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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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einschreiten.
    Dörte Karstensen
    i.A. Ralph von Hassel
    Senior Partner
    Marquardt Consulting

    Wer ist denn nun bitte Dörte Karstensen? Lässt Ralph seine Privatpost jetzt von seiner Assistentin erledigen?

    To: [email protected]
    From: [email protected]
    Date: 12. Oktober; 15:44
    Re: Re: Pflichten

    Ralph,
    spinnst du?
    Gruß an Dörte.
    Anja Kirsch
    Deine Ex-Partnerin

    So, jetzt aber die Mails schreiben. Obwohl … oje, noch eine Nachricht in meinem Elektro-Postkasten, die wahrscheinlich keinen Aufschub duldet.

    To: [email protected]
    From: [email protected]
    Date: 12. Oktober, 12:47
    Re: Wir kommen!
    Hallo Kleines,
    wir können tatsächlich eine ganze Woche freimachen. Ist das nicht wunderbar?! Wir, also Oliver und ich, haben jetzt erst mal den Flug nach Nizza gebucht. Das ist doch besser, als mit dem Auto von Frankfurt aus loszufahren. Aber unten am Mittelmeer mieten wir uns einen schicken Flitzer und kommen dich besuchen! Zweites November-Wochenende. Du hast doch sicher nichts vor, oder?
    Liebe Grüße an Jule,
    Betty
    PS: Monika will offenbar in Frankfurt bleiben. Bei mir! Weißt du, warum?
    Nichts weiß ich. Jedenfalls nicht über meine Mutter. Dafür aber sehr sicher, dass ich Mitte November keine Zeit habe. Und nicht einmal zu Hause bin, weil ich mich ja dann mit Jules Klasse auf einem Bauernhof vergnügen werde. Gegen eine Visite meiner Schwester ist die Aussicht auf pädagogisches Waten durch Kuhfladen, Rühren in hoffentlich kontrolliert schimmelnder Milch und das Stapeln fertiger Käselaibe fast so attraktiv wie eine Woche Club Med »all inclusive« auf den Malediven.
    To: [email protected]
    From: [email protected]
    Date: 12. Oktober, 15:52
    Re: Re: Wir kommen!
    Liebe Bettina,
    ich freue mich natürlich, dass du mich besuchen willst. Aber am zweiten November-Wochenende habe ich leider schon andere Verpflichtungen. Wie schade! Aber sicher klappt es ein anderes Mal.
    Beste Grüße
    Anja
    PS: Freust du dich gar nicht, Mama zu sehen?
    PPS: Nenn mich nicht Kleines.
    PPPS: Und unsere Mutter nicht Monika!
     
    So, wem schreibe ich zuerst? Heike? Susanne? Oder Annette? Oder doch eine Serienmail? Nein, zu unpersönlich. Aber besser als nichts. Vielleicht sollte ich …
    »Ping! Sie haben Post«, teilt mir mein Computer jetzt mit.
    Natürlich! Von Bettina. Meine Schwester ist BlackBerry-Junkie, reagiert auf E-Mails genauso schnell wie auf SMS und würde auch noch aus dem Kreißsaal binnen Minuten antworten, sollte sie doch noch Kinder bekommen. Jedenfalls kommt Bettinas Antwort auf meine Absage umgehend und quetscht sich in meinem Post-Eingangskorb natürlich vor die zehn noch ungeöffneten Mails.
    Typisch, vorgedrängelt wie bei der Geburt! Vermutlich hat sie das damals getan, um unserer Mutter gleich ein kumpelhaftes »Hey Monika« entgegenzukrähen, während ich – als die natürlich Schwerere von uns beiden – mich noch durch den Geburtskanal quälte und unsere Mutter seit jeher brav »Mama« nenne. Aber »Monika«? Das geht doch nicht!

    To: [email protected]
    From: [email protected]
    Date: 12. Oktober, 15:59
    Re: Re: Re: Wir kommen!
    Kleines,
    hast du einen Neuen? Fährst du mit ihm im November auf einen romantischen Trip nach Paris? In diesem Fall sei dir vergeben. Vermassele es nicht.
    Betty
    PS: Oliver ist gerade bei mir eingezogen. Kein Platz für Monika.
    PPS: Was macht eigentlich dein Hugh Grant? Fährst du mit ihm weg? Nun erzähl doch mal!
    PPPS: Du bist echt verklemmt, was diese Namen angeht. Und sonst auch.
    Schlechte Aussichten für meine Freundinnen, die in der Regel viel nachsichtiger sind mit mir und um die ich mich mehr kümmern sollte als um meine Schwester. Aber irgendwie gibt es so etwas wie eine unsichtbare Verbindung zwischen Bettina und mir. Fast ein bisschen unheimlich. In meinem nächsten Leben komme ich ohne nervigen Zwilling auf die Welt, jawohl!
    In diesem Leben kann diese Mail allerdings nicht unbeantwortet bleiben. Mit 40 kann ich mir das nun wirklich nicht mehr gefallen lassen!

    To: [email protected]
    From: [email protected]
    Date: 12. Oktober, 16:03
    Re: Re: Re: Re: Wir kommen!
    Bettina,
    ich erwarte doch etwas mehr Respekt von dir. Ich verbiete dir hiermit endgültig, mich »Kleines« zu nennen. Ich meine das ernst. Und mein Privatleben geht dich überhaupt nichts an.
    Anja
    Ha! Das tat gut. Ich beiße in mein Croissant, das heute besonders saftig schmeckt.

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