Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
Vom Netzwerk:
Eric. Dann kann Chloé mich immer besuchen, wenn ich es will.«
    »Was hat Papa denn genau gesagt?«
    »Dass er gerade gaannz viel Arbeit hat …«
    Aha.
    »Aber dass er dann bald kommt. Und dass Garance zur Hölle fahren soll. Aber ich habe ihm erklärt, dass man das nicht sagt.«
    »Klar.«
    »Und Mama?! Zu Alex will ich auch nich. Ich habe das genau gehört. Wenn ich da schlafen muss, wenn du wieder im Restorang essen gehst oder so, dann sag ich das Papa! Heute frage ich Chloé, ob ich bei ihr schlafen kann!«
    »Nein! Jule, das geht nicht. Das macht man nicht. Man lädt sich nicht selbst ein. Und überhaupt müssen so etwas die Erwachsenen regeln.«
    »Dann musst du mich da eben einladen.«
    Aaaaah!
    »Komm, Julchen, wir finden schon eine Lösung.«
    »Ja: Wenn du abends weggehen willst, dann musst du Chloés Papa fragen, ob ich bei denen schlafen kann. Sonst mache ich das selbst. Oder ich komme eben mit dir mit. Genau! So machen wir das!«
    »Nein, Jule, das geht nicht. Das ist Mamas Verabredung, und zwar mit einem Kollegen.«
    »Und warum kann ich da nicht mit? Ist der nicht nett?«
    »Doch, der ist sogar sehr nett.«
    »Mag der mich nicht?«
    »Doch, sicher mag Philippe dich.«
    »Philippe? Ach der?! Das ist doch gar kein Kollerege von dir. Das ist doch der, der mein neuer Papa …«
    »Jule, jetzt ist aber Schluss!«
    »Gut, dann komme ich also mit. In deine Schule darf ich ja wohl auch mit. Und da sind ganz viele Kolleregen. Aber wenn du nicht willst, dann sage ich eben Papa, dass er …«
    »Okay, Jule, ich frage Chloés Vater.«
    #
    Zwanzig Minuten später
    Auf dem Weg zur Vorschule
    In die Vorbereitung dieser Selbsteinladung investiere ich jetzt schon mehr Zeit und Hirn als in so manche Unterrichtsstunde. Dabei bin ich eine gewissenhafte Lehrkraft, ehrlich! Aber dieses Vorhaben ist ja auch nichts gegen ein bisschen Präteritum, ein paar Präpositionen und die Possessivpronomen. Nein, dieses Projekt würde auch Profidiplomaten vor eine gewisse Herausforderung stellen. Nach meinen bisherigen Überlegungen gibt es folgende Optionen:
    1. die säuselnde Unschuldsversion:
    »Lieber Monsieur Leroy. Nun sind unsere Töchter ja schon eine ganze Weile wirklich gut befreundet. Und Jule wollte Chloé schon so lange soooo gern mal zu einer Pyjama-Party einladen. Aber leider, leider klappt das bei uns gerade nicht so gut. Könnten die beiden die Party nicht bei Ihnen feiern? Zum Beispiel am nächsten Samstag?«
    Nicht gut.
    2. die wehleidige Psycho-Tour:
    »Ach, Monsieur, stellen Sie sich vor: Nach langer Einsamkeit und seit einem tragischen Zwischenfall bei der letzten Verabredung habe ich nun endlich mal wieder ein Date, leider aber auch immer noch eine ausgeprägte Babysitterin-Phobie, die meine Tochter unbewusst spürt und sich deshalb ihrerseits vor Babysittern fürchtet. Unsere fürsorgliche Nachbarin muss ein halbes Dutzend eigene Enkelkinder hüten, und die brutale Kinderfrau musste ich leider unehrenhaft entlassen. Kann Jule vielleicht mal bei Ihnen übernachten? Vielleicht … am nächsten Samstag?«
    Nicht viel besser.
    3. die harte Befehlsnummer:
    »Monsieur Leroy, ich kann Sie zwar bekanntlich überhaupt nicht ausstehen, aber Sie können das ganz einfach ändern: Passen Sie nächstes Wochenende eine Nacht auf meine Tochter auf! Keine Widerrede.« Dazu den zackigen, etwas herrischen Deutsch-Akzent, den die Franzosen aus zahllosen Zweite-Weltkriegs-Filmen kennen.
    Im Sinne der Völkerverständigung, der deutsch-französischen Freundschaft und meiner Verabredung mit Philippe vielleicht auch keine gute Lösung. Aber egal, irgendwas muss jetzt passieren, denn dort steht sie: die Ente, mit im Stand rasselndem Motor und umhüllt von einer graublauen Abgaswolke, hinter der nur schemenhaft Eric und Chloé Leroy auf dem Weg zum Schultor zu erkennen sind.
    Jule jubelt, zerrt mich hinter Vater und Tochter her und erklärt beiden irgendetwas, als wir sie erreichen. Ich verstehe nichts. Es ist Französisch. Ich verstehe meine eigene Französisch sprechende Tochter nicht!
    Dafür verstehe ich Eric Leroy sehr gut, als er – nachdem Chloé ihm mit ihrem Ellenbogen in die Seite geboxt hat – knapp erklärt: »Chloé und ich machen am Samstag eine kleine Party. Julie ist eingeladen und kann auch bei uns übernachten. Ich glaube, das passt Ihnen ganz gut, oder?«
    #
    Eine Stunde später
    In der »École Polyglotte«
    Kaffeepause im Lehrerzimmer. Überall um mich herum ist das akzentschwere Französisch meiner Kollegen aus

Weitere Kostenlose Bücher