EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Gedanken an das Schicksal, dass den Bewohnern bevorstand. Doch dann lächelte er zufrieden über den Platz in der Geschichte, den sie einnehmen würden. Die Flügelspitze zeigte direkt auf Sandrock, als das Flugzeug nach links drehte, um Kurs auf Boston zu nehmen.
Ein voller Erfolg! Sein Tag in Texas ließ ihn einmal mehr sein Geschick als wahrer Staatsmann bewundern. Es war nicht das erste Mal in diesem Wahlkampf, dass er in Texas war, und es würde nicht das letzte Mal sein. Seine Berater konnten nicht verstehen, warum er mehr als nur einige Pflichttermine dafür verschwendete. Wo doch die Texaner seit dreißig Jahren nicht mehr für einen Demokraten als Präsident gestimmt hatten. Aber er hatte seine Gründe. Niemand sollte ihm vorwerfen können, er habe sich nicht um Texas gekümmert. Heute hatte die Öffentlichkeit außerdem eine wichtige Feststellung gemacht. Er und der Chefredakteur der Texas Times, Luce Brencis, waren sich spinnefeind. Bei einer Pressekonferenz in Houston hatte Brencis zuerst gefragt, ob die Beschäftigung einer illegalen Einwanderin als Haushaltshilfe die Wähler nicht auf charakterliche Defizite schließen lasse.
»Das ist eine uralte Geschichte!«, hatte Sinshy geantwortet.
»Das müssen die Wähler entscheiden, finden Sie nicht?« Brencis hatte den aggressiven Ton des investigativen Journalisten angeschlagen.
»Sie werden es entscheiden, da bin ich ganz gelassen. Außerdem ist es unwichtig.«
»Dann ist vielleicht etwas anderes wichtig. Nämlich die Tatsache, dass zwei Drittel der Wähler nicht glauben, dass ein Multimilliardär die Interessen eines Normalbürgers vertreten wird.«
»Wie Sie wissen, finanziere ich meinen Wahlkampf selbst. Mit anderen Worten: Ich bin niemandem etwas schuldig, der glaubt ...«
»Aha! Warum sollte Sie dann jemand wählen?«
»Sie haben mich unterbrochen! Ich bin niemandem etwas schuldig, der glaubt, ich müsse ihm einen Gefallen tun, weil seine Firma mich im Wahlkampf ...«
»Sechzig Prozent der Wähler halten Sie aufgrund Ihrer Herkunft für ...«
»Es würde mich freuen, wenn ich zuerst einmal meine Antwort zu Ende formulieren darf, bevor Sie ...«
»... aufgrund Ihrer Herkunft für abgehoben und nicht mit den Problemen des durchschnittlichen Amerikaners vertraut. Was sagen Sie dazu?«
Sinshy hatte nur ein verärgertes »Sie haben jetzt schon genug Fragen gestellt!« in Brencis Richtung geknurrt und einen anderen Journalisten aufgerufen. Perfekt!
Die Umfragen zeigten, dass Sinshy landesweit zehn Prozentpunkte vor seinem republikanischen Gegner Fred Coleman aus Florida lag. Das hatte weniger mit Sinshys Beliebtheit bei den Wählern zu tun, als mit Colemans Farblosigkeit – die Personaldecke der Republikaner war dünn und Coleman nicht mehr als ein Pro-forma-Kandidat. Er hatte eigentlich damit gerechnet, gegen Jeanne Adams anzutreten und zu verlieren. Potgate hatte das Spiel verändert. Jetzt würde er gegen Art Sinshy antreten und verlieren. Das machte für Coleman keinen Unterschied. Für Sinshy auch nicht.
Nachdem er schon um halb acht schließen musste und keinen Kontakt mit Josephina herstellen konnte, musste sich Tim Lewis erst daran gewöhnen, an einem Samstagabend zu Hause zu sitzen. Mach’ ich mir mal einen schönen Fernsehabend, dachte er sarkastisch. Knapp zwanzig Stunden, nachdem er durch den Beginn der Krise daran gehindert worden war, die Late Night Show zu sehen, hatte er sich schon an den Notstand gewöhnt – ein bisschen wenigstens. Was aber immer mehr an ihm nagte, war die Mauer zwischen ihm und Josephina, die er vorher nicht hatte einreißen wollen und jetzt nicht einreißen konnte. Er wusste, dass ihr die politische Entwicklung schreckliche Angst einflösste. Er hoffte, dass ihre beste Freundin Mable jetzt bei ihr war, und sie nicht alleine in ihrer Wohnung saß. Er hasste den Gedanken, dass sich ein anderer Mann eingenistet haben könnte.
Die Pizza hatte es ohne Stromausfall geschafft, sich im Ofen essfertig zu machen. Tim war schleierhaft, warum heute dreimal der Strom ausgefallen war. Vielleicht, weil das Netz schon lange nicht mehr das zuverlässigste war, und heute so viele Leute zu Hause bleiben mussten, und ihre Zeit mit Kochen verbrachten. Aber er machte sich darum nicht viele Gedanken.
Die Pizza war zur Hälfte gegessen und eine leere Bierbüchse gerade im Eimer unter dem Basketballkorb an der Wand gelandet, als der Bildschirm wieder
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