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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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den Kaimauern zu beiden Seiten. Rawlins verlangte eine simulierte Annäherung und bekam ein Bild von der Sonde, wie sie auf die Kaimauer rollte und unvermutet durch die solide aussehende Brücke nach vorn sackte; und als die simulierte Sonde rückwärts rollte, um ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen, kippte die ganze Kaimauer vornüber und warf sie in die feurige Grube. Schlau, dachte Rawlins und erschauerte.
    Die echte Sonde hatte inzwischen die Blöcke überstiegen und kam unbeschädigt auf der anderen Seite hinunter. Drei Minuten und acht Sekunden waren vergangen. Ein gerades Straßenstück, das nun folgte, erwies sich als genauso sicher wie es aussah. Es war zu beiden Seiten von hohen, fensterlosen Gebäuden mit glatt aussehenden Fassaden flankiert, die das Sonnenlicht in moiréartigen Mustern auf die Straße reflektierten. Als die vierte Minute begann, wich die Sonde einer schirmförmigen Ramme aus, die mit vernichtender Gewalt niedersauste. Achtzig Sekunden später umging sie eine wegkippende Pflasterplatte, die sich in einen gähnenden Abgrund öffnete, entging mit Mühe und Not fünf aus dem Pflaster emporschießenden Klingen und gelangte auf eine Art Transportband, das sie genau vierzig Sekunden lang rasch weitertrug.
    Diese ganze Strecke war schon vor langer Zeit von einem irdischen Forscher namens Cartis erkundet worden. Er hatte seine Erfahrungen im Labyrinth über Sprechfunk geschildert, war aber nach fünf Minuten und dreißig Sekunden verstummt. Vermutlich hatte er den Fehler gemacht, das Transportband nicht in der einundvierzigsten Sekunde zu verlassen. Seine Gefährten außerhalb des Labyrinths, die Funkkontakt mit ihm gehalten hatten, wussten nicht zu sagen, was aus ihm geworden war.
    Die Sonde rollte nun auf ein Tor zu, das allem Anschein nach die äußerste Zone des Labyrinths gegen die nächste abgrenzte. Jenseits des Tors lag ein weiter, freundlich aussehender Platz, umgeben von lampionähnlichen Körpern aus einer perlig schimmernden Substanz.
    Rawlins sagte: »Ich bin in der siebten Minute, und wir gehen immer noch, Boardman. Voraus scheint ein Tor in die nächste Zone zu führen. Vielleicht sollten Sie sich einschalten und meinen Bildschirm beobachten.«
    »Wenn Ihre Sonde es noch zwei Minuten macht, werde ich es tun«, antwortete Boardman.
    Die Sonde verhielt vor dem Tor und untersuchte es mit ihren elektronischen Detektoren. Dann rollte sie weiter, von der Ungefährlichkeit der Öffnung überzeugt. Im nächsten Moment schlugen die Seiten des Tores wie die Backen einer gewaltigen Presse abrupt zusammen und zerstörten die Sonde. Rawlins' Bildschirm wurde dunkel. Rasch schaltete er auf eine der fliegenden Spionzellen um und sah seine Sonde auf der anderen Seite des Tores liegen, plattgedrückt wie ein Stück Walzblech.
    »Meine Sonde ist vernichtet«, meldete er Boardman. »Sechs Minuten und vierzig Sekunden.«
    »Wie erwartet«, kam die Antwort. »Wir haben nur noch zwei Sonden laufen, darunter eine lebensgroße. Schalten Sie um, dann können Sie selbst sehen.«
    Eine Schemazeichnung des gesamten Labyrinths erschien auf Rawlins' Bildschirm. Es war stark vereinfacht und stilisiert, und wo eine Sonde zerstört worden war, war ein kleines x eingezeichnet. Nach einigem Suchen fand Rawlins den Weg, den seine eigene Sonde genommen hatte. Das x war genau an der Grenze zwischen der äußersten und der nächstinneren Zone eingezeichnet. Sie war tiefer als die meisten anderen ins Labyrinth eingedrungen, aber er musste über den kindischen Stolz lächeln, den er bei dieser Entdeckung empfand. Zwei Sonden bewegten sich noch immer einwärts. Eine war bereits in der zweiten Zone, während die andere sich durch eine Passage bewegte, die gleichfalls einen Zugang in diesen Bezirk zu bieten schien.
    Die Schemazeichnung verschwand, und Rawlins sah das Labyrinth, wie es durch die Facettenlinsen einer der beiden Sonden aussah. Dies war die große Sonde, und sie hatte man auf den Weg angesetzt, der als der aussichtsreichste erschien, soweit die Informationen reichten. Diese menschengroßen, auf Gelenkbeinen gehenden Sonden waren nur in beschränkter Zahl verfügbar, und Boardman wollte sie nacheinander einsetzen.
    Rasch bewegte sich der mannshohe Metallkörper durch die barocke Unwirklichkeit des Labyrinths, vorbei an einer golden schimmernden Säule, aus der seltsame, melodische Töne drangen, vorüber an einem Netzwerk glitzernder Metallspeichen und Haufen gebleichter Knochen. Rawlins konnte diese Knochen nur

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