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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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Präsidenten.
       Jeanne Adams verbrachte den Tag in New Hampshire und stand auf sieben Wahlkampfbühnen. Sie erklärte ihr Programm ›Neue Zukunft‹, versuchte an die Ressentiments der Menschen gegenüber den Massenmedien zu appellieren, und handelte Potgate auf der Humorebene ab: »Übrigens, einige unter den Zuschauern sehen sehr angespannt aus. Sie können nach der Veranstaltung vertrauensvoll zu mir kommen. Ich habe vor drei Jahren den Lincoln Bedroom umfunktioniert und pflanze dort Gras an. Der Vizepräsident schwört darauf!«
       Eine bereits im Herbst für diese Woche geplante Arbeitsreise nach Europa hatte sie verschoben – ihr Image war nicht mehr belastbar.
       Die Resultate der Exit Polls, die den ganzen Tag über hereintröpfelten, deuteten nicht auf eine Verbesserung der Lage hin. Die Umfragen ergaben, dass zwar viele Wähler an der Potgate-Kampagne zweifelten, aber nach dem fatalen Motto Wo Rauch ist, ist auch Feuer wählten.
       In den Gremien der Demokraten wurden Szenarien durchgesprochen, wie man eine Katastrophe bei den Wahlen im November noch verhindern konnte, nämlich dass die Partei das Weiße Haus nach nur einer Legislaturperiode wieder verlieren würde. Fühler wurden ausgestreckt. Überlegungen angestellt. Karriereplanungen überprüft. Namen erwähnt.
       Jeanne Adams wusste von den Aktivitäten. Doch nichts davon drang in diesen Stunden an die Öffentlichkeit.
       Am Abend landete Marine One auf dem Rasen vor dem Weißen Haus. Adams winkte den Journalisten zu, machte auf Ronald Reagan, indem sie die Hand ans Ohr hielt und bedauernd die Schultern zuckte – sie hatte den Piloten vor der Landung angewiesen, die Triebwerke laufen zu lassen –, und verschwand in ihrer Residenz. Sie duschte, auf dem Kopf die Haube mit Präsidentensiegel, zog sich an und ging ins Oval Office. Wenig später kam auch ihr Berater Francis Raffles ins Präsidentenbüro. Sein Gesichtsausdruck ließ an Frustration nichts zu wünschen übrig.
       »So schlimm?«, fragte Adams. Sie hatte bisher darauf verzichtet, sich vom Fernseher über das Wahlresultat informieren zu lassen.
       »53 Prozent. Nach Schließung von 90 Prozent der Wahllokale.« Raffles schüttelte den Kopf.
       »Wirklich?« Adams stand auf und ging zum Kamin. Auf dem Sims stand das auf Ebenholz montierte abgebrochene Rotorblatt, das ihr Art Sinshy vor einigen Monaten geschenkt hatte. Sie blickte es an, als könne es ein Geheimnis verraten.
       Schweigend stand Raffles im Raum und kratzte sich am Kopf. »Vielleicht können wir ja noch einen oder zwei Prozentpunkte holen in den restlichen Wahlbezirken«, versuchte er, einen positiven Aspekt zu finden.
       »Francis, Francis.« Adams drehte sich um und schüttelte den Kopf. »Ich schätze Ihre Bemühungen. Aber wir wissen beide, dass das keine Rolle mehr spielt.«
       Raffles nickte wortlos.
       Die Stille im Raum war schwer zu ertragen.
       Adams wusste, dass ihre Kandidatur für eine zweite Amtszeit ernsthaft in Gefahr war. Es gab keinen Zweifel, dass ihr Programm ›Neue Zukunft‹ in der Ablage verschwinden und verstauben würde. Am meisten frustrierte sie, dass möglicherweise schon in den nächsten Tagen andere Demokraten in den Wahlkampf einsteigen könnten. Anfang März war der wichtigste Tag der Vorwahlen, Super Tuesday. Wer im Kampf um die Kandidatur mitmischen wollte, musste dies sofort tun, um die Anmeldefristen nicht zu verpassen. Politisch bedeutete dies, dass ihre Präsidentschaft vielleicht schon in Kürze nur noch repräsentativen Charakter haben würde. Es war erst drei Jahre her, dass sie den präsidialen Eid geleistet hatte. Wirklich Substantielles hatte sie in dieser Zeit nicht vollbracht. Jetzt, wo sie wusste, was sie wollte, stand ihre Mutation zur lame duck bevor.
       Der Tag war sehr anstrengend gewesen. Die Nachrichten erzählten den Zuschauern von der Schlappe, die sie in New Hampshire einstecken musste. Sie war hungrig und müde. Morgen würde es um spätestens sechs Uhr weitergehen. Besprechung mit ihrem Wahlkampfstab, Termin mit den Parteigremien, Arbeitsbesuch der französischen Präsidentin, Kabinettssitzung – und das waren nur die Termine vor der kurzen Mittagspause.
       Raffles’ Telefon läutete. »Gut« war alles, was er in den Hörer sagte.
       Adams hielt es für möglich, dass es heute noch eine weitere Nachricht geben würde. Es war 9 Uhr abends.
       Zur gleichen Zeit glaubten hellsichtige Politikkenner wieder, ein Zischen

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