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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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kommt.«
    »Muss man den denn wirklich noch extra zur Geltung bringen?«, kichert Bettina.
    Du Plattfisch. Ablenken, sonst gibt’s Streit.
    »Wie geht’s denn deinem Oliver?«
    »Oh, gut. Seeehr gut, glaube ich. Willst du ihn mal sprechen? Er liegt direkt neben mir. Und das Telefon habe ich übrigens auf laut gestellt …«

15. Kapitel
    Dienstag, 12. Oktober, 08:10
    Beim Frühstück mit Jule
    »Magst du dieses komische Vogelfutter ächt?«, fragt mich Jule und tunkt ihr Croissant in eine »bol« voll heißem Kakao. Sie ist nach unserem Krach vom Vorabend plötzlich wieder sehr gut gelaunt, sogar etwas übermütig, fast ein bisschen angriffslustig. Der Grund ist mir ein Rätsel.
    Mit betont angewidertem Blick verfolgt sie, wie ich mir meine Biomüsli-Grundmischung in meine Schüssel schütte und Weizenkeime, Leinsamen und Sonnenblumenkerne darüberstreue.
    Ab heute kehre ich nämlich zur guten alten Biokost zurück, die in Berlin schon immer meine Schokoladen-Diät unterstützt und mein Gewissen beruhigt hat. Dieses ewige Hungern à la Française bringt mich auf Dauer nicht weiter. Denn früher oder später am Tag taucht hier ja doch wieder irgendwo ein Croissant auf, eine Rocher-Kugel bei Jean-Yves drüben im Tabac, oder ein besonders listiges Nougat de Montélimar wartet an der Kasse bei Jean-Claude im »Casino« auf mich. Und natürlich ein Törtchen von Monsieur und Madame Croizet. Oder zwei. Oder drei. Und denen ist mit leerem Magen kaum zu widerstehen. Und Croissants sind jetzt den Wochenenden vorbehalten! Ordnung muss sein.
    In Frankreich ist Bio zwar nicht leicht zu finden, da diese Art Nahrung immer noch ein mehr oder weniger trauriges Schattendasein fristet. Beim Gemüse aus dem Supermarkt heißt Bio hauptsächlich garantiert in Plastik eingeschweißt, wahrscheinlich aus Holland importiert und schon so gut wie verschimmelt. Bei allen anderen Produkten heißt es vor allem sündhaft teuer. Aber trotzdem habe ich mich gestern Nachmittag mit Biomüsli eingedeckt, das mich von jetzt an als solide Grundlage durch den Tag bringen soll. Ganz unten in einer riesigen Einkaufstüte versteckt, habe ich es am Eingang der Backstube vorbei in unsere Wohnung geschmuggelt. Ein wahrer Schatz also.
    Hm, lecker.
    »Hm, lecker!«, sagt Jule und versenkt ihr Croissant tief im Kakao.
    »Jule, das macht man nicht.«
    »Quatsch, das machen alle so. Madame Croizet mit dem Baguette in ihrem Kaffee, Chloé mit einem Keks im Orangensaft, der Papa von Chloé mit …«
    »Schon gut, schon gut. Das will ich gar nicht wissen. Dann stell bitte wenigstens den Teller unter dein Croissant, damit du den Tisch nicht so vollkrümelst.«
    »Ach, Mama, hier braucht man zum Frühstück doch keinen Teller! Das macht Madame Croizet auch so. Du hast ääächt keine Ahnung. Das ist wie mit dem Becher und der Schüssel. Das hast du ja am Anfang auch nicht kapiert. Aber guck ma, das geht doch viel besser!« Jetzt verschwindet das nächste Stückchen Croissant mit weiten Teilen von Jules Fingern erst in der Kakaoschüssel und dann in Jules Mund.
    »Jule!«
    Seufz.
    Jule scheint mein ursprüngliches Projekt »Französin werden« für sich entdeckt zu haben und dabei direkt auf die Überholspur eingeschert zu sein: Croissants gehören in den Kakao, der wiederum in eine Müslischüssel und nicht in einen Becher, das »goûter« am Nachmittag ist heilig, und abends möchte Mademoiselle jetzt immer etwas Warmes serviert bekommen. Kategorie Fleischklößchen und Pommes. Nur Chips sind natürlich immer noch besser als ein warmes Essen.
    Aber ein belegtes Brot? Wie barbarisch!
    »Man muss ja nicht alles ganz genauso machen wie die Franzosen. Vor allem beim Frühstück, wenn … Jule, jetzt lass dieses Croissant aus deinem …«
    »Papa kommt uns besuchen.«
    »Wie bitte?«
    Vor Schreck gieße ich viel zu viel Milch in mein Müsli, und dazu noch einen großzügigen Klecks daneben, direkt auf die Tischdecke.
    »Iiieh, Mama, das macht man aber nicht! Also, Papa kommt schon gaaaanz bald. Hatta mir vasproooochen.«
    Ätsch-bätsch, hast du vergessen zu sagen.
    »Wie versprochen? Wann versprochen?«
    »Na, gestern Abend. Habe Papa angerufen. Weil ich das ganz doof fand, dass du mit Nathalie Chips gegessen hast. Aber Chloé durfte nicht kommen!«
    »Aber Jule. Wir können doch Chloé gern mal wieder einladen. Gestern Abend passte es einfach nicht so gut, weil …«
    »Weil du ihren Papa nich magst! Aber jetzt kommt mein Papa, und der versteht sich bestimmt super mit

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