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Ex en Provence

Ex en Provence

Titel: Ex en Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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vom Französinwerden. Ist nicht leicht. (9. November, 09:15)
    Was Neues gelernt? (9. November, 09:16)
    Ja: Französinnen sind einfach besser als alle anderen Frauen. (9. November, 09:19)
    Das heißt? (9. November, 09:20)
    Überirdisch schlank, immer auf High Heels, makellos geschminkt, geföhnt und in allen Lebenslagen gründlich epiliert. Mir reicht’s. (9. November, 09:24)

 
    Le Fromage
    (Der Käsegang)

22. Kapitel
    Freitag, 12. November, 08:35
    Im Reisebus mit 23 Fünfjährigen
    Heute Morgen ich habe mich für Gummistiefel, Fleece-Pulli, Trekkingjacke und Pferdeschwanz entschieden. Das Anti-Französinnen-Programm sozusagen. Sehr souverän. Und sehr schlau, wie ich finde. Immerhin geht es auf den Bauernhof, und es regnet in Strömen.
    Vor ein paar Minuten habe ich mit Jule in der vorletzten Busreihe Platz genommen. Dort sind wir gelandet, weil wir völlig unbewaffnet und ahnungslos zum Treffpunkt an der Schule gekommen waren. Wer vorn sitzen will, muss nämlich reisekrank sein und dies durch hochpotente Medikamente, eventuell auch eine Großpackung homöopathischer Kügelchen oder mindestens ein Armband zur Druckpunkt-Massage beweisen.
    Haben wir alles nicht. Aber Jule stört der Verweis auf die billigen Plätze nicht sonderlich, denn sie wollte vor allem neben mir sitzen und sorgte sich den ganzen Morgen, ob sie dafür wohl das offizielle D’accord aus der Chefetage bekommen würde. Kaum am Bus angekommen, fragte sie ihre Lehrerin: »Maîtresse, kann ich …« Ich bin ein bisschen zusammengezuckt, als sie sie nicht Mademoiselle Pointcarré oder einfach Elodie nannte, sondern »Lehrerin«. Und das heißt auf Französisch aus noch ungeklärten Gründen »maîtresse« – genau wie die Geliebte. Sie war einverstanden.
    Maîtresse kommt jetzt durch den Gang, zählt ihre Schützlinge und lächelt mich freundlich an. »Ein Glück, dass es doch noch geklappt hat«, sagt sie zu mir, sichtlich erleichtert.
    Ja, ich finde es auch nett von mir, dass ich mich beim Elternabend freiwillig gemeldet habe.
    Ich nicke mit einem großherzigen Lächeln.
    »Die Fahrt stand ja wortwörtlich bis zur letzten Minute auf dem Spiel«, fährt Maîtresse fort.
    Na, so knapp war es nun auch nicht.
    »Ja, ja.«
    »Aber jetzt können wir gleich los. Wir warten nur noch auf die zweite Begleitperson.«
    Ach ja, die pensionierte Kinderkrankenschwester, die sicher vor nichts zurückschreckt. Gut, dass sie mitkommt.
    Ich nicke wieder. Irgendwie habe ich Sprachhemmungen vor Jules Lehrerin.
    »Aaaah, da ist er ja«, ruft sie jetzt erfreut.
    Er?
    »Mama, Mama!«, brüllt Jule. »Da kommt Chloé.«
    Und ihr Vater. Was will der denn hier?
    »Chloéeeeeeee! Hier bin ich!«, schreit Jule.
    Chloé hat Jule jetzt auch entdeckt und kommt auf uns zu. Ihr Vater hat eine Hand auf ihre Schulter gelegt und läuft durch den Mittelgang direkt hinter ihr her.
    Natürlich, wieder eine Extrawurst! Die anderen Eltern mussten sich auch draußen von ihren Kindern verabschieden!
    »Mama, kann vielleicht doch Chloé neben mir sitzen? Guck ma, die ganze Reihe dahinten ist doch noch frei«, erklärt Jule und zeigt auf die Hinterbank.
    Ich ziehe um und überlasse Chloé meinen Platz.
    »Na, die ›Poleposition‹ ist das ja hier nicht gerade«, sagt jetzt Eric Leroy und …
    … lässt sich auf den Sitz neben mir fallen.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, dass Sie mir keinen so tollen Platz freigehalten haben«, erklärt Eric Leroy beiläufig.
    »Ich habe Ihnen überhaupt keinen … Was wollen Sie überhaupt hier?«
    »Dasselbe wie Sie: ein bisschen durch den Kuhmist waten. Aber so gut ausgestattet wie Sie bin ich natürlich nicht«, sagt Eric und zeigt grinsend auf meine Gummistiefel.
    Ich wende mich demonstrativ von ihm ab und blicke aus dem Fenster. Dort stehen neben ein paar Vätern Dutzende Mütter in filigranen Stilettos am Rande riesiger Pfützen. Ihre frisch in Form geföhnten Haare schützen sie mit großen Regenschirmen. Ihren Kindern winken sie huldvoll zu.
    Bis auf Nathalie, die überraschenderweise in Jeans und Turnschuhen erschienen ist, mich entdeckt hat und mir in Zeichensprache irgendetwas zu verstehen geben will. Ich zeige ihr mein Handy, und tatsächlich holt sie jetzt ihres aus der Tasche. Der Bus setzt sich in Bewegung.
    Entschuldige meinen Kommentar von gestern. Du siehst toll aus, egal was du anhast. Und dein Outfit ist wie gemacht für einen Schulausflug. (12. November, 08:47)
    Merci (12. November, 08:48)
    Wer sitzt

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