Exil im Kosmos: Roman (German Edition)
Ihnen reden.«
»Ich bin nicht interessiert. Lieber würde ich mit wilden Tieren reden.«
»Sie reden auch mit mir«, sagte Rawlins.
»Weil es eine Abwechslung ist. Und weil Ihr Vater ein guter Freund war. Und weil Sie ein für menschliche Verhältnisse recht angenehmer Typ sind. Aber ich denke nicht daran, mich unter einen zusammengewürfelten Haufen stieläugiger Archäologen zu mischen.«
»Wenn Sie vielleicht zwei oder drei von ihnen kennenlernen würden«, schlug Rawlins vor, »könnten Sie sich an den Gedanken gewöhnen, wieder unter Menschen zu sein.«
»Nein!«
»Ich sehe nicht …«
»Augenblick!«, unterbrach Müller. »Warum sollte ich mich an den Gedanken gewöhnen, wieder unter Menschen zu sein, he?«
»Nun, weil Menschen hier sind«, sagte Rawlins unbehaglich, »und weil es keine gute Idee ist, sich allzu sehr zu isolieren …«
»Planen Sie irgendeinen Trick? Wollen Sie mich fangen und aus diesem Labyrinth zerren? Kommen Sie, reden Sie, was geht in Ihrem kleinen Gehirn vor? Welche Motive bewegen Sie, dass Sie mich für menschliche Kontakte vorbereiten wollen?«
Rawlins wusste keine Antwort. Boardman nutzte die peinliche Stille, um ihm ein paar arglistige Stichworte zu soufflieren. Rawlins ergriff den Strohhalm und tat, was er konnte.
»Sie stellen mich als einen richtigen Ränkeschmied hin, Mister Müller«, sagte er in gekränktem Tonfall. »Aber ich schwöre Ihnen, dass ich nichts Finsteres im Schilde führe. Ich gebe zu, dass ich versucht habe, Sie ein wenig zu erweichen und mich mit Ihnen anzufreunden, und will Ihnen gern sagen, warum.«
»Das rate ich Ihnen!«
»Es ist wegen der archäologischen Arbeit. Wir können nur ein paar Wochen hier verbringen. Sie leben seit neun Jahren hier. Sie kennen diese Stadt unvergleichlich besser als wir, und ich finde es unfair von Ihnen, diese Kenntnis für sich zu behalten. Also hoffte ich wohl, Sie ein bisschen auflockern zu können, freundschaftliche Beziehungen zwischen Ihnen und mir herzustellen und Sie dann vielleicht zu bewegen, mit mir in Zone E hinauszugehen, um die anderen kennenzulernen, ihre Fragen zu beantworten und zu erklären, was Sie über das Labyrinth wissen …«
»Unfair soll es sein, meine Kenntnis für mich zu behalten?«
»Nun, ja. Anderen wichtige Erkenntnisse vorenthalten, ist eine Sünde.«
»Ist es fair von der Menschheit, mich unrein zu nennen und zu meiden?«
»Das ist eine andere Sache«, sagte Rawlins. »Das liegt jenseits aller Fairness. Es ist ein Zustand, in dem Sie sich befinden – ein unglücklicher Zustand, den Sie nicht verdient haben. Jedermann bedauert, dass er über Sie gekommen ist, aber auf der anderen Seite müssen Sie einsehen, dass es vom Standpunkt anderer Menschen gesehen ziemlich schwierig ist, eine objektive Einstellung zu Ihrem – Ihrem …«
»Zu meinem Seelengestank zu finden«, ergänzte Müller. »Richtig. Es ist ziemlich schwierig, meine Anwesenheit zu ertragen. Darum bin ich bereit, sie Ihren Freunden zu ersparen. Schlagen Sie sich die Idee aus dem Kopf, dass ich mit ihnen sprechen oder Tee trinken oder irgendwelchen Umgang pflegen würde. Ich habe mich von der menschlichen Rasse abgesondert, und dabei wird es bleiben. In diesem Zusammenhang ist es irrevelant, dass ich Ihnen das Privileg gewährt habe, mich zu belästigen. Und über noch etwas will ich Sie belehren: wie ich bereits sagte, ist mein unglücklicher Zustand nicht unverdient über mich gekommen. Ich verdiente ihn mir, indem ich meine Nase in Dinge steckte, die mich nichts angingen, und an Orten herumschnüffelte, wo ich nichts zu suchen hatte. Und ich verdiente ihn mir mit der überheblichen Einstellung, wegen meiner Fähigkeit, solche Orte aufzusuchen, als sei ich ein Übermensch. Hybris. Ich sagte Ihnen das Wort.«
Boardman flüsterte hastig Instruktionen, und Rawlins, mit dem sauren Geschmack von Lügen auf der Zunge, fuhr fort: »Ich habe Verständnis für Ihre Bitterkeit, Mister Müller. Aber ich denke noch immer, dass es nicht recht von Ihnen ist, uns Informationen vorzuenthalten. Ich meine, denken Sie zurück an die Zeit Ihrer eigenen Forschungsreisen. Wenn Sie auf einem Planeten landeten, und jemand hätte wichtige Informationen über den Gegenstand Ihrer Forschungen, hätten Sie dann nicht jede Anstrengung unternommen, an diese Informationen heranzukommen – auch wenn die andere Person bestimmte persönliche Probleme gehabt hätte, die …«
»Tut mir leid«, unterbrach Müller frostig. »Ihr Bemühen mag
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