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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Bedingungen erforscht werden könnten.
    Nach einer Weile wurde der Bildschirm wieder hell. Die neuen Sonden waren durchgekommen und versammelten sich nun am achtzehn-Minuten-Punkt in einigem Abstand von der tödlichen Pyramide. Hosteen schickte eine voraus. Sie kam in den Bereich des neutralisierenden Feldes, und ihre Elektronik wurde ausgeschaltet. Sie geriet einen Moment ins Wanken, stabilisierte sich und folgte blind dem Programm, das sie unbeholfen vorwärtsrennen ließ. Um Haaresbreite entging sie der Zerstörung durch die zusammenprallenden Kolben, aber eine zweite Sonde, deren Mechanismus etwas langsamer arbeitete, wurde zermalmt.
    »Gut«, sagte Hosteen. »Wenn wir eine Maschine durchbringen, können wir auch einen Mann durchbringen. Es ist nur eine Sache der Geschwindigkeit, und ein Läufer ist allemal schneller als diese Sonden.«
    Die vorderste Sonde setzte ihren Weg fort. Sie kam siebzehn Meter über die Kolbensperre hinaus, bis sie einer Starkstromfalle zum Opfer fiel, die plötzlich zwei Elektroden aus dem Pflaster hochstieß und ein Feuerwerk von knatternden Blitzen entfachte. Rawlins sah besorgt zu, wie die nächste Sonde diesem Hindernis auswich und nur wenige Meter weiter von einem neuen vernichtet wurde.
    Und bald werden Männer da hineingehen, dachte er. Wir werden da hineingehen.
    Er schaltete sein Gerät aus und ging hinüber zu Boardman.
    »Wie sieht es bisher aus?«, fragte er.
    »Schwierig, aber nicht unmöglich«, sagte Boardman. »Es kann nicht überall so schlecht sein.«
    »Und wenn die ganze Strecke so ist?«
    »Dann wird es eine Verzögerung geben, bis wir genug neue Sonden nachgebaut haben«, grollte Boardman. »Wir werden das ganze verdammte Labyrinth Stück für Stück aufzeichnen, bis wir wissen, wo alle Gefahrenpunkte sind, und dann werden wir es selber probieren.«
    Rawlins sagte: »Wollen Sie auch hineingehen?«
    »Selbstverständlich. Und Sie.«
    »Mit welchen Chancen, heil wieder herauszukommen?«
    »Guten«, sagte Boardman. »Andernfalls würde ich es wohl nicht riskieren. Gewiss, es ist ein gefährlicher Spaziergang, Ned, oder vielmehr eine gefährliche und lange Wanderung, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Man darf dieses Labyrinth nicht emotionell sehen. Wir haben erst angefangen, es zu erkunden. In ein paar Tagen werden wir mehr wissen.«
    Rawlins dachte darüber nach. »Müller hatte keine Sonden«, sagte er schließlich. »Wie hat er das alles überlebt?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte Boardman. »Ich vermute, er hat eine Art sechsten Sinn, der ihn vor Gefahren warnt – und eine große Portion Glück dazu.«

Kapitel 7
     
    Müller beobachtete die Vorgänge auf seinen trüben Bildschirmen. Er sah, dass sie eine Art von Robotern vorschickten. Die Roboter wurden mächtig dezimiert, aber sie kamen in aufeinanderfolgenden Wellen, und jede drang ein wenig tiefer ins Labyrinth vor. Mit der zeitraubenden und kostspieligen Methode des Suchens und Irrens und Weitersuchens waren die Eindringlinge auf der richtigen Route durch Zone H und ein gutes Stück in Zone G gekommen. Müller war bereit, sich zu verteidigen, wenn die Roboter die inneren Zonen erreichten. Einstweilen blieb er ruhig, schoss gelegentlich eine lästige Flugsonde herunter und ging seinen täglichen Verrichtungen nach.
    Trotzdem führten die hartnäckigen Versuche der Eindringlinge indirekt zu einer Veränderung: häufiger als sonst glitten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Es hatte andere Welten in anderen Jahren gegeben; weiche Augen, die in die seinen blickten, Hände in seinen Händen, Lächeln und Fröhlichkeit. Er war zweimal verheiratet gewesen. Beide Ehen hatten nach jeweils mehreren Jahren friedlich geendet. Er war gereist. Er hatte einfache Leute, Professoren, Politiker und Minister gekannt.
    Nun stand er im freudlosen, gleichförmigen Herbst seines Lebens, zufrieden, aber nicht glücklich, frei von den alten Träumen, Begierden und Illusionen, aber ohne Freuden und ohne eine andere Erwartung als die des Todes.
    Die Stadt sorgte für ihn in gewisser Weise. Er hatte eine Wohnung – Tausende von Wohnungen; von Zeit zu Zeit zog er um, nur um eine andere Aussicht zu haben. Alle Häuser waren leere Kästen. Er hatte ein Bett aus Tierhäuten und Fellen, einen Stuhl aus fellbespannten Knochen; sonst brauchte er wenig. Die Stadt gab ihm Wasser. Wilde Tiere durchstreiften das Labyrinth in hinreichender Zahl, dass er niemals an Nahrungsmangel leiden würde, solange er auf die Jagd

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