EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
mitgeteilt.
»Ich denke nicht, dass es Probleme mit der Verbindung gibt, Mister Secretary. Ich habe gesagt, Sie sollen das Manöver so schnell wie möglich beenden!«
»Aus welchem Grund?«
Aus Gründen der nationalen Sicherheit. »Das kann ich Ihnen nicht mitteilen.«
»Ich muss aufs Äußerste protestieren, Misses President! Sie wollen, dass ich ein Manöver abbreche, das seit über einem Jahr vorbereitet wurde und in das über zehntausend Personen aus verschiedensten Stellen des Bundes und des Staates Texas involviert sind? Ohne mir einen Grund zu nennen?«
»Mister Secretary«, zischte sie, »tun Sie einfach, was ich sage. Ich erwarte Ihre Vollzugsmeldung bis morgen 8 Uhr auf meinem Schreibtisch. Auf Wiederhören.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete sie das Gespräch und stellte sich bereits die Frage, ob ihre Gesprächsführung wirklich zielführend war. Vielleicht hätte sie ihre Abneigung Jackson gegenüber wenigstens dieses eine Mal überwinden sollen.
Oberst Warren saß im SitRoom an seinem Supervisor-Arbeitsplatz und starrte mit in Falten gelegter Stirn in einen der Bildschirme. Was er sah, war beunruhigend: Pit Cooper war nicht bei sich zu Hause, sondern saß neben Fred Reilly auf dem Sofa in Reillys Wohnzimmer, obwohl die Ausgangssperre bereits begonnen hatte. Er sah in ihre Gesichter und erkannte die Angst. Es war derselbe Gesichtsausdruck, den er von Soldaten kannte, die vor einem gefährlichen Einsatz standen. Warren ahnte, dass das Experiment sehr bald ein abruptes Ende nehmen würde. Er dachte nach. Vielleicht täuschte er sich und der Grund für die Angst in ihren Gesichtern war ein anderer, als die bevorstehende Konterrevolution. Aber er durfte kein Risiko eingehen. Falls die beiden planten, loszuschlagen, würde die Hölle über Sandrock und den SitRoom hereinbrechen. Zu diesem Zeitpunkt wollte er bereits weit weg sein von dem Irrenhaus, das er selbst mitgeholfen hatte, zu erschaffen. Er fand es müßig, darüber zu sinnieren, warum die beiden wahrscheinlich vorhatten, den Angriff vorzuziehen. Der Zeitpunkt X war erst für Freitag vorgesehen. Excess war trotz aller Planung ein Abgrund von Unberechenbarkeit und jeder mit ein bisschen Verstand wollte nichts als weit, weit weg sein, wenn die letzte Stunde des Experiments gekommen war. Für seine Flucht war gesorgt. Die anderen waren ihm vollkommen egal – außer Patricia. Er hatte väterliche Gefühle für die junge, intelligente und so rührend naive Frau entwickelt. Er war fest entschlossen, ihr die Möglichkeit zu eröffnen, den Konsequenzen zu entgehen, mit denen alle Beteiligten nach Ende des Experiments konfrontiert werden würden. Nein, er würde ihr die Möglichkeit nicht eröffnen – er würde sie dazu zwingen.
Der Leiter der Operation Cosmoculus Edward Trust tigerte im Einsatzraum der STOG bei Luxemburg nervös auf und ab. Er hatte Oberst Warren zugeschaut, wie dieser mit sorgenvollem Gesicht die zwei Kandidaten auf der Continuous Tracking List, Reilly und Cooper, beobachtet hatte. Noch immer wusste Trust nicht, was es mit der Sache auf sich hatte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass sich eine Störung des Ablaufs von Excess anbahnte. Vielleicht täuschte er sich auch, aber allein die Möglichkeit machte ihm Bauchschmerzen. Warum beobachtete Warren die beiden? Was hatten sie vor? Und wann würde was passieren? Egal, was es war; Excess als Initialzündung für den ganz großen Plan, die epochale Entwicklung, musste unter allen Umständen so beendet werden, wie das von Anfang an vorgesehen war. Nie wieder, zumindest nicht bald, würde sich eine so ideale Konstellation ergeben, um mit mutiger Hand Geschichte zu schreiben. Obwohl total übermüdet – Trust war seit Beginn des Experiments, von stundenweisen Unterbrechungen zum Schlafen und Essen abgesehen, durchgehend an seinem Arbeitsplatz gewesen –, weigerte er sich, seinem vor Müdigkeit schmerzenden Körper nachzugeben. Und wenn er nach dem Ende des Experiments halbtot zusammenbrechen würde: Er musste im Einsatzraum anwesend bleiben, um jederzeit agieren zu können.
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Dienstag, 13. September 2016 02.21 CDT / 09.21 MESZ
Oberst Warren drehte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick in den SitRoom. Jetzt, mitten in der Nacht, lief der Betrieb auf Sparflamme. Floyd Landler, Paul O’Brian und Patricia Palmer waren auf ihren Zimmer im ersten Stock und schliefen. Nie hätte Warren gedacht, dass seine
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