EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
denen auch Rosen gehörten – hatte begonnen: die Suche nach Dokumenten, die Sinshy mit Excess und der texanischen Sezessionsbewegung in Zusammenhang brachten. Isler ging aufgrund der von ihm gesammelten Indizien nicht nur davon aus, dass Sinshy der Kopf – die Superstruktur – der Texas-Operation war, sondern er hielt es wegen Sinshys eitlem Naturell auch für wahrscheinlich, dass er bei sich Dokumente aufbewahrte, die das belegten. Pläne, Aufzeichnungen, Notizen, Gedankenprotokolle. Sollte dem so sein, musste es Isler in den nächsten drei Wochen nur noch gelingen, diese Notizen zu finden, sie an sich zu nehmen und an Präsidentin Adams zu senden. Alles Weitere lag dann an ihr. Isler wusste, dass er sich auf ein fast aussichtsloses Unterfangen eingelassen hatte. Lange hatte er in seinem Kellerbüro in Bolligen überlegt, ob es nicht besser wäre, eine andere Person mit der Suche zu beauftragen. Man hätte einen der Secret-Service-Leute, die sich ständig auf Sinshys Anwesen aufhielten, in den Plan einweihen können. Da aber niemand wusste, wer zur Texas-Verschwörung gehörte und wer nicht, hielt er es für besser, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Neben seiner Frau wussten nur Bundespräsident Mattei und Präsidentin Adams, dass sich Isler bei Sinshy eingeschlichen hatte. Nur wenn die Gegenverschwörung so klein wie möglich war, konnte sichergestellt werden, dass sie nicht sabotiert wurde.
Die 1900 als Nachbau eines französischen Schlosses direkt an der Atlantikküste erstellte Villa bot mehr als genug Möglichkeiten, Dokumente gut zu verstecken. Einer der größten Räume war der Eingangsbereich, in dem ›Mondo Universale‹, die von Sinshy erworbene, fünfzehn Quadratmeter große Kollage eines italienischen Künstlers, die eine Weltkarte darstellte, dominierte. Eine Küche, drei Wohnzimmer, zwei davon mit Kamin, eine Bibliothek und ein Gästetrakt mit zwei Schlafzimmern und einem Bad füllten den Rest des Erdgeschosses. Im ersten Stock befanden sich drei weitere Schlafzimmer, je eines davon belegt von Sinshy und seiner Frau, zwei Bäder sowie eine Lounge. Das Dachgeschoss, dominiert von einem turmartigen Aufbau, in das Sinshy sein Büro hatte einbauen lassen, diente als Lager für seine umfangreiche Kunstsammlung. Im Keller waren eintausendfünfhundert Flaschen Wein aus der ganzen Welt untergebracht. Sinshys Personal lebte in einem Gästehaus im Norden des vierzigtausend Quadratmeter umfassenden Grundstücks. Die Kapelle befand sich im Süden, nur wenige Meter vor der Küste. Im Westen war, versteckt hinter Bäumen, das Rosengewächshaus, direkt südlich der Villa der ausschweifende Rosengarten. Nachdem Sinshy das Anwesen vor Jahren für zwanzig Millionen Dollar erworben hatte, ließ er außerdem einen Swimmingpool und einen Tennisplatz bauen. Wer mit dem Boot nahe an der Küste vorbeifuhr, sah als Erstes den mächtigen Findling, den Sinshy aus den Appalachen hatte herbeischaffen lassen. Seit Sinshy Kandidat für das Präsidentenamt war, sorgte allerdings die Küstenwache dafür, dass niemand näher als drei Meilen an Sinshys Grundstück herankam.
Im Entree, den Wohnzimmern, den Schlafzimmern und Sinshys Büro waren gut zwei Dutzend Vasen mit frischen Rosen verteilt. Den Nachschub aus dem Gewächshaus sicherzustellen und die Rosen zu verteilen, gehörte zu Islers Aufgaben.
Am ersten Tag hatte er sich von Hausverwalter Alex Paul alles zeigen lassen. Die klammheimliche Freude, plötzlich in Sinshys Turmbüro zu stehen, wurde gedämpft durch den eindringlichen Hinweis Pauls, die Villa niemals ohne Begleitung von ihm, der Hausdame oder einem Agenten des Secret Service zu betreten. War Sinshy anwesend, was durch eine Flagge mit dem Familienwappen der Sinshys an der Spitze des Turms angezeigt wurde, war die Villa für Isler tabu. Auf seine Frage, ob auch die Kapelle zu seinem Einsatzbereich gehörte, antwortete Paul, die Kapelle sei für alle außer Sinshy off limits.
Seit seiner Ankunft hatte sich Isler entweder im Gewächshaus oder in seinem Zimmer aufgehalten. Er vermied es, mit den anderen Angestellten mehr als nur das Notwendigste zu sprechen. Die Gefahr, in seinem Lebenslauf etwas durcheinander zu bringen, schien ihm zu groß. Er hielt es für nützlich, als Patrick Malans wesentlich schlechter Englisch zu sprechen, als es David Isler vermocht hätte. So legte er sich von Anfang an das Image des einzelgängerischen und wortkargen Rosenkünstlers zu.
Da der Hausherr
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