EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
der Frage, was zur Kollision des Airbus mit einem Businessjet über dem Pazifik geführt hatte. Er wusste, dass die Erklärungen der Nationalen Transportsicherheitsbehörde fadenscheinig waren. Sie behauptete immer noch, die Piloten der Citation seien von der direkt ins Cockpit scheinenden Sonne geblendet worden und hätten so die Annäherung an den Airbus nicht bemerkt. Nach genauer Berechnung hatte Isler aber herausgefunden, dass auch von der Flughöhe der beiden Jets aus gesehen die Sonne zum Zeitpunkt der Kollision bereits seit acht Minuten hinter dem Horizont verschwunden war. Außerdem fragte er sich, wieso die Kollision ausgerechnet von einem Flugzeug verursacht worden war, das von einer Firma betrieben wurde, deren CEO, Peter Pretorius, aus dem Geheimdienstumfeld stammte. Er hielt es für möglich, dass im Cockpit des Businessjets keine Piloten gewesen waren. Ferngesteuerte Flugzeuge waren nichts Neues.
Isler hatte die wagemutige These aufgestellt, dass man nur den einzigen Politiker an Bord des Airbus, Eugene Moore, auf unauffällige Art hatte umbringen wollen. Doch er konnte nichts über Moore herausfinden, das diese These gestützt hätte. Moore war schon lange nicht mehr politisch aktiv – wenn man von seiner Mitgliedschaft in der obskuren Legislator’s Conference for Global Government absah. Zwar hatte Isler herausgefunden, dass Moore und Sinshy miteinander bekannt waren. Aber auch dieses Detail war, abgesehen vom aufregenden Moment der Entdeckung, nichts, was ihn weiterbrachte. Das Faktum, dass die Filmproduktionsgesellschaft, EXCESS Film Productions in Los Angeles, die den Airbus gemietet hatte, einen CEO hatte, der Chef und Inhaber einer privaten Söldnerfirma war, warf weitere Fragen auf, gab aber keine Antworten.
Isler wusste, dass es nicht das erste Mal war, dass US-Behörden die Öffentlichkeit täuschten. Die im Sommer 1996 vor Long Island abgestürzte Boeing 747 der TWA war ohne Zweifel von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Trotzdem behauptete das FBI, das die Untersuchungen kurz nach dem Unglück von der NTSB übernommen hatte, Ursache sei die Explosion eines Treibstofftanks gewesen. Isler konnte sich gut an den Vorgang erinnern. Auch an die Animation, die – sinnigerweise von der CIA gemacht – den Fernsehanstalten zur Verfügung gestellt worden war. Sie sollte beweisen, dass hunderte von Augenzeugen den sich nach oben bewegenden Lichtstrahl falsch interpretiert hatten. Es sei nicht eine vom Boden zum TWA-Jumbo aufsteigende Rakete gewesen, sondern der Lichtschein des brennenden Jets, der nach dem Verlust des gesamten Rumpfs vor dem Flügel noch eintausend Fuß in die Höhe geschossen sei. »It was not a missile!« , hatte eine tiefe Männerstimme aus dem Off eindringlich verkündet. Seit dem Zeitpunkt wusste Isler, dass es eine Rakete war. Er konnte sich erinnern, dass er damals – er hatte gerade beim SND als Assistent begonnen – gedacht hatte, er würde die Verantwortlichen für die CIA-Animation fristlos entlassen: Das Video war so plump gemacht, dass jeder halbwegs intelligente Mensch sofort denken musste, man wolle ihn manipulieren.
Allerdings musste Vertuschung nicht Involvierung bedeuten. Es konnte auch sein, dass man gravierende internationale Konsequenzen vermeiden wollte.
Solche von Analysten wie Isler aufbereiteten Hintergründe waren für den Bundesrat nicht von existenzieller Bedeutung. Aber als gut organisierter Staatsapparat wusste die Schweizer Regierung gerne mehr, als in den Zeitungen stand.
So war die Zeit bis August für Isler als Analytiker nicht gerade sehr erhebend gewesen. Berge von Fragen fanden keine Antworten.
Alles änderte sich, nachdem er am Abend des 4. August 2016 seiner Tochter Olivia die Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatte.
»... und von diesem Tag an feierten alle Tiere gemeinsam ein großes Fest, wenn der Mond voll am Himmel stand.« Isler klappte das Buch zu.
»Daddy?«, kündigte Oliva an, dass sie ihm noch etwas erzählen wollte, und kuschelte sich dabei in ihrem Bett zurecht.
»Ja?«, fragte er im selben Tonfall zurück.
»Heute habe ich Mickeymann gesehen.« Sie strahlte ihn an.
»Mickey Mouse«, korrigierte er.
»Nein!«, protestierte sie und machte ein beleidigtes Gesicht. »Mickeymann! Mickeymann!«
»Welchen Mickeymann?«
»Mickeymann im Fernsehen! Weißt du, Mickeymann im Hotel in Denf!«
Isler verstand nicht. »Welchen Mickeymann?«,
Weitere Kostenlose Bücher