EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
verlief gut. Anschliessend zeigten sie Isler seinen neuen Arbeitsplatz, ein vierhundert Quadratmeter gro ß es Gewächshaus. Es war hinter einer Allee von Bäumen verborgen, so dass es von der Villa aus nicht zu sehen war. Dutzende von Rosenarten in verschiedenen Wachstumsstadien verbreiteten einen wunderbaren Duft. Dank seiner ausgiebigen Recherchen über Sinshy und der Vorträge von Patrick Malans in Disentis, konnte Isler die meisten Rosenarten benennen. Einige waren im unbekannt. Schon in den ersten Minuten machte er einige Änderungsvorschläge. »Der CO2-Gehalt der Luft sollte noch etwas erhöht werden. Das Licht lässt sich auch verbessern. Die Rosen erhalten doch um Gottes Willen kein Leitungswasser? Der Chlorgehalt wäre viel zu hoch.« Erfolgreich präsentierte er sich als Rosenspezialist, der mit Schweizer Präzision ans Werk ging. Isler konnte förmlich hören, wie der immer nach Prestige gierende Sinshy mit ihm angeben würde. Ich habe einen neuen Rosengärtner. Ein Spezialist aus der Schweiz. Ein Künstler!
»Es wird natürlich eine Probezeit geben«, erklärte Paul, als sie wieder im Büro waren.
»Natürlich.«
»Sie müssen sich auch erst hier einleben. Vielleicht wollen Sie ja nach ein paar Wochen wieder nach Schweden ... in die Schweiz zurückkehren.«
»Das glaube ich kaum«, winkte Isler lachend ab.
»Schön. Sie wissen ja, dass es sich bei Ihrem neuen Chef um eine wichtige Persönlichkeit handelt.«
»Oh, ja!«
»Deshalb wird es, bevor wir einen Vertrag unterzeichnen können, noch zu einem Gespräch mit dem Secret Service kommen. Aber das sollte kein Problem sein, wenn Sie nichts zu verbergen haben.« Paul hielt den Kopf schräg und blickte Isler lächelnd an. »Sie haben doch nichts zu verbergen, oder, Patrick?«
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Samstag, 15. Oktober 2016
Du strahlst ja übers ganze Gesicht!« Präsidentin Adams stand auf, als Art Sinshy ins Oval Office kam, ging auf ihn zu und umarmte ihn lächelnd. Zusammen mit ihm und dem republikanischen Kandidaten Fred Coleman gab sie heute den Startschuss für die Kampagne Stay United! Sie hatte dem massiven Druck involvierter Stellen nachgegeben, obwohl sie sich nicht viel von der Aktion versprach. Just say No! Die Anti-Drogen-Kampagne von Nancy Reagan war nicht die einzige, die sich als totaler Flop herausgestellt hatte. Wer hört schon auf Ermahnungen der Regierung? Immerhin war es gelungen, innerhalb kurzer Zeit über einhundert bekannte Sportler, Schauspieler, Künstler, Unternehmer und andere Persönlichkeiten davon zu überzeugen, mitzumachen.
»Mir geht es prächtig!« Sinshy strotzte vor Vitalität. »Allerdings macht mir die Entwicklung in Texas Kopfzerbrechen«, fügte er hinzu und versuchte betroffen zu wirken. »Clark führt immer noch alle Umfragen an. Es dreht mir den Magen um, wenn ich daran denke, dass Texas mein erstes Dossier sein wird.« Er entdeckte Coleman, der sich auf einem der Sofas kleingemacht hatte. »Hi Fred! Wie läuft deine Kampagne?«
Coleman, der wie ein Hausmeister kurz vor der Pensionierung wirkte, verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Lächeln, winkte und versteckte sich wieder hinter der Washington Post.
»Ich werde mit Vergnügen aus meiner neuen Villa auf Hawaii nach Washington blicken und beobachten, wie du eine der größten Krisen in unserer Geschichte meisterst.« Adams versuchte, authentisch zu wirken.
»Das ist nun wohl die Strafe ...«, tat Sinshy geknickt.
»... dass du mich ausgebootet hast«, vervollständigte sie lächelnd. »Aber kommen wir zur Sache.«
Sie setzten sich zu Coleman, um die Aufnahme zu besprechen. Zuerst sollte jeder ein paar Sätze in die Kamera sagen. Anschließend würden alle drei im Bild sein und die Texaner gemeinsam auffordern, die Entscheidung über die Zukunft ihres Staates gut zu überdenken. Adams wusste, dass der daraus entstehende Spot eine einzige Peinlichkeit sein würde. Coleman war vor der Kamera sowieso nicht zu gebrauchen. Und dass Sinshy und sie gemeinsam im Bild erscheinen würden, wo alle Welt wusste, dass er ihr die zweite Amtszeit geklaut hatte, wirkte auch nicht glaubwürdig. Die letzte Entscheidung, ob der Spot gesendet würde, hatte sie sich vorbehalten.
Der Backgroundcheck durch den Secret Service war problemlos verlaufen. Seit drei Tagen hatte David Isler einen Arbeitsvertrag als Rosengärtner Patrick Malans im Hause Sinshy. Operation Magnoliophyta – bedecktsamige Pflanzen, zu
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