EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
hat in seiner Meldung über den Rücktritt.« Rubinstein schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber – warum?«
Niemand am Tisch verstand, was vor sich ging.
»Ich wurde am Montag gewarnt, dass das Manöver vielleicht nur Tarnung für einen anderen Vorgang ist. Was sich ja jetzt bestätigt hat.«
Rubinstein schaute der Reihe nach alle anderen an. Doch jeder verneinte seine ungestellte Frage. »Wer hat Sie gewarnt?«
Sie holte tief Luft. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Warum erfahre ich erst jetzt davon?!« Rubinstein warf seinen Kugelschreiber auf den Tisch. Als Koordinator der Geheimdienste war er der Erste, dem Adams davon hätte berichten müssen.
Adams zögerte. »Es hat nichts mit Ihnen zu tun ...«
»So geht das nicht!« Der nationale Sicherheitsberater Chester Blitzer, der bisher nur schweigend und mit zusammengekniffenen Lippen die Situation beobachtet hatte, ergriff das Wort. »Das geht alles so nicht. Wir sitzen hier um den Tisch wie ein Haufen Vollidioten, während Unbekannte das Pentagon in eine Gasattacke auf die eigenen Leute verwickeln und den ehemaligen Verteidigungsminister von der Stra ß e sprengen!«
»Woher wissen Sie, dass es dieselben Täter sind?«, fragte der Direktor des FBI, Dan Stiglitz.
»Es ist anzunehmen.« Blitzer schüttelte den Kopf. »Was zum Teufel geht hier vor?«
Rubinstein nahm die aktuelle Ausgabe der Texas Times und hielt sie in die Höhe. »Das geht hier vor. Texas am Scheideweg. Keine vierundzwanzig Stunden nach den ersten Meldungen aus Sandrock geht das Sezessionsgespenst um.«
»Das ist vollkommener Unsinn«, winkte Blitzer ab und lachte verächtlich. »Alles Mögliche kann passieren, aber Sezession? Gehört nicht zu den Risiken, die wir als relevant erachten.«
»So?«, fragte Rubinstein. »Acht Prozent der Texaner sehen das aber anders.«
»In zwei Wochen werden es nur noch die Hälfte sein«, war sich Blitzer sicher.
»Außerdem schreibt die Texas Times von Dokumenten, die uns angeblich schwer belasten«, fuhr Rubinstein fort.
»Ach was!« Blitzer schnaubte. »Die wollen nur ihre Auflage steigern. Funktioniert ja auch bestens.«
Generalstaatsanwalt Walker wurde aus dem Justizministerium zugeschaltet. Er teilte zur Überraschung aller mit, dass er von seinem Amt zurücktreten werde, obwohl er sich keiner Schuld bewusst sei. Man habe ihm gegenüber plausibel begründet, warum das Experiment Excess, von dem er nicht wisse, worum es sich im Detail handle, dem Informationszugangsgesetz unterstellt werden müsse.
FBI-Direktor Stiglitz stellte in Aussicht, dass seine Behörde ihn sehr bald zum Vorgang vernehmen werde, vorläufig allerdings noch als Zeugen.
In den letzten dreißig Minuten der Sitzung wurde auf hohem Niveau weiter gerätselt. Als Rubinstein die These aufstellte, Sinshy könne als ehemaliger Besitzer der Headline & Footage-Gruppe, der die Texas Times gehörte, in die Sache verwickelt sein, trat Adams auf die Notbremse. Alle durften verdächtigt werden, nur nicht Sinshy. Sie machte Rubinstein klar, dass Ermittlungen in diese Richtung nur als Racheakt von ihr interpretiert würden, weil Sinshy ihre Chance auf eine zweite Amtszeit zunichte gemacht habe. Vielleicht die Russen, die Chinesen oder eine terroristische Gruppe, die die Institutionen infiltriert habe – aber mit Sicherheit nicht Sinshy! »Außerdem«, fragte sie, »was sollte er für ein Motiv haben? Wieso sollte er die Präsidentschaft der USA anstreben und gleichzeitig Teil einer Verschwörung sein, die einen der größten Teilstaaten zur Sezession bewegen soll? Das ergibt keinen Sinn. Vergessen Sie das. Wir müssen herausfinden, wer die wirklichen Täter sind.« Sinshy musste sich sicher fühlen, so viel war ihr klar. »Und Emmanuel«, sagte sie kurz vor Schluss der Sitzung zum Geheimdienstkoordinator, »ich möchte, dass Sie persönlich Sinshy kontinuierlich über den neuesten Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden halten.«
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Sonntag, 18. September 2016
Die Strecke von Amarillo nach Laredo hatten Oberst George Warren und Patricia Palmer in einem gecharterten Flugzeug zurückgelegt. Nur Stunden nach ihrem nächtlichen Abgang aus dem Excess Headquarter hatten sie die amerikanisch-mexikanische Grenze von Laredo nach Nuevo Laredo überquert, getarnt als amerikanisches Paar, das zu einem Kurzurlaub nach Monterrey aufbrach. Die schlechte Stimmung im Auto – Palmer war noch immer
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