Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
Vom Netzwerk:
der Nummer auf dem Telefon ganz genau gesehen. Irgendwas mit 6 und 9. Das ist Betty. Ächt! Aber Garance hat mir das nicht geglaubt. Und mir das Telefon weggerissen. Sie war sauer, weil ich diese eklige Pampe nich gegessen habe.«
    »Die Suppe?«, erkundige ich mich vorsichtig und streiche Jule über die tränennassen Wangen.
    »Nein, die Pampe ! Mit Garance will ich niiiieee wieder essen. Die soll überhaupt nich mehr kommen. Die ist so gemein. Napoleon mag sie auch nich.« Jule schnieft in ihren Plüschfrosch. »Die schimpft die ganze Zeit nur rum. Auch wenn ich gar nichts mache. Und wenn ich ein ganz kleines bisschen kleckere, dann wird die total sauer. Die ist doof, doof, oberdoof!«
    »Jetzt beruhige dich erst einmal ein bisschen. Wir überlegen morgen ganz in Ruhe, was wir machen.«
    »Muss nich überlegen! Du gehst abends einfach nich weg. Is doch klar!«
    »Julchen, so einfach ist das leider nicht. Ich muss manchmal …«
    »… im Restorang essen?«
    »Ja, also ich meine: Nein, das muss ich natürlich nicht unbedingt.«
    Werde ich wohl auch nicht mehr. Jedenfalls nicht mit Philippe.
    »Mama! Hörst du mir überhaupt zu?« Jule ruckelt an meinem Arm.
    »Nein, entschuldige, Jule«, sage ich und drücke sie an mich. »Was hast du gesagt?«
    »Na, dass du eben abends nich im Restorang essen musst. Und schon gar nicht mit so einem, der mein neuer Papa werden soll!« Jule japst jetzt nach Luft, wird rot im Gesicht und dürfte gleich mit einem schrecklichen Heulkrampf ganz L’Oublie-en-Provence aus dem Schlaf reißen.
    »Aber Jule, nein! Wie kommst du denn darauf?«
    »Hat Garance gesagt.«
    »Nein, das ist Unsinn. Das ist ein Kollege von mir, wir mussten etwas für die Sprachenschule besprechen.«
    Räusper.
    »Aber Garance hat gesagt, dass der mein neuer Papa werden soll.«
    »Julchen, hier geht es nicht um einen neuen Papa. Den brauchen wir doch gar nicht. Wir kommen doch auch so ganz prima zurecht, oder?«
    »Hm«, schnieft Jule.
    Ich werte das als ein Ja.
    »Papa soll wieder bei uns wohnen und auf mich aufpassen!«
    Oder doch eher als ein Nein?
    »Jule, das geht nicht. Mama und Papa wohnen nicht mehr zusammen. Das weißt du doch. Aber wir haben dich alle beide …«
    »Ich weiß: gaaaaanz doll lieb. Das sagst du immer! Aber warum habt ihr euch denn nicht mehr lieb?«
    Weil dein Papa meinte, er könne mit einer knackigen 20-Jährigen selbst wieder jung sein. Dabei ist das ja mitunter gar nicht so toll …
    »Das passiert manchmal, Jule, da kann keiner etwas dran ändern.«
    »Auf jeden Fall will ich überhaupt gar nich und nie, nie, nie mehr, dass Garance auf mich aufpasst! Kann ich nich doch zu Bernadette gehen, wenn du arbeitest?«
    »Nein, Julchen. Bernadette hat dich immer gern unten in der Bäckerei. Aber abends muss sie nun einmal oft auf ihre eigenen Enkelkinder aufpassen. Und ab und zu braucht sie auch einfach mal Ruhe. Das habe ich dir doch schon erklärt.«
    »Dann soll eben Oma kommen.«
    Och, nö, bitte nicht!
    »Weißt du, Jule, Oma ist doch …«
    »… in den Bergen! Ganz weit weg. Ich weiß! Merde!«
    »Wie bitte?«
    »Merde. Das heißt Scheiße«, erklärt Jule nüchtern.
    »Das weiß ich auch. Deshalb sagt man es ja auch nicht.«
    »Scheiße.«
    »Jule!«
    »Hm. Dann soll eben Betty kommen.«
    Nein, nein …
    »Nein! Jule, Betty muss doch immer ganz viel arbeiten. Die hat gar keine Zeit.«
    »Dann müssen wir eben eine nettere Babysitterin suchen. So eine wie Alina.«
    Die Alternativen werden nicht wirklich besser. Aber immerhin legt sich Jule jetzt in ihr Bett und lässt sich von mir zudecken. »Machst du das, Mama? Suchst du uns eine Alina?«
    Überhaupt gar nicht und nie, nie, nie mehr.
    Jule sieht mich flehend an.
    »Hm.«
    »Ehrlich?«
    »Wir finden sicher eine Lösung. Es tut mir leid, dass der Abend für dich so blöd gelaufen ist. Und jetzt schlaf bitte.«
    »Ich hab’s!« Jule springt auf und sitzt plötzlich wieder hellwach im Bett. »Ich schlafe einfach immer bei Chloé!«
    »Nein, Jule, das geht nicht.«
    »Nur weil du Chloés Papa nicht magst. Du bist ächt gemein.«
    Rabenmutter eben.
    »Jule, so einfach ist das nicht, sieh mal …«
    »Dann komme ich eben einfach mit zu deiner Arbeit! Merde alors!«
    »Jule! Das sagt man nicht!« Mehr fällt mir mit 1,5 Promille, nach einem ziemlich abrupt beendeten Rendezvous und einem Erziehungs-Super- GAU nicht ein. Aber Jule stört das wenig, die Müdigkeit scheint langsam Oberhand zu gewinnen.
    »Okee, dann komme ich also mit in deine

Weitere Kostenlose Bücher