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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Armen. »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.« Flüsternd schloss er, als wolle er sich rückversichern: »Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.«
       Die Fenster der Kapelle, die am Rand seines riesigen Anwesens bei Boston stand, waren von außen mit Holzbrettern abgedeckt. Niemand sollte hineinblicken können. Man würde mich nicht verstehen , dachte Sinshy immer wieder. Zwischen Holzabdeckung und Fenstern waren Leuchtröhren installiert. Sie warfen ein unwirkliches Licht nach innen. Die einzige Tür verschloss Sinshy vor seinen Zwiegesprächen mit seinem Herrn, wie er es nannte, mit einem schweren Eisenriegel. So stellte er sicher, dass er und sein Herr ganz allein waren. Neben dem Altar stand eine Vorrichtung, an der er manchmal ein Weihrauchfass aufhängte, das von einem Elektromotor geschwenkt wurde.
       Sinshy entfernte sich langsam vom Altar, auf dem eine Bibel aus dem 16. Jahrhundert lag. Im Vorbeigehen streichelte er die Füße des Gekreuzigten und sagte lächelnd: »Wir verstehen uns, nicht wahr?« Dann zog er das Papstgewand aus, zum Vorschein kam ein exklusiver Anzug von Dormeuil, und hängte es sorgfältig in den Metallkasten neben der Tür der Privatkapelle. Er schloss ihn und drehte den Schlüssel zweimal um. Er wischte sich die Tränen von den Wangen und schnäuzte sich. Nachdem er den Eisenriegel zurückgeschoben hatte und die massive Holztür der Kapelle aufging, legte er den Lichtschalter um. Die Leuchtstoffröhren in den Fenstern erloschen. Schließlich schob er die Tür von außen zu und sicherte sie mit einem großen Schloss. Den Schlüssel dazu hatte er immer bei sich. Niemand außer ihm sollte jemals die Kapelle betreten.
       Keine drei Minuten später bestieg der Kongressabgeordnete Art Sinshy den in einigen Dutzend Metern wartenden Helikopter, der ihn zum Flughafen Boston bringen würde. Dort stand seine G-70 bereit zum Flug nach Washington D.C. In neunzig Minuten würde er den ersten Termin in der Hauptstadt wahrnehmen können. Mittagessen mit einigen Kollegen aus dem Kongress.
     
    »Schade, dass ich schon gehen muss, aber ich habe ja auch noch eine Familie«, seufzte Isler. Er stand mit Pater Aurelius in der Nähe des westlichen Eingangs zum Kloster Disentis, wo Isler seinen alten schwarzen Volvo in der Via Claustra geparkt hatte. Es war kurz nach 6 Uhr abends.
       »Wirklich schade, David. Es war wie immer ein sehr schönes Gespräch mit Ihnen.« Pater Aurelius schmunzelte, als Isler erstaunt der attraktiven Maturandin nachschaute, die ihm einen kecken Blick zuwarf, bevor sie schnellen Schrittes im Gebäude verschwand.
       »Ist sie für eine Klosterschülerin nicht etwas leicht angezogen?«, fragte Isler verwundert.
       »Sie ist volljährig und eine gute Schülerin, wir drücken beide Augen zu«, antwortete Pater Aurelius. »Vor einem Jahr war sie mit ihrer Klasse im Vatikan bei einer Audienz des Papstes.«
       »Sie war aber angemessen gekleidet?«, erkundigte sich Isler.
       »Oh, sicher. Und stellen Sie sich vor, sie wurde als Klassensprecherin sogar vom Papst begrüßt und küsste seinen Ring.«
       Hoffentlich ohne Zunge, schoss es Isler durch den Kopf.
       Sie verabschiedeten sich und kamen wie immer überein, sich bald wieder zu treffen.
       Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren , sinnierte Isler, als der winkende Pater Aurelius aus dem Sichtfeld des Rückspiegels verschwand.

 
    10
    Freitag, 4. September 2015     I-Day – 372
     
    Patricia Palmers rechter Fuß wippte nervös. Die kurzen thailändischen Beine übereinander geschlagen, saß sie auf ihrem Bürostuhl und blickte aus dem Fenster. Ihre Aufgabe, die Produktion der gefälschten Nachrichten zu organisieren, war unüberschaubar aufwendig. Am 9. September 2016 um 23.23 Uhr Lokalzeit würde Globalvillage vom Kabelnetz getrennt werden. Das war die Vorgabe. Hier hatte sie das erste Problem entdeckt und es pragmatisch gelöst: Tatsächlich würde man die Isolation des Kabelprogramms über einen Zeitraum von einigen Minuten verteilen müssen. Die fünf großen Nachrichtensender würden gestaffelt innerhalb von zehn Minuten abgeschaltet werden, da ein auf allen fünf Sendern gleichzeitig beginnendes Breaking-News-Programm unrealistisch wirken würde. Die vielen lokalen Nachrichtensender würden dann das Programm der fünf großen ›übernehmen‹. Die TV-Stationen, die keine

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