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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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heiraten.
       Am Montagvormittag machten sie sich auf den langen Rückweg nach Sandrock.
     
    Gebannt starrten Oberst Warren, Patricia Palmer, Paul O’Brien und Floyd Landler auf den Bildschirm. Robert Rukin, Kontaktmann zur RARAP, fiel es schwer, seinen Stolz hinter einer Maske britischen Understatements zu verbergen. Mit dem ersten Viertel der nachbearbeiteten gefälschten TV-Nachrichten im Gepäck, war er im Pentagon eingetroffen. Er hatte es nicht erwarten können, die Gesichter seiner Auftraggeber zu sehen. Das Resultat der Arbeit von Rukin und seinem Team war absolut verblüffend. Weder aus der Distanz noch aus der Nähe ließ sich ein Unterschied zu den imitierten Personen erkennen. Die Zuschauer versuchten angestrengt, wenigstens eine minimale Differenz zu entdecken. Sie gingen bis auf wenige Zentimeter an den Bildschirm, schlossen die Augen, um sich auf Ton und Sprache zu konzentrieren, oder starrten einfach nur unbewegt auf den Fernseher. Nicht der kleinste Unterschied. Nichts!
       »Ende Mai werden Sie den Rest erhalten.« Rukin tat, als würde er eine Arbeit wie diese täglich abliefern.
       »Absolut perfekt, Bob, absolut perfekt!« Warren fand als Erster seine Sprache wieder. Er klopfte Rukin väterlich auf die Schulter.
       Nachdem Rukin wenig später den Raum verlassen hatte, begann die Sitzung der Projektgruppe Excess. Warren teilte den Anwesenden mit, dass der Beginn des Experiments um gut zwei Stunden auf Samstag, den 10. September 2016, 1.55 Uhr, verschoben worden war. Damit hatten die Patrioten für Globale Demokratie auf das von Patricia Palmer identifizierte Krawattenproblem reagiert. Um die Einwohner von Sandrock aus den Betten zu holen und vor die Bildschirme zu treiben, würde man in der Nähe des Dorfs zum fraglichen Zeitpunkt Sprengstoff zur Explosion bringen.
       »Der Urknall«, wie Warren lächelnd bemerkte. »Der Urknall der neuen Welt!«

 
    21
    Dienstag, 26. Januar 2016     I-Day – 228
     
    Das ganz im Nordosten der USA gelegene New Hampshire, mit eineinhalb Millionen Einwohner im Jahr 2015 auf Rang 43 unter den fünfzig Bundesstaaten, war der erste US-Bundesstaat mit einer Verfassung und vor allem wegen der Vorwahlen bekannt.
       Das war nicht immer so gewesen. Erst 1952 wurden die Vorwahlen im Neu-England-Staat zum Mythos. In diesem Jahr entschieden die Wähler in New Hampshire, für die Republikaner nicht den Favoriten Robert Taft, sondern Dwight Eisenhower zum Kandidaten zu wählen. Bei den Demokraten überraschte, dass Präsident Harry Truman seine Ambitionen für eine weitere Amtszeit begraben musste. Der Souverän bevorzugte Estes Kefauver, der aber bis zum demokratischen Konvent im Sommer durch Adlai Stevenson ersetzt wurde.
       Diese doppelte Überraschung und die Tatsache, dass New Hampshire am Anfang des monatelangen Vorwahlzyklus stand, begründeten den Mythos, an dem kein Politologiestudent vorbeikam.
       Heute, am 26. Januar 2016, war es wieder soweit. Fünfzehn Tage nach ihrer programmatischen Rede und zwei Wochen nach Beginn der Potgate-Kampagne, die seither die Medien dominierte, musste sich Präsidentin Jeanne Adams dem Votum der Wähler stellen. Dabei kam ihr zugute, dass ihre demokratischen Gegenkandidaten keine großen Namen hatten – genau genommen waren es nur Selbstdarsteller, Witzbolde und Prinzipienreiter. Der Anmeldeschluss für die Vorwahlen war bereits im November 2015 gewesen – lange, bevor Potgate die Präsidentin, ihre Kandidatur und die Partei belastet hatte.
       Die letzten Umfragen zeigten aber, dass Adams nur mit 55 bis 60 Prozent der Stimmen rechnen konnte, was einer politischen Katastrophe gleichkam.
       1996 gewann Bill Clinton die Vorwahlen in New Hampshire mit fast 95 Prozent. Wie 2016 gab es keine nennenswerte Opposition aus den eigenen Reihen. Der nächst beste demokratische Kandidat, ein Pat Paulson aus Kalifornien, konnte nur gut 1 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Neunzehn weitere demokratische Kandidaten teilten sich brüderlich die restlichen 4 Prozent.
       Jeanne Adams konnte minimale Hoffnung schöpfen, weil Clinton 1992 und George W. Bush 2000 den New-Hampshire-Mythos durchbrochen hatten. Sie erreichten beide nur den zweiten Platz unter den Kandidaten ihrer Partei, gewannen aber später die Präsidentschaftswahlen. Clinton hatte damals den Spitznamen ›Comeback Kid‹ erhalten. Allerdings waren beide Kandidaten nicht als Präsident ins Rennen gegangen, sondern als Herausforderer eines

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