EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
vermischen.«
»Mein Gott!« Adams warf die Hände in die Höhe. »So ein korrekter Mensch!«
»Aber ich hätte es vielleicht gemacht, um Schaden von der Präsidentin abzuwenden. Als ich dann gestern Abend zum ersten Mal von Potgate gehört habe, war ich wirklich schockiert und auch frustriert. Frustriert, dass, nun wie soll ich sagen, eines meiner ehemaligen Kinder, die Texas Times eben, mit so einer Geschichte heute aufmacht.« Sinshy machte einen betroffenen Gesichtsausdruck.
»Mister Speaker, vielen Dank für das Gespräch.«
»Ist mir immer eine große Freude, Jonathan.«
Adams verzog das Gesicht. »Glauben Sie ihm?«, fragte sie ihren Coiffeur.
»Nun, wie soll isch sagen, er war ja mal Ihr Freund«, druckste Pierre mit seinem französischen Akzent herum.
»Na los, raus mit der Sprache!«
»Also wenn Sie misch fragen – er lügt wie gedrückt. Aber jetzt wieder schön still`alten mit die Kopf, Madame le Président!«
Eine Minute später hatte CNN Atlanta Luce Brencis in der Leitung. Zuerst fragte der Moderator zum Hergang des Artikels.
Brencis gab die selben Antworten wie schon x-mal zuvor an diesem Tag. Die Geschichte über die mögliche Involvierung in Drogenhandel sei lange geplant gewesen; er verteidige die Arbeit seiner Redakteure wie ein Löwe, auch wenn dies seiner Karriere in den USA abträglich sei; die Wahrheit müsse ans Licht, ganz gleich, wie unangenehm sie sei; es bestehe ein Unterschied, einmal an einem Joint gezogen, aber nicht inhaliert zu haben, und fortgesetztem Drogenhandel; er empfinde sich als Feminist, umso schwerer sei es ihm gefallen, diesen Artikel abzusegnen; ganz abgesehen davon habe auch er seine Stimme für Jeanne Adams abgegeben; sie sei eine bewundernswerte Frau, aber dies schütze sie nicht vor den strengen Maßstäben, mit denen man die Präsidentschaft messen müsse; mit dem beginnenden Präsidentschaftswahlkampf habe der Bericht absolut nichts zu tun.
»Arschloch!« Adams konnte nicht glauben, was sie sah.
Dann leitete der Moderator auf das Interview mit Art Sinshy über. »Der Sprecher des Kongresses hat soeben zu der Frage Stellung genommen, was er getan hätte, wenn er schon gestern Nachmittag, also vor der ersten Vorabmeldung, von der Geschichte um eine mögliche Involvierung der Präsidentin in Drogengeschäfte erfahren hätte. Bitte hören Sie sich die Antwort an.«
Der letzte Teil des kurz vorher live gesendeten Interviews mit Sinshy wurde eingespielt.
»Was hätten Sie als Chefredakteur der Texas Times getan, wenn Sie vom Sprecher des Kongresses gestern Nachmittag so einen Anruf bekommen hätten, Mister Brencis?«
»Ich freue mich natürlich über jeden Anruf, aber es steht außer Zweifel, dass dies nichts an meiner Entscheidung geändert hätte. Die Presse steht stets unter starkem Druck von vielen Seiten, diese oder jene Geschichte nicht zu bringen, manchmal sogar versehen mit handfesten Drohungen. Aber wir Journalisten sind der Wahrheit und nur der Wahrheit verpflichtet, und ich wäre nicht qualifiziert für meinen Job, wenn ich dem konstanten Druck von außen nicht standhalten könnte.«
»Luce Brencis, Chefredakteur der Texas Times, danke für dieses Gespräch. Grü ß e nach Texas!«
20
Samstag, 23. Januar 2016 I-Day – 231
Und nun zu den Vorwahlen in New Hampshire am kommenden Dienstag. Noch immer sind die Umfragewerte der Präsidentin durch den Potgate-Skandal belastet. Der Hauptzeuge Ryan Pip bleibt bei seinen Anschuldigungen, die vom Weißen Haus kategorisch zurückgewiesen werden. In einer Vorabmeldung zu ihrer Sonntagsausgabe berichtet die Texas Times von massiven Drohungen, die Pip in den letzten Wochen erhalten habe. ›Man wird mich aber nicht klein kriegen‹, zitiert die Times Pip.
In Chicago sind gestern beim Brand eines Wohnhauses ...«
Tim Lewis schaltete das Autoradio aus, legte den rechten Arm um Josephina und zog sie zu sich heran. Noch eine Stunde bis Laredo. Am Freitag Vormittag waren Tim und Josephina in seinem Pick-up in Sandrock los gefahren. Tim hatte Don’s an diesem Wochenende seinem Mitarbeiter Joe überlassen.
Auf der über siebenhundert Meilen langen Strecke – von Norden nach Süden quer durch Texas – hatten sie in Austin eine Übernachtung eingelegt. Tim wollte seiner Freundin die Hauptstadt von Texas zeigen. Die hundert zusätzlichen Meilen störten sie nicht.
Das Ziel ihrer Reise, der
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