EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
texanisch-mexikanische Grenzort Laredo, war Schauplatz der längsten, aufwendigsten und verrücktesten Geburtstagsparty für George Washington.
Die lokale Geschichtsschreibung besagte, dass am 22. Februar 1898 eine Bruderschaft mit dem Namen ›Improved Order of the Red Men Yaqui Tribe No. 59‹ einen Schaukampf abgehalten und dabei das Stadthaus besetzt hatte. Der unterlegene Bürgermeister hatte den Schlüssel an den Gro ß en Häuptling Sachem übergeben, der ihn wiederum an die Prinzessin Pocahontas weitergereicht hatte. Die Aufführung war eine Anspielung auf eine List der ›Söhne der Freiheit‹ der Amerikanischen Revolution gewesen, die, so die Legende, sich als Indianer getarnt hatten. Ihr Anführer George Washington hatte dabei den Häuptling Sachem gemimt.
Seit jenem Februar 1898 war Laredo inoffizieller Sitz der größten Geburtstagsfeier für den ersten Präsidenten der Republik.
Die Fahrt von Sandrock nach Austin am Freitag quer durch die ›sticks‹, wie Texaner die Pampa nannten, dauerte fast zehn Stunden. Inbegriffen war eine Kaffeepause in Wichita Falls, ein ausgiebiges Mittagessen in Jacksboro und ein Sexstop auf der freiluftigen und deshalb eher kühlen Ladefläche des Pick-up eine Stunde vor Austin.
In Austin frühstückten sie in einem von Studenten frequentierten Lokal. Deshalb waren sie die einzigen Gäste – es war Samstag. Wie es sich für einen Hauptstadtbesuch gehörte, besichtigten die beiden vor der Weiterfahrt nach Laredo das Kapitol. Gebaut von 1882 bis 1888 im Renaissance-Revival-Stil durch den Architekten Elijah E. Myers, ragte es dreihundertzehn Fuß in die Höhe, und war damit fünfzehn Fuß höher als das Kapitol in Washington. Die sechs in der Haupthalle unter der großen Kuppel eingelassenen kreisrunden Symbole stellten die verschiedenen Epochen der texanischen Geschichte dar. Obwohl das Kapitol gebaut wurde, als Texas schon Jahrzehnte zur Union gehörte, war das größte Symbol in der Mitte nicht das der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern das der Republik Texas.
Tim las Josephina aus einem Faltprospekt vor: »Vom 2. März 1836, nachdem man Unabhängigkeit von Mexiko erreicht hatte, bis zum Beitritt zur Union am 29. Dezember 1845 war Texas eine souveräne Republik. Allerdings war man mit der Republik von Anfang an nicht sehr glücklich. Bereits 1837 äußerte Texas gegenüber US-Präsident Martin van Buren das Ansinnen, der Union beizutreten. Dieser lehnte ab. Sechs Jahre später versuchten die Briten, den Beitritt zu verhindern. Präsident John Tyler ließ sich davon nicht abhalten und entsprach 1844 dem texanischen Beitrittsgesuch. Auch die Drohung aus Mexiko, ein Beitritt Texas’ zur Union käme einer Kriegserklärung gleich, konnte Tylers Politik nicht ändern. Unter Dach und Fach brachte den Vorgang schließlich der Nachfolger von John Tyler, Präsident James Polk. Der US-Kongress gab seinen Segen am 28. Februar 1845. Am 29. Dezember 1845 endete die Existenz der Republic of Texas. Deren letzter Präsident, Anson Jones, proklamierte anlässlich der formellen Amtsübergabe an den texanischen Gouverneur James Henderson im Februar 1846: ›Der letzte Akt in diesem großen Drama ist jetzt abgeschlossen. Die Republik Texas ist nicht mehr.‹ Im Mai 1846 befanden sich die USA und Mexiko im Krieg.«
Josephina nickte beeindruckt.
Nach dem Rundgang durch das Kapitol schlenderten die beiden durch die Parkanlage. Josephina gefielen am meisten die vielen zutraulichen Eichhörnchen, die seit Ewigkeiten den Park um das Kapitol bewohnten. Neben den Eichhörnchen fiel in Austin noch eine andere Tierart auf, vor allem durch ihr seltsames Geschrei: Tausende von Dohlengrackeln – schwarze Vögel aus der Familie der Stärlinge, wie von Hitchcock geschaffen – bevölkerten den Park und die Lebenseichen entlang der Congress Avenue. Diese führte vom Colorado River zum ›Great Walk‹, dem einhundertfünfzig Meter langen gepflasterten Weg, der vor den Stufen des Kapitols endete.
Tim sang eine Fanfare, als sie früh am Samstagnachmittag die Stadtgrenze von Laredo erreichten. Er parkte den Pick-up außerhalb des Zentrums.
Sofort nach dem Aussteigen tauchten sie in die Laredo George Washington Birthday Celebration ein. Amerikanische, texanische, mexikanische und indianische Kultur war für die nächsten dreißig Stunden ihr Universum. Es war das Wochenende, an dem sie die Entscheidung trafen, noch dieses Jahr ein Kind zu zeugen und zu
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