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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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betroffenen Gesichtsausdruck.
       »Einmal Kirschkäsekuchen.« Die Bedienung stellte den Nachtisch ab.
       »Ich muss gehen, tut mir leid.« Osman schüttelte bedauernd den Kopf und stand auf.
       »Die Rechnung geht auf mich«, wies Brencis die Bedienung an, die verdutzt Osman nachblickte, als dieser hastig das Restaurant verließ.
    David Isler hatte im Lauf der Zeit eine Matrix entwickelt, in die er Journalisten einteilte: Schribbls, Radikaldebile, Goebbels und echte Journalisten. Schribbls war die große Mehrheit der ewig dem Mainstream hinterher hechelnden, eher harmlosen und gnadenlos oberflächlichen Idioten, die vor allem in den Redaktionen der Boulevardpresse und Fernsehnachrichten arbeiteten. Sie kümmerten sich grundsätzlich nicht um den Wahrheitsgehalt ihrer Berichte, waren höchstens darauf bedacht, so zu formulieren, dass keine rechtlichen Probleme entstehen konnten. Radikaldebile nannte Isler die Pseudointellektuellen im Nachrichtengeschäft. Sie verbargen ihre inhaltliche Leere hinter einem Schwall akademisch wirkender Formulierungen. Worthülsen, die auch einer Sammlung von Kalenderblättern – ein passender Spruch zu jedem Tag – entstammen könnten. Mit ein paar Dutzend Zitaten aus der Menschheitsgeschichte bewaffnet, versuchten sie, Eindruck zu schinden und eine Kulisse zu erschaffen, die von ihrer genuinen Denkunfähigkeit ablenken sollte. Goebbels waren die Propagandisten im Geschäft. Intellektuell bestens gerüstet aber moralisch verkommen, wurden sie von ihren Chefredakteuren auf die heiklen und brisanten Themen gejagt. Nicht wenige der Goebbels standen auf der Gehaltsliste von Nachrichtendiensten.
       Schließlich die Journalisten. Die wenigen echten, gebildeten, engagierten, integren Medienschaffenden, die qualitativ hochstehende, investigative und umfangreich recherchierte Berichte verfassten. Sie scherten sich einen Dreck um die Frage, was ihre Berufskollegen von ihnen hielten und ob die Resultate ihrer Recherchen gesellschaftlich opportun waren oder nicht. Echte Dissidenten. Sie hatten es naturgemäß am schwersten, da sie meist – ebenso naturgemäß – gegen den Strom schwimmen mussten. Kein Mensch auf der Welt erinnerte sich länger als fünf Minuten, was Schribbls und Radikaldebile von sich gaben. Bei den Goebbels konnte dies leider nicht immer behauptet werden. Die Arbeit der echten Journalisten – von ihnen gab es bei Regionalzeitungen mehr als bei den dominanten Blättern – überdauerte oft Jahre oder gar Dekaden. Isler war nicht entgangen, dass, entsprechend der Komplexität der menschlichen Natur, bei vielen Journalisten Elemente von mehr als nur einer Kategorie feststellbar waren. Wie er immer wieder beobachtet hatte, konnte es auch passieren, dass ein echter Journalist im Lauf der Zeit schwach wurde und aus materiellen Überlegungen und gesellschaftlichem Opportunismus zum Goebbels oder Radikaldebilen mutierte. Der umgekehrte Weg war seltener zu beobachten. Bei Medienleuten ist Rückgrat ein genetischer Defekt , fand Isler. Da er aber nicht zum Hass neigte, seine eigenen Schwächen nie vergaß und grundsätzlich Berufliches von Menschlichem trennte, hatte er keine Probleme damit, freundschaftliche Kontakte zu Repräsentanten aller vier Arten aus der seltsamen Medienfamilie zu pflegen. Eine ehemals Radikaldebile hatte er sogar geheiratet – seine Frau Angela.
       Isler räumte gerade die Spülmaschine ein – heute war er dran – als das Telefon klingelte. Er zog die Gummihandschuhe aus und nahm ab. Bundesrat Mattei. Ohne Namen oder Details zu nennen – die ganze Welt hörte mit – teilte er Isler mit, dass er seine Botschaft und die Karte überbracht habe. Er wisse aber nicht, ob daraus eine entsprechende Handlung resultiere. Isler bedankte sich, legte auf, zog die Gummihandschuhe wieder an und schloss seine aktuelle Aufgabe – Küche aufräumen – gewissenhaft ab.

 
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    Montag, 12. September 2016     20.51 CDT / 03.51 MESZ (13.9.)
     
    Ich verstehe trotzdem nicht, wieso Cooper unbedingt hier auf dem Sofa schlafen möchte, wo doch zuhause eine Frau und ein Bett auf ihn warten.« Tiffany Reilly sah ihren Mann Fred fragend an. Zu dritt saßen sie im Wohnzimmer und verfolgten mit, wie auf NBC die Petition von fünfunddreißig Politologen und Historikern verlesen wurde, die Präsident Sinshy aufforderten, sich sofort und mit aller Kraft für eine neue, globale Weltordnung einzusetzen. Dies sei die einzige Möglichkeit, den Dritten Weltkrieg und damit

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