätte nie geglaubt, dass eine Zeit kommen würde, in der es anders sein könnte. Aber jetzt? Jetzt war sie nicht mehr so sicher.
Sie wusste, dass die Frage ihr nicht zustand, doch sie stellte sie trotzdem. „Möchtest du das ändern? Wenn du könntest? Wenn du Simon zwingen könntest, seinen Beruf aufzugeben, würdest du es tun?“
Lana sah sie erstaunt an. Kein Wunder, denn Carrie hatte gerade den Frage-Antwort-Spieß umgedreht. Doch Lana versuchte gar nicht, irgendetwas abzustreiten. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich weiß, warum er Polizist ist. Das entspricht nun mal seinem Wesen. Er kann gar nichts anderes sein. Ich kann ihn doch nicht auffordern, das aufzugeben. Ob ich nicht trotzdem den leisen Wunsch habe, er würde mich genug lieben, um es zu tun? Doch, natürlich. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Es ist, wie es ist.“
Ihre Bereitschaft, sich abzufinden, war so deutlich zu spüren, dass Carrie das Herz wehtat. Die Liebe schien nie so zu funktionieren, wie sie eigentlich sollte. Schon gar nicht für Polizisten. Und das traf sowohl auf männliche als auch auf weibliche Polizisten zu, was Carrie nicht sonderlich tröstete.
„Was ist mit dir, Carrie? Würdest du deinen Beruf aufgeben? Wenn du dafür mit der Liebe deines Lebens zusammen sein könntest?“
Jetzt verschlug es Carrie die Sprache, denn ihre Gedanken flogen automatisch zu Jase. Wieder einmal stellte sie sich die Frage: Liebte sie Jase? Würde sie seinetwegen ihren Beruf aufgeben? Eigentlich hätte die Antwort sofort ein energisches Nein sein sollen, und sie erschrak leicht, als es nicht so war. Es war eher ein leises Nein, aber ein widerwilliges. Ein unsicheres. Doch, wie Lana gesagt hatte, so einfach war das nicht. „Du hast recht. Die Antwort fällt nicht leicht. Ich hätte dich nicht ausfragen dürfen.“ Sie stand wieder auf. „Danke für deine Sorge um mich, Lana, aber jetzt muss ich gehen.“
„Carrie …“, setzte Lana an.
Allerdings wollte Carrie nicht noch mehr hören. Sie verließ Lanas Büro, wäre am liebsten gerannt. Sie hatte keine Ahnung, warum. Ihr Gespräch mit Lana hatte ihr nur bestätigt, was sie längst wusste. Woran sie sich immer mal wieder erinnerte. Wenn jemand Cop ist, bleibt kein Raum für die Liebe. Dann bleibt kein Raum für irgendetwas anderes. Nicht, wenn man wirklich gute Arbeit leisten will. Nicht, wenn es oberste Priorität hatte, Opfern Gerechtigkeit angedeihen zu lassen und Verbrechern das Handwerk zu legen.
16. KAPITEL
Brad beobachtete, wie Tony Higgs und Nora Lopez das Café verließen und zu ihrem Wagen gingen. Er beobachtete die beiden schon seit Wochen. Er sah, wie Tony mit dem Mädchen spielte, das
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