Ex en Provence
Erwachsenen …«
»Ist ja gut, das ist doch jetzt nicht so …«
»Doch, ist schon wichtig«, erklärt sie und zieht mich zu Eric. Die beiden Mädchen fallen Eric um den Hals, und der nimmt Chloé auf den Schoß. »Eric!«, sagt Jule und zeigt auf das tropfende Brot in Erics Hand, »meine Mama findet das voll eklig. Kannst du ihr nicht mal erklären, dass man das so macht?«
»Hm. Lieber nicht, Jule. Geht mal los, ihr beiden, und holt euch Frühstück. Dann setzt ihr euch an den großen Tisch mit den anderen Kindern, einverstanden?«
»Okay, Papa.« Chloé drückt Eric einen Kuss auf die Wange.
Wow, so etwas kenne ich von Jule ja gar nicht.
»Okay, Mama«, sagt sie und gibt mir ebenfalls einen Kuss.
»Vive la France!«
Eric tunkt sein Baguette-Stück wieder in den Kaffee und steckt es sich dann ganz in den Mund.
Iiiieh. Iiieh und noch mal iiieh.
»Setz dich doch«, murmelt er. »Oder ist dir das hier nicht vornehm genug?« Dann verschwindet fast seine ganze Nase in der Kaffee-Baguette-Krümel-Schüssel.
»Guten Morgen, übrigens«, sage ich und stelle meine Tüte Bio-Müsli auf den Tisch. An dem kleinen Buffet hole ich mir zwei Schüsseln und fülle eine mit Kaffee. Zurück am Tisch, lasse ich mein Müsli in die zweite Schüssel rieseln.
Eric beobachtet mich stumm. Der Blick sagt eindeutig: »Iiiieh!«
»Ist was?«, frage ich und schneide mir einen Apfel ins Müsli.
»Das ist eine Kaffeeschüssel. Kein Vogelnapf.«
»Nein, das ist eine Müslischüssel. Ausnahmsweise kann man daraus auch mal Kaffee trinken.«
»Hm«, grunzt Eric.
Ich gieße Milch über mein Müsli. Eric verzieht sein Gesicht.
»Was ist?«, frage ich.
»Jetzt mögen es auch die Vögel nicht mehr. Schade drum.«
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Beim Mittags-Picknick
Ich habe selten so großen Hunger gehabt. Und selten so wenig Appetit. Der Bauer hat uns nämlich heute Morgen gezeigt, wie aus Milch Käse wird – eine Erfahrung, die meine kulinarische Zukunft entscheidend beeinträchtigen wird. Die Expedition fing im etwas muffig riechenden Stall an, wo der Bauer, umringt von 24 begeisterten Kindern und Hunderten Fliegen, die Kuh Elise gemolken hat. Dann ging es in die riesige Küche, wo die Bäuerin der Milch in einem überdimensionalen Kübel Lab zusetzte – also irgendwelches Zeug aus einem Kälbermagen, was ich eigentlich doch nicht so genau wissen wollte – und das Gemisch mit einem Holzlöffel zweifelhafter Herkunft und Bakteriendichte umrührte.
Schon da sehnte ich mich nach der hübsch angerichteten und vor allem klinisch reinen Käsetheke im »Spar« bei mir um die Ecke in Berlin. Sogar ein abgepackter Gouda in Scheiben von »plus« erschien mir plötzlich überaus attraktiv.
Doch dann durften wir mit dem Bauern noch die gestapelten Käselaibe in ihren unterschiedlichen Reifungs-und Geruchsstufen bewundern.
Fast erleichtert war ich also, als uns die Bäuerin zum Brotbacken abholte. Im Speisesaal hatte sie sechs Tische vorbereitet, auf denen jeweils ein großer Berg Mehl lag. In Vierergruppen sollten die Kinder Hefe ins Mehl bröseln, Wasser dazugießen und das Ganze ordentlich durchwalken.
Mein Einwand, sie sollten sich vielleicht vorher noch die Kuhstall-Hände waschen, wurde tatsächlich erhört. Allerdings war just in diesem Moment die Seife alle geworden, das Wasser sowieso kalt und ein Handtuch für 24 Kinder wohl auch nicht gerade zweckmäßig.
1: 0 für die Mikroben.
»Die Hygiene lässt ja ein bisschen zu wünschen übrig«, flüsterte ich Elodie zu, die gerade meiner Gruppe beim Kneten zuschaute. Sie nickte, ebenfalls etwas besorgt, und hinderte dann den kleinen Jeremy daran, sich einen Klumpen rohen Teig in den Mund zu stecken.
»Verweichlichte Städter«, raunte mir Eric vom Nachbartisch zu, wo er Alex und Pierre Teigkrümel von der flachen Hand in den Mund zu schnippen versuchte.
»Darf ich Sie …«, setzte ich an.
»Dich!«
»… dich daran erinnern, dass wir im selben Dorf wohnen. So viel zum Thema ›Städter‹. Und im Übrigen hoffe ich sehr, dass Alex nicht ernsthaft krank wird. Ich werde nämlich keine Probleme damit haben, seine Mutter über den wahren Grund zu unterrichten.«
»Petze, Petze«, lachte Eric und steckte sich genüsslich eine etwa tischtennisballgroße Kugel Teig in den Mund.
Inzwischen haben wir die fertig gebackenen Brote, ein paar kleinere Käseleibe sowie jede Menge Eier und kleine Würstchen einen Bergweg hinauftransportiert und uns zum Picknick niedergelassen. Die Sonne scheint, es ist ungewöhnlich
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