EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
vierzigjährige Karriere bei den Streitkräften so enden würde. Keine Abschiedszeremonie, niemand, der zu ihm lachend und schulterklopfend sagte: Endlich sind wir dich los, du alter Sack , kein Geschenk, überreicht durch den Verteidigungsminister oder wenigstens seinen Stellvertreter. Nichts. Einfach Sachen zusammenpacken, rausgehen und fertig. Wie nach einem ganz normalen Arbeitstag. Gut zweiundsiebzig Stunden, nachdem Sandrock vom Rest der Welt isoliert worden war, schloss sich die Tür zum Kontrollraum des organisierten Wahnsinns ein letztes Mal hinter ihm. Es war Zeit, das Weite zu suchen.
Er ging in sein Zimmer, das direkt neben dem von Patricia lag, und packte die von seinem Arbeitsplatz mitgenommenen Unterlagen und seine persönlichen Utensilien in den Koffer. Nachdem er sichergestellt hatte, nichts zurückgelassen zu haben, stellt er den Koffer im Gang ab. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Patricias Zimmer. »Patricia«, flüsterte er. »Wachen Sie auf!«
»Was ... was ist? Wieso ...?«, stammelte sie schlaftrunken und schob sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht.
Mit einem »Entschuldigung, wir müssen reden« betrat Warren den Raum und schloss die Tür hinter sich.
»Was soll das? Ist etwas passiert?« Palmer zog die Bettdecke bis unters Kinn. Ihr Blick lie ß erkennen, dass sie nicht sicher war, ob Warren sich über sie hermachen wollte.
»Nicht so laut! Hier wird sehr bald der Teufel los sein. Ziehen Sie sich an und packen Sie. Wir müssen das Gelände sofort verlassen.« Mit jeder Faser seiner Oberststatur kommunizierte er, dass Widerrede zwecklos war.
»Aber ...«, machte sie einen schwachen Versuch des Widerstands.
»Patricia! Hören Sie mir jetzt gut zu. Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder Sie bleiben jetzt in Ihrem Bett liegen und geben sich weiter der Illusion hin, dass man Ihnen für Ihre Arbeit an Excess einen Orden verleihen wird und Sie dann in Ihrer Firma weiter arbeiten können, als sei nichts passiert. Ich garantiere Ihnen, dass Sie dann in spätestens vierundzwanzig Stunden in Untersuchungshaft sitzen werden und man eine Anklage gegen Sie vorbereiten wird, die Sie für Jahre hinter Gitter bringt.« Er machte eine Pause, um seine Aussage wirken zu lassen.
»Ich verstehe nicht ...« Ihr Gesicht versteinerte zu einer Maske. »Soll das ein Witz sein? Ich habe Ihren Humor noch nie ...«
»Sie kommen mit mir. Jetzt!« Er blickte ihr unnachgiebig in die Augen.
»Wohin?«
»An einen Ort, wo man uns nicht findet. Patricia! Gefängnis oder ein neues Leben. Andere Alternativen gibt es nicht!«
Sekundenlang schwiegen sie sich. Patricia verstand zwar nicht, was passiert war. Aber sie ahnte, dass Warren recht hatte.
»Ein neues Leben? Ich will kein neues Leben!«
»Dann werden Sie die nächsten zwanzig Jahre zusammen mit anderen Schwerverbrecherinnen in einer Bundesanstalt verbringen.«
»Sie haben gesagt, wenn überhaupt würden höchstens Sie Probleme mit dem Gesetz bekommen!«, herrschte sie ihn wütend an.
»Die Situation hat sich geändert.« Er blickte zum Fenster hinaus und seufzte. »Ich gehe jetzt vor die Tür und warte zwei Minuten. Wenn Sie dann nicht mit Ihrem Koffer neben mir stehen, haben Sie die einzige Chance verpasst, Ihre Freiheit zu retten. Wissen Sie eigentlich, wie es in einem Frauengefängnis zugeht?« Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
Zwei Minuten später stand Patricia neben ihm. Sie zitterte vor Zorn. In den letzten Minuten war ihr ganzes erfolgreiches schönes Leben zusammen gebrochen. Sie wirkte um Jahre gealtert.
Jetzt war es an Warren, die vorbereitete Flucht gezielt umzusetzen. »Hören Sie zu. Wir werden jetzt dieses Haus verlassen und in eines der Autos steigen. Ich werde den Wachen sagen, es handle sich um einen Notfall und wir seien in wenigen Stunden wieder zurück.«
»Wir haben aber unsere Koffer dabei. Ziemlich auffällig, Oberst!«
Er lächelte. »Egal. Wir müssen uns nicht rechtfertigen. Ich bin der Chef. Schon vergessen? Folgen Sie mir!«
»Wohin ...?«
Wortlos ging er los. Sie stapfte beleidigt hinterher.
Dass Oberst Warren in der Nacht seinen Arbeitsplatz verließ, fand Edward Trust nicht beunruhigend. Ihm war aber nicht entgangen, dass Warren sämtliche Unterlagen mitgenommen hatte. Das war alarmierend. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer seines Chefs.
»Schlechte oder gute
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