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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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am Himmel über Washington zu hören. Erfahrene Chefredakteure im ganzen Land wiesen ihre politischen Journalisten an, sich darauf einzustellen, heute länger zu arbeiten. Storydesigner der TV-Stationen machten sich Gedanken über grafische Layouts, die man später brauchen könnte. Präsidentschaftshistoriker saßen bei einem Glas Rotwein über ihren Büchern und ließen dabei den Fernseher nicht aus den Augen.
     
    In Bolligen bei Bern läutete das Telefon. »Ja?«, flüsterte David Isler im Halbschlaf in den Hörer. Es war kurz nach 3 Uhr mitteleuropäischer Zeit. »Unterwegs nach Washington? Danke. Bis später.« Isler stand auf, machte sich einen Instantkaffee und setzte sich gähnend vor den Fernseher.
       Eine halbe Stunde später. Auf der Piste 04 des Reagan National Airports landete, aus Boston kommend, eine Global Voyager. Schneller als sonst rollte der riesige Businessjet nach der Landung durch den nächtlichen Nebel zum Standplatz. Dort warteten einige Limousinen. Mehr als sonst. Die Sicherheitsstufe für den Fahrgast war am Abend auf Anweisung des Secret Service auf ›präsidial‹ erhöht worden.
     
    Kurz nach vier Uhr MEZ. Isler drohte in seinem Stuhl einzunicken, als der Bildschirm schwarz wurde. »This is CNN Breaking News«, meldete eine tiefe Männerstimme. Eine dunkle Schrift vor grellen Farben kündigte eine Eilmeldung an. »Verehrte Zuschauer, wir ändern den Ablauf der Nachrichten und schalten nun direkt ins Verwaltungsgebäude des Kongresses. Dort ist soeben der Sprecher, Art Sinshy, vor die Medien getreten, um eine wichtige Ankündigung zu machen.« Das Bild wechselte in einen mit aufgeregten Journalisten gefüllten Raum. Die Kamera zeigte Art Sinshy, wie er zum mit Mikrofonen voll gestellten Rednerpult schritt.
       »Darf ich um Ruhe bitten, das Wort hat nun der Sprecher des Kongresses, Art Sinshy«, eröffnete seine Assistentin Ralitsa Quigley die Pressekonferenz.
       Sinshy strich mit der Hand über seine silbergrauen Haare. Das Blitzlichtgewitter mutierte zu permanentem Weißlicht.  
       »Meine Damen und Herren«, begann er mit ernster Miene, worauf sofort Stille einkehrte, »heute ist der schwerste Tag in meinem Leben. Nach intensiven Gesprächen mit einer großen Zahl von Senatoren, Kongressabgeordneten, Mitgliedern der demokratischen Partei, und vor allem nach vielen Gesprächen mit Amerikanerinnen und Amerikanern und nach einem Telefonat mit meiner guten Freundin, Präsidentin Adams, habe ich die Entscheidung gefällt, mich für die Kandidatur zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2016 zu bewerben.« Sinshy blickte langsam von links nach rechts, um jedem Fotografen die Gelegenheit zu geben, in diesem Moment seines Lebens ein gutes Foto von ihm zu machen. »Diese Entscheidung ist mir so schwer gefallen wie keine andere in meinem Leben.«
       Perfektes Timing, dachte Isler, Spätnachrichten an der Ostküste, Abendnachrichten an der Westküste. Rechtzeitig vor Redaktionsschluss der Tageszeitungen.
       »Aus einem Gefühl der Pflichterfüllung für unser Land bin ich in eine Situation geraten, die ich mir bis vor wenigen Tagen selbst in meinen schlimmsten Fantasien nicht hätte vorstellen können. Ich werde als Kandidat antreten gegen die Präsidentin und damit gegen einen Menschen, mit dem mich viel verbindet.« Sinshy machte eine Pause und blickte mit glänzenden Augen in die Kameras. »Ich habe mich zu diesem Schritt entschieden, weil die Präsidentin, aus ihrer festen Überzeugung heraus, das Richtige zu tun, an ihrer Kandidatur für eine zweite Amtszeit festhält. Das nötigt mir den allergrößten Respekt vor ihrem Durchhaltevermögen ab. Sie ist nicht bereit, sich Potgate«, wieder blickte er in die Runde und schwieg einen Moment, »und den damit aufgeworfenen Fragen und Schwierigkeiten zu beugen.«
       Breaking News, las Isler, Art Sinshy will Kandidat der Demokraten werden.
       Sinshy führte weiter aus, dass Adams mit ihrer Entscheidung, an der Kandidatur für eine zweite Amtsperiode festzuhalten, ihre Stärke als Frau bewiesen habe. Sie sei eine Frau, die auch in einer schwierigen Situation nicht aufgebe. Damit habe sich jedoch gleichzeitig ein unüberbrückbarer Gegensatz in der Beurteilung der Situation zwischen der Präsidentin und Kreisen in der demokratischen Partei aufgetan. Ein Gegensatz, der nur von den Wählern aufgelöst werden könne. Aus diesem Grund habe er sich entschlossen, dem Druck seiner Freunde nachzugeben und ihren

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