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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Galerie stehenden Polizisten, der den Attentäter von hinten richtete.
       Vince Osman hatte keine Chance. Zwei der Projektile waren sofort tödlich. Er sackte leblos zusammen. Die Leibwächter hechteten zu spät auf die Bühne und verbreiteten mit gezückten Pistolen Hektik. Als die Zuschauer sahen, wie Osman blutend zusammenbrach, breitete sich Panik aus. Die Menschenmasse stob in alle Richtungen auseinander. Schreie. Chaos. Die Kameraleute hielten die Szene gnadenlos fest. Die Wahlkampfberater der TFP blickten sich fragend an. Doch niemand sprach die Frage aus.
       Nach kurzer Zeit war ein Arzt zur Stelle. Er konnte nur noch Osmans Tod feststellen. Den Tod des Märtyrers Vince Osman.
     
    Texas-Times-Chefredakteur Luce Brencis, der den Anschlag auf Osman in der Galleria selbst miterlebt hatte, koordinierte auf dem Weg in die Redaktion die Sonderausgabe seiner Zeitung. Wie Brencis aus dem Büro von FBI-Chef Dan Stiglitz kurz nach der Tat erfahren hatte, handelte es sich beim Attentäter um einen gewissen Roger Evans. Doch eine andere Information war es, die seine Texas Times an diesem Tag zur meistzitierten Zeitung der Welt machte. Keine Stunde, nachdem Osman das Licht im Dienst des Projekts ausgeblasen wurde, war auf der Webseite der Texas Times zu lesen, dass Evans für die CIA gearbeitet hatte. Eine Bildergalerie von vier Fotos ließ das Thema wiederaufleben, mit dem die Zeitung schon einmal Stimmung gemacht hatte. Jetzt aber, wesentlich effektiver, im aktuellen Kontext: Neben John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert Kennedy war ein Foto von Vince Osman abgedruckt. Darunter der Text: Ermordet, weil sie für die gute Sache kämpften.  
       Am späteren Nachmittag fanden in mehreren Städten Texas’ spontane Demonstrationen statt. Zum ersten Mal sahen verblüffte Fernsehzuschauer auf der ganzen Welt, wie US-Flaggen nicht nur von Jugendlichen aus der Anarchistenszene verbrannt wurden, sondern von übergewichtigen, mittelalten Texanerinnen und Texanern aus dem Bürgertum. Steine flogen gegen die Niederlassung der Federal Reserve in Dallas und andere Einrichtungen des Bundes. Insgesamt waren in ganz Texas nicht mehr als ein paar tausend Leute auf der Stra ß e. Glaubte man allerdings den Medien, schienen sie die Meinung der schweigenden Mehrheit zu verkünden.
       Damit hatte die Sezessionsdynamik eine neue Qualität erreicht. Eine Umfrage am Abend bestätigte die Wirkung der Kampagne. Nicht weniger als drei ß ig Prozent der Texaner waren sich jetzt sicher oder erwogen zumindest, am Wahltag für die TFP zu stimmen.
     
    David Isler befand sich nicht, wie der SND, Nachbarn in Bolligen und ausländische Nachrichtendienste dachten, die ihn vielleicht beobachteten, gesundheitlich schwer angeschlagen im Inselspital in Bern. Gesund und konzentriert bereitete er sich im Kloster Disentis auf Operation Magnoliophyta vor. Sein dramatischer Abgang vor vier Tagen hatte seinen Zweck erfüllt: eine plausible Erklärung zu liefern, warum er für Wochen nicht mehr in Bolligen und an seinem Arbeitsplatz in Bern auftauchen würde.
       Für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleihen. Das vierzehnte Strategem. Die Identität eines anderen Menschen anzunehmen, ist ein aufwendiger Akt. In knapp zwei Wochen stand ihm im Wynth Estate, dem Gut von Art Sinshy bei Boston, sein Einstellungsgespräch und die Sicherheitsüberprüfung durch den Secret Service bevor. David Isler war jetzt Patrick Malans, Rosenspezialist aus dem schweizerischen Rheintal, ausgestattet mit einem provisorischen Arbeitsvisum, haufenweise Empfehlungen in Form von Preisen, die er für seine Rosen gewonnen hatte, und dem brennenden Wunsch, sich um Sinshys Rosengarten zu kümmern. Oder, im jetzt bevorstehenden Winter, um sein Rosengewächshaus. Der echte Patrick Malans, dem David Isler entfernt ähnlich sah, befand sich ebenfalls in Disentis. Als Lehrer seines eigenen Lebenslaufs und seines Fachwissens über die Rosenaufzucht. Deren Grundbegriffe waren Isler als langjährigem Hobbyrosengärtner geläufig. Einen Pass mit den biometrischen Daten Islers, lautend auf den Namen Patrick Malans, hatte ein Spezialist des SND auf Wunsch von Bundespräsident Mattei ›privat‹ angefertigt. Ein anderer Spezialist – Bereich Netzwerke – hatte arrangiert, dass Islers Fingerabdrücke aus den Computern des US Immigration Services verschwanden, um die Einreise zu ermöglichen. Den Tipp, Patrick Malans als neuen Rosengärtner anzustellen, hatte Sinshy von seinem

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