EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Experiment den Strafverfolgungsbehörden zu melden oder öffentlich zu machen, um es so zu verhindern, hatte er sich der Illusion hingegeben, mit seiner Sabotage durch die weltweite Konterrevolution klug gehandelt zu haben. Er hätte es in der Hand gehabt, die Sache im Keim zu ersticken. Quasi nebenbei, ohne es zu ahnen, hätte er damit den Tod von über eintausendfünfhundert Menschen verhindert. Ganz abgesehen vom politischen Desaster, das sich in Texas zusammenbraute. Jetzt saß er im Dschungel auf einer aussichtslosen Flucht, zusammen mit einer überspannten Zivilistin, die ein Gecko nicht von einem Krokodil unterscheiden konnte. Er wusste, dass er verloren hatte. Früher oder später würde ihm und Palmer nichts anderes übrig bleiben, als sich den Behörden zu stellen. Nicht nur um die unmögliche Flucht zu beenden. Sondern auch um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, mit welcher Perfidie die DAPOR und das Pentagon – und damit die Regierung – in den Gastod von eintausend Amerikanern verstrickt worden waren. Die Frage war nur, wie er es anstellen sollte, ohne sein Leben und das von Patricia zu gefährden.
Am Donnerstag hatte Vince Osman sein Immobilienunternehmen zum völlig überhöhten Preis von einhundertfünfzig Millionen Dollar an einen Fonds auf den Kaimaninseln verkauft. Einhundertzwanzig Millionen davon flossen in die Politischen Aktionskomitees ›Osman for Governor‹ und ›Independence for Texas‹. Damit standen ab sofort zwei Millionen Dollar pro Tag für den Wahlkampf von Osman für das Amt des Gouverneurs von Texas und für den in den letzten Tagen aufgestellten Kandidaten der Texanischen Freiheitspartei (TFP) für den texanischen Kongress und Senat zur Verfügung. Wie aus dem Nichts hatten die TFP und Osman seit dieser Woche außerdem ein Team von erfahrenen Wahlkampforganisatoren, Redenschreibern, Medienprofis und Imageberatern an ihrer Seite. Sie würden die TFP in den fünfzig Tagen bis zur Wahl weitere zehn Millionen kosten. Organisation war alles. Geld spielte keine Rolle. Wahlkampf.
An diesem Tag fand in Austin, der Hauptstadt des Bundesstaates, die zentrale Trauerfeier für die Opfer von Sandrock statt. Ort der weltweit übertragenen Veranstaltung war der Park vor dem texanischen Capitol. Der ökumenische Gottesdienst wurde von fünf Geistlichen abgehalten. Särge waren nicht zu sehen in Austin. Die Beerdigungen würden in den nächsten Tagen, nachdem alle Leichen obduziert waren, von den Angehörigen individuell durchgeführt werden.
Die Trauerfeier war politisch brisant, doch vor allem ein protokollarischer Albtraum. Das Zusammentreffen von Präsidentin Adams, dem Gouverneur von Texas, Kenneth Henderson, und den Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien, Art Sinshy und Fred Coleman, mit dem Kandidaten der Texanischen Freiheitspartei, Vince Osman, erforderte politisches Fingerspitzengefühl. In den wenigen Tagen, die zur Vorbereitung der Zeremonie blieben, mussten sich Delegierte aller Parteien über die genaue Vorgehensweise einigen. Zum Beispiel über die Fragen, ob es zu einem Shakehands zwischen Adams und Osman kommen sollte (nein), wie die Sitzordnung zu arrangieren sei (Osman nicht zu weit vorne, um ihn nicht wichtig zu machen, aber auch nicht zu weit hinten, um nicht den Eindruck zu erwecken, man wolle ihn ausbooten), wer eine Rede halten würde und wer nicht (nur Gouverneur Henderson und drei der Geistlichen), und was in den Reden auf jeden Fall und auf keinen Fall anzusprechen sei (um Gottes Willen nichts Politisches!). Die Zuständigen der US Marshall Service Presidential Protection Division rotierten seit Tagen, weil die Morddrohungen gegen Adams einen neuen Höchststand erreicht hatten. Trotzdem wollte man nicht mit einer ganzen Armee anrücken, um die Präsidentin bei der öffentlichen Veranstaltung zu schützen – der politischen Wirkung wegen. Das Pfeifkonzert, das den ganzen Park und den nördlichen Abschnitt der Congress Avenue erfüllte, als Adams ankam, war ein Desaster. Osman war von seinen Beratern optimal auf diesen Moment vorbereitet worden.
»Zeigen Sie keinerlei Triumphgefühl, wenn das Gepfeife losgeht. Tun sie so, als würden sie es nicht wahrnehmen. Das strahlt menschliche Größe aus, und projiziert eine präsidiale Aura.«
Osman tat wie befohlen. Er wusste, dass die Bildregien der Fernsehanstalten zwischen der ankommenden Präsidentin, der pfeifenden Menge, und seinem Gesicht hin- und herschnitten. Er
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