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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Abteilung. Aber natürlich sagte ich Boardman, dass ich nicht daran dächte. Ich wollte meine Fährte verwischen. Ich regte mich auf und erklärte, es wäre das letzte, was ich tun würde. Ich tauchte für ein paar Monate unter, reiste umher und traf meine Vorbereitungen. Dann quartierte ich mich im Obdachlosenasyl von New Orleans ein, unter meinem richtigen Namen, natürlich, und sorgte dafür, dass bestimmte Leute davon erfuhren. Nach allen denkbaren Ablenkungsmanövern und Taktiken, die mein wahres Ziel verschleiern sollten, mietete ich unter falschem Namen ein Schiff und kam hierher. Boardman hatte recht gehabt. Dies war der richtige Ort für mich.«
    »Wie sind Sie in das Labyrinth gekommen?«, fragte Rawlins.
    »Durch reines Pech.«
    »Pech?«
    »Ich suchte den Untergang«, sagte Müller. »Es war mir gleichgültig, ob ich das Labyrinth überlebte oder nicht. Ich ging einfach hinein und suchte den Weg, der ins Zentrum führte.«
    »Das kann ich nicht glauben!«
    »Nun, Sie können das halten, wie Sie wollen. Es ist wahr, mehr oder weniger. Das Dumme war, dass ich der typische Überlebende bin. Es ist eine angeborene Gabe, vielleicht sogar etwas Paranormales. Ich habe ungewöhnliche Reflexe, eine Art sechsten Sinn, wie man sagt. Auch ist mein Selbsterhaltungstrieb gut entwickelt. Ferner hatte ich Massedetektoren und ein paar andere nützliche Instrumente. So kam ich ins Labyrinth, und wo immer ich Gerippe oder Knochenreste herumliegen sah, hielt ich ein wenig schärfer als gewöhnlich Ausschau, und ich blieb stehen und machte Pausen, wenn mein Bild von der Umgebung vor den Augen undeutlich zu werden drohte. Ich erwartete, in Zone H den Tod zu finden. Ich wollte ihn. Aber ich kam durch, wo alle anderen versagt hatten, weil es mir so oder so nicht viel ausmachte. Das Element der Spannung und Angst fehlte. Ich bewegte mich wie eine Katze, und irgendwie kam ich heil durch die schwierigen Partien, sehr zu meiner Enttäuschung, und hier bin ich.«
    »Sind Sie jemals wieder hinausgegangen?«
    »Nein. Dann und wann gehe ich bis Zone E, wo Ihre Kollegen sind. Einige Male war ich in Zone F. Die meiste Zeit bleibe ich in den drei inneren Zonen. Ich habe mich eingerichtet. Es mangelt mir an nichts. Ich habe Vorräte, und ich gehe häufig auf die Jagd. Und ich untersuche das Labyrinth und bemühe mich, seine Natur und Wirkungsweise zu analysieren. Ich habe eine Menge Aufzeichnungen über meine Entdeckungen gemacht. Ich wette, ihr Archäologen würdet sie gern studieren.«
    »Sicherlich könnten wir eine Menge daraus lernen«, sagte Rawlins.
    »Zweifellos. Ich würde sie zerstören, bevor ich sie einem von euch zeigen würde. Haben Sie Hunger, Ned?«
    »Ein wenig.«
    »Bleiben Sie hier. Ich werde etwas bringen.«
    Müller marschierte davon und verschwand in einem der niedrigen Häuser am zentralen Platz. Rawlins sagte leise: »Es ist furchtbar, Boardman. Er ist offensichtlich geistesgestört.«
    »Lassen Sie sich nicht zu vorschnellen Urteilen hinreißen, Ned«, erwiderte Boardman. »Sicherlich beeinflussen neun Jahre der Isolation die geistige Stabilität eines Menschen, aber als ich Müller das letzte Mal sah, war er schon nicht allzu stabil. Vielleicht spielt er nur mit Ihnen – stellt sich geisteskrank, um Ihr Vertrauen auf die Probe zu stellen.«
    »Und wenn er wirklich durchgedreht hat?«
    »Wenn wir uns an das halten, was wir von ihm wollen, dann spielt es nicht die geringste Rolle, ob er verrückt ist. Es könnte sogar helfen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ist auch nicht nötig«, sagte Boardman. »Entspannen Sie sich. Bisher haben Sie Ihre Sache gut gemacht.«
    Müller kehrte mit einem Teller und einem Becher zurück. »Das Beste, was ich Ihnen bieten kann«, erklärte er. Er nahm ein Stück Fleisch vom Teller und steckte es durch die Gitterstäbe. »Ein einheimisches Tier. Sie essen feste Nahrung, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Müller gab ihm das Wasser. Es schmeckte angenehm frisch und kühl. Während Rawlins trank, ließ Müller sich ohne Umschweife aufs Straßenpflaster nieder und machte sich wortlos über ein zweites Stück Fleisch her. Rawlins fand die Ausstrahlung des anderen nicht mehr so störend, obwohl sie kaum fünf Meter auseinander saßen. Anscheinend entwickelt man eine Toleranz dafür, dachte er. Wenn man lange genug durchhält.
    Nach einer Weile sagte Rawlins: »Würden Sie hinausgehen und meine Gefährten begrüßen – in ein paar Tagen, vielleicht?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Sie würden gern mit

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